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Blut Schatten

Titel: Blut Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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entstand. Wir folgten der Rosenspur durch den Raum hindurch. Eine schmale Wendeltreppe führte in die nächste Etage, mit Blütenblättern bestreut und von flackernden Teelichtern auf jeder zweiten Stufe erhellt. Ich musste den Rock anheben und vorangehen, um nicht auch noch äußerlich Feuer zu fangen.
    In dem Raum, den wir nun erreichten, waren die Rundbogenfenster unvergittert und sehr hoch. Auch hier flackerten Kerzen, bildeten Rosenblätter einen Teppich, der durch den Raum auf eine Tür zuführte. Vor der Tür wartete ich auf meinen Vater, legte ihm wieder meine Hand auf den Arm und ließ mich ins Freie geleiten.
    Wenige Meter entfernt verbreiteten die Fackeln, die wir schon von unten gesehenen hatten, ihr goldenes Licht in der anbrechende Nacht und erhellten den kleinen, hölzernen Pavillon. Unter seinem Dach sah ich mehrere Personen stehen, nahm sie jedoch nicht vollständig wahr. Sie schienen im Augenblick fast nebensächlich.
    Einzig der blonde Hüne inmitten des flackernden Fackelscheins hielt meinen Blick gefangen. Und selbst auf diese Entfernung hin fühlte ich seinen warmen, bewundernden Blick, unter dem alle Zweifel, die ich noch gehabt haben mochte, sofort verrauchten.
    Für einen kurzen Augenblick verharrte ich in der Bewegung und sog seinen Anblick in mich auf. Er sah fantastisch aus. So wie mein Vater hatte auch er einen traditionellen schottischen Kilt gewählt. Sein Tartan war jedoch nicht in der grünen Farbe der McNamaras gehalten, sondern in einem dunklen Blau, auf dem gelbe, rote und grüne Fäden quadratische Muster formten. Dazu trug er eine schwarze Samtjacke und um den Leib gegürtet die aus weichem Otterfell bestehende Jagdtasche, sporran, auf jeder Seite mit drei langen, dunklen Geißbärten verziert. Das Fangmesser, sgian dhu, steckte in seinem rechten Strumpf, und der Rubin im Griff blitzte im Schein der Fackeln auf. Lediglich die dunklen Schnallenschuhe waren ein Zugeständnis an die Moderne. Sein blondes Haar war mit einem dünnen Lederriemen zu einem Zopf gebunden. Und auch er konnte seine Augen nicht von meinem Anblick losreißen.
    Mein Herz setzte im gleichen Moment aus, wie meine Füße ihren Gang fortsetzten.
    Wenige Sekunden später nahm mein Vater meine Hand von seinem Arm und legte sie vertrauensvoll in Darians. »Pass mir gut auf sie auf, Junge.« Klang seine Stimme brüchig?
    »Bei allem, was mir heilig ist. Das verspreche ich dir, Duncan.« Dann sah Darian mich wieder mit glühenden Augen an. »Dein Anblick raubt mir die Sinne, Faye.«
    Verlegen senkte ich den Blick, kämpfte gegen die aufsteigende Röte, als er seinen Finger unter mein Kinn legte und mich sanft zwang, zu ihm aufzusehen. Doch bevor mehr geschehen konnte, erklang direkt vor uns ein weiblich dezentes Räuspern. Wie ertappte Teenies fuhren wir herum.
    Sie lächelte uns verständnisvoll an, die Frau, die unsere Trauung vornehmen wollte: Silvana Wilson, eine kleine, energische Frau Mitte vierzig, mittelblondes, schulterlanges Haar, eine schmale Goldrandbrille auf der Nase, über die hinweg sie uns erfreut musterte, und in einen aquamarinfarbenen Hosenanzug gekleidet. In den Händen hielt sie eine aufgeschlagene Mappe, in der ich unsere Unterlagen ausmachte.
    »Lass die Dame ihren Job machen, Darian«, flüsterte Dad überaus laut, »dann darfst du sie legal küssen.«
    »Diese Dame oder Faye?«, witzelte es aus der Dunkelheit heraus, und nun wusste ich, wo Steven steckte. Er schob Wache wenige Meter von uns entfernt.
    Ein kurzes Zischkonzert erklang, durchbrochen von Kimberlys Kichern, dann trat erhabene Ruhe ein. Ich spürte Darians Hand an meiner, wie er sie sanft drückte und gleichzeitig signalisierte: Egal, was du vorhast, ich lasse dich nicht gehen.
    Ich drückte sachte zurück. Ich dich auch nicht.
    »Verehrte Gäste, liebes Brautpaar«, begann Mrs. Wilson mit ruhiger, angenehmer Stimme. »In diesem wunderschönen und sehr romantischen Ambiente haben wir uns heute zusammengefunden, um für diese beiden jungen Menschen den Bund des Lebens zu bezeugen und sie mit unseren Wünschen und Gedanken auf den Weg in ihr gemeinsames Leben zu begleiten.« Sie lächelte in die Runde und fuhr fort: »Wenn ich mich im kleines Kreis der Gäste umsehe, ist es eindeutig, dass hier Menschen beisammen sind, die sich in ihrer Gesamtheit schätzen und lieben. Und die das darstellen, was ich Ihnen, liebes Brautpaar, an diesem Abend besonders ans Herz legen möchte.«
    Ihre bernsteinfarbenen Augen erfassten uns, und ihr Blick

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