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Blut Schatten

Titel: Blut Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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Kaffee hinunter. Danach erst sah ich Ernestine mit großen Augen an. »Wie hat er denn das geschafft?«
    »Er hat heute Morgen gegen acht Uhr schon mit Detective da Silva telefoniert und alles geklärt. Ich hörte es zufällig, weil er in der Küche telefoniert hat. Ich wusste gar nicht, dass dein Mann jemanden so charmant am Telefon einwickeln kann.«
    »Oh.« Ich warf ihr einen amüsierten Blick zu. »Dazu braucht er nicht unbedingt ein Telefon.«
    Sie erwiderte meinen Blick über den Rand ihrer Tasse hinweg. »Zweifelsohne, Kind. Die geballte Ladung davon habe auch ich bereits mehrfach erfahren dürfen.«
    »Du hast es überlebt«, gab ich zwischen zwei Bissen zurück, und Ernestine lachte. »Natürlich. Allerdings bin ich für solcherlei Übergriffe inzwischen viel zu alt.«
    »Ha!« Mein Eierlöffel erklomm mahnend die Höhe. »Wenn man dich und Dad zusammen sieht, dann kommen an deinen Worten arge Zweifel auf. Ihr turtelt wie zwei Frischverliebte. Also liegt es garantiert nicht am Alter.«
    »Liebe ist nicht das Vorrecht der Jugend, das stimmt«, räumte sie leicht errötend ein.
    Ich legte den Löffel beiseite und schob meine Hand über ihre. »Ihr tut euch gegenseitig gut, Erni. Das freut mich. Dad ist viel gelöster, und du hast dich total verwandelt. Ich hoffe von ganzem Herzen, dass ihr glücklich bleibt.«
    »Danke, Kind. Danke. Du glaubst gar nicht, wie wichtig uns eure Zustimmung ist.«
    »He, wenn du jetzt anfängst zu weinen, dann nehme ich alles zurück.«
    Sie lachte leise und schniefte verstohlen. »Nein, bestimmt nicht. Das spare ich mir für deine Trauung auf.«
    Ich atmete tief durch. »Hoffentlich geht alles gut. Ich habe ein komisches Gefühl im Bauch.«
    Ernestine schüttelte ernst den Kopf. »Keine Bange, du bist nur ein wenig nervös. Es wird alles wunderbar werden, ich habe vorhin die Karten befragt. Und die Karten lügen nicht.«
    »Na, wenn das so ist ...« Ich nahm einen Schluck und zwinkerte der älteren Frau beruhigt zu. Dann brachte ich das Frühstück zügig hinter mich.
    Während Ernestine das Tablett entsorgte, pilgerte ich zur Dusche.
    M it klopfendem Herzen näherte ich mich dem Gebäude, dessen Außenfassade nichts mehr von dem Grauen in seinem Inneren verriet. Die gelben Absperrbänder waren verschwunden, das Siegel an der Haustür entfernt, die Tür selbst verschlossen. Doch die Geschehnisse, die sich hier ereignet hatten, waren mir noch allgegenwärtig, und der Anblick des Gebäudes rief sie nur umso intensiver in mein Gedächtnis zurück.
    Langsam ging ich an der Fensterfront vorbei auf die Tür zu, die zum Treppenhaus für die oberen Etagen führte. Sie befand sich seitlich, wie bei Alistairs Haus, und sie stand offen. Ich blickte auf meine Armbanduhr, es war wenige Minuten vor elf.
    »Darian? Bist du da?«, rief ich in den Flur und erhielt sogleich eine Antwort: »Ja. Komm ins obere Stockwerk. Mr. Riley ist ebenfalls hier.«
    Aufmerksam trat ich ein. Die alte Holztreppe war ausgetreten, abgesplittert und wies einige Risse auf, sie knarrte und stöhnte unter jedem Schritt. Aber sie hielt. Das Geländer war geschwungen, und an diversen Stellen platzte der dunkle Lack ab. Der graue Putz an den Wänden hatte auch schon bessere Zeiten erlebt. Große Flächen blanken Mauerwerks waren an den Stellen zu erkennen, an denen er abgebröckelt war.
    Ich gelangte ins erste Stockwerk. Eine schief in den Angeln hängende Tür verwies auf die dort befindliche Wohnung. Kurz spähte ich hinein, ehe ich die Treppe weiter hinaufging und schließlich die obere Etage erreichte. Hier war gar keine Tür, sondern lediglich eine Öffnung vorhanden, durch die mein Blick ungehindert in den langen, kargen Flur fiel. Da tauchte Darian aus einem der Räume auf und winkte mich zu sich.
    »Darf ich Ihnen meine Frau vorstellen, Mr. Riley?«
    Der kleine, rundliche Mann im dunkelblauen Anzug lächelte mir freundlich zu, klemmte seine Unterlagen unter den linken Arm und reichte mir die Hand. Sein Händedruck war fest und herzlich, der Blick seiner braunen Augen offen und freundlich. »Freut mich, Sie kennenzulernen, Mrs. Knight. Wie geht es Ihnen?«
    Ich klärte den Namensfehler nicht auf, sondern nickte nur. »Danke der Nachfrage, Mr. Riley. Mich freut es ebenfalls.«
    Nachdem die üblichen Höflichkeitsfloskeln ausgetauscht waren, kam der Architekt gleich zum Wesentlichen. Er nahm seine Unterlagen und breitete sie auf dem Fußboden aus. Sie entpuppten sich bei näherem Hinsehen als Blaupausen sehr alter

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