Blut Schatten
hin. Als unsere Lippen sich voneinander lösten, waren wir beide doch recht erhitzt.
Sofort wurden wir umringt. Ich landete in den Armen meines Vaters, der seine Gefühle weniger durch Worte als durch die Festigkeit seiner Umarmung zum Ausdruck brachte. Sogleich wurde ich weitergereicht an Ernestine, die mich auf beide Wangen küsste, unverständliche Sätze stammelte und gegen ihre Tränen ankämpfte. Dann löste mein Bruder Ernestine ab. Er wirbelte mich einmal herum, stellte mich zurück auf die Füße und gab mir einen schallenden Kuss auf die Stirn. Erst jetzt sah ich, dass er ebenfalls den traditionellen Tartan unseres Clans trug. Dann stand schon Maja vor mir.
»Meinen Glückwunsch, Faye. Es war eine wunderschöne Zeremonie.« Sie lächelte gerührt, wirkte aber dennoch irgendwie unentschlossen.
»Ich danke dir, Maja. Es ist schön, dass du da bist.« Kurzerhand öffnete ich die Arme und zog sie hinein, und als wäre der Damm gebrochen, erwiderte sie meine Umarmung ebenso herzlich.
Nur aus den Augenwinkeln heraus sah ich, dass Darian diverse wohlgemeinte und sehr mannhafte Schulterschläge einheimste und lediglich Ernestine ihn kräftig umarmte. Dann tippte Kimberly mir auf die Schulter und erhob Anspruch auf ihre eigene Gratulation. Jason folgte mit einem formellen Handkuss und einem informellen Zuzwinkern. Am Ende stand Steven mit hinter dem Rücken verschränkten Händen vor mir und sah mich nachdenklich an. »Meinen Glückwunsch, Faye. Ihr habt wirklich das Unmögliche fertiggebracht.«
»Danke, Steven. Aber was veranlasst dich, so förmlich zu sein?«
Er lächelte spröde. »Hat sich jetzt nicht einiges geändert, nachdem du Darians Frau bist?«
»Du darfst sie ruhig umarmen, Steven«, erklang Darians amüsierte Stimme, und aalglatt fügte er hinzu: »Aber keine Frechheiten, ich beobachte euch.«
Steven seufzte. »Das war zu erwarten. Kaum verheiratet, verdoppeln sich die Besitzansprüche.« Er nahm mich in seine Arme und gab mir einen vorsichtigen Kuss auf die Wange.
»Verzeihen Sie bitte«, machte sich unsere Standesbeamtin bemerkbar und trat vor uns. »Aber wir müssen noch die Formalitäten regeln.«
»Selbstverständlich. Jason, Alistair? Einmal bitte den Trauschein bezeugen.« Darian winkte sie heran, und auf der breiten Mauer der oberen Terrasse des Belvedere Castle vollzogen wir den letzten, schriftlichen Akt zur Legalisierung unserer Eheschließung. Der Rest war Formsache. Fotos wurden geschossen, jeder musste mal ran. Ich überlegte insgeheim, wie die Bilder mit Darian werden würden, der ja seiner Art entsprechend nicht ablichtbar war. Sollte er auf den Bildern wie erwartet nicht zu sehen sein, bestand immer noch die Möglichkeit, uns in Öl auf Leinwand malen zu lassen.
»Lasst uns unten vor dem Gebäude noch ein paar Bilder schießen«, winkte Kimberly uns alle zusammen. »Das ist als Hintergrund richtig klasse, besonders, wenn die Burg zum Abend angestrahlt wird.«
Also begab sich die ganze Hochzeitsgesellschaft nach unten. Nachdem wir auf der unteren Ebene angelangt und ins Freie getreten waren, sahen wir uns verblüfft um. Lichterloh brannten hier nun mehrere Fackeln, die vorher nicht da gewesen waren. Oder waren sie mir nur nicht aufgefallen?
Kimberly hatte dafür kein Auge. Mit strenger Stimme dirigierte sie uns voran, bis sie schließlich »Halt!« rief. Dann turnte sie um uns herum, schob Darian näher an mich heran, stellte Dad neben mich, Ernestine neben Dad. Maja wurde neben Darian gestellt, musste dann aber weichen, weil Jason diesen Platz einnehmen sollte.
»Wo ist Daddy?«, fragte Kimberly durch den Sucher blickend und winkte dann kräftig mit den Armen. »So geht das nicht. Ernestine verschwindet neben Grandpa total. Sie muss nach vorne. Wo ist Daddy?«
»Hier.« Mit erloschenen Fackeln auf dem Arm kam mein Bruder angelaufen. »Ich musste erst einmal aufräumen.«
Darian zog mich näher an sich heran und seine Augen reflektierten das tanzende Spiel der Flammen. »Habe ich dir schon gesagt, dass ich dich liebe?«
Ich blickte auf den Ring an meinem Finger und lächelte. »Ja, und es auch bewiesen.«
Zärtlich führte er meine Hand an seine Lippen und hauchte einen Kuss auf meinen Ringfinger. Dabei sah er mir tief in die Augen. »Ich fühle mich, als wären mir durch unsere Gelübde schwere Ketten von der Seele genommen worden, Faye. Du hast mich befreit, und dafür liebe ich dich umso mehr.«
Ich wollte etwas sagen, da wurde ich kräftig angestoßen und landete
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