Blut Schatten
setzte. Meine Augen blitzten mordlüstern auf. »Wo ist er, Jacques?«
»Uh! Wollen Sie tatsächlich den einzigen Informanten, der Ihnen etwas zu Ihrem Mann sagen kann, in ein Aschehäufchen verwandeln?«
»Sicher nicht«, giftete ich. »Aber ich werde Ihnen verdammt wehtun, bis Sie darum winseln werden, es mir verraten zu dürfen.«
»Dazu sind Sie nicht ...« Er stockte, blickte über mich hinweg und lächelte. »Schnuckelchen, das ist gerade nicht der richtige Zeitpunkt.«
Verflixt! Manche Finten funktionieren immer, egal wie alt sie sind. So auch diese. Noch bevor ich überhaupt mit einer Wimper zucken konnte, knallte ich bereits mit dem Rücken auf den Boden. Der Aufprall drückte mir die Luft aus den Lungen. Ein weiteres Zucken, und er hatte Jason erwischt, bekam zeitgleich jedoch einen harten Schlag, der ihn selbst taumeln ließ. Er stürzte über einen der Stühle, fing sich blitzschnell ab und flog geradezu über die Raumausstattung auf seinen Gegner zu.
Aufblitzende Wurfsterne durchschnitten zischend die Luft. Zwei verfehlten ihr Ziel und schlugen in der Wand ein. Einer traf direkt in seine linke Brustseite. Mit einem Fluch taumelte der Vampir zurück, riss sich die Waffe heraus und starrte Jason erbittert an. »Das Hemd kostet ein Vermögen, Mann.«
Während Jason das Nunchaku elegant kreisen ließ, betrachtete er sein Gegenüber geringschätzig. »Jeder Schmerz dieser Dame hat einen entsprechenden Preis. Ich habe Sie gewarnt. Kannst du aufstehen, Mädchen?«
Ich nickte, ergriff seine Hand und ließ mir aufhelfen. Dabei schäumte ich innerlich über meine Unvorsichtigkeit. Wie hatte mich so ein alter Trick nur aufs Glatteis führen können, verdammt!
»Also gut«, lenkte der nun etwas derangiert wirkende Vampir ein. Dabei fuhr er sich mit den Händen durch die Haare und brachte sie gekonnt wieder in Ordnung. Dann zuckte er mit den Schultern. »Remis, Freunde. Ihr wollt etwas, das ich habe. Und ich wiederum gab mein Einverständnis zur Erbringung einer Dienstleistung, was ich inzwischen mehr als nur bereue. Wie gesagt, ich bin Geschäftsmann. Und es gibt Geschäfte, die auf Ehrenhaftigkeit beruhen.« Er seufzte einmal und schüttelte den Kopf, murmelte mehr zu sich: »Ich hätte nie gedacht, mich das jemals sagen zu hören.«
»Ich entbinde Sie von welchem Einverständnis auch immer. Wo ist mein Mann?«
»Das ist leider nicht möglich, Mrs. McNamara.« Betrübt wackelte er mahnend mit einem Finger. »Es wurde bedauerlicherweise in Blut geschrieben. Wenn Sie mir eventuell bei der Wiederherstellung des Raumes zur Hand gehen könnten, wäre ich Ihnen sehr verbunden. Immerhin hatten wir gemeinsam Spaß.«
Der Typ war einfach unglaublich. Als wären wir nicht mehr anwesend, begann er aufzuräumen, spielte das Geschehene sogar herunter, als eine seiner Angestellten nach dem Rechten sehen wollte, und schickte sie mit einem Scherz auf den Lippen gleich wieder fort. Jason und ich sahen einander ungläubig an. Dann jedoch ergaben wir uns unserem Schicksal und halfen bei der Aufräumaktion.
Kurz darauf saß ich wieder auf dem Stuhl, und das junge, blonde Mädchen mit den Mördernägeln von vorhin manikürte meine Hände. Jason saß mit wachsamen Blicken neben mir. Fast spielerisch ließ er zwei der Sterne durch die Finger seiner freien Hand wandern, während er die andere von Jacques verschönern ließ.
»Das Babyblau beißt sich etwas mit dem Grün Ihrer Hose«, bemerkte er wie beiläufig und nötigte damit dem Vampir ein gequältes Lächeln ab. »Das ist mir bewusst, doch leider hatte ich kein passendes Hemd zur Hand.«
»Äußerst bedauerlich, fürwahr«, frotzelte Jason weiter und zuckte kurz darauf zusammen.
»Hach, wie ungeschickt von mir, mit der Feile abzurutschen«, gab Jacques im gleichen leichten Tonfall zurück. »Ich bin untröstlich.«
»Lassen Sie sich Ihr Lehrgeld erstatten«, brummte Jason.
»Ein brillanter Gedanke, Sir. Bedauerlicherweise verschied mein Lehrmeister schon vor Längerem aufgrund einer plötzlich auftretenden Anämie.«
»Lecker«, bemerkte ich trocken und lächelte dem verwirrt aufsehenden Mädchen unschuldig zu.
Eine gute Stunde und diverse verbale Plänkeleien später waren wir fertig. Voll Bewunderung betrachtete ich meine Hände. Ich konnte mich nicht erinnern, jemals solch perfekt manikürte Nägel gehabt zu haben. Kunstnägel hatte ich abgelehnt, dafür aber einer Nagelverstärkung und einem dezenten Lack zugestimmt. Das Ergebnis war mehr als erfreulich. Und
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