Blut Schatten
Suiten auf dem gleichen Flur angemietet hatte, entschieden Dad und Jason, sich die andere zu teilen, während Steven bei uns unterkommen sollte. Ich hielt diese Lösung ebenfalls für die sinnvollste, denn Dad wollte Darian und mich nicht stören und auch Jason dachte ähnlich. Und Steven zusammen mit meinem Vater in einer Suite wäre sicherlich alles andere als eine friedliche Konstellation geworden. Von daher landete der große Überseekoffer in dem Schlafzimmer mit Blick zur achtundfünfzigsten Straße. Wir zogen die Vorhänge zu und ließen Steven schließlich aus seinem Gefängnis.
»Wurde ja auch Zeit«, brummte er verstimmt, faltete sich auseinander und entstieg dem Behältnis – nur, um sogleich nach einem schnellen Rundblick mit einem Schreckensschrei zurück in den Koffer zu hüpfen. »Wo sind wir hier? Frankreich? Vorzimmer zur Inquisition?«
»Nein, in einer Suite im Plaza am Central Park. Aber ich möchte dir vorschlagen, das erst später per Blick aus dem Fenster zu überprüfen, da momentan die Sonne scheint«, gab ich gelassen zurück und reichte ihm die Hand, um ihm abermals herauszuhelfen.
Sichtlich beruhigt entstieg er dem Koffer erneut und überprüfte sogleich die Federung des King-Size-Bettes, indem er sich darauf setzte und leicht wippte. Befriedigt nickte er. »Lässt sich aushalten. Durchaus.«
»Deine Tasche steht am Fußende, Steven. Wenn ihr mich entschuldigt?« Damit verließ Darian den Raum. Ich sah Steven kurz an, ehe ich Darian nacheilte.
Die Glastür zur Terrasse stand offen, und ich fand ihn mit den Händen auf das Geländer gestützt vor. Ich wusste, dass er mich gehört hatte, sagte jedoch nichts, sondern ließ mich nur auf der eleganten Sitzbank neben dem ovalen Tisch nieder und sah ebenfalls über die Skyline der Stadt.
»Möchtest du mir sagen, was los ist, Faye?«, hörte ich ihn leise fragen und sah zu ihm hinüber. Er hatte sich zu mir umgedreht und die Arme vor der Brust verschränkt, wobei er mich besorgt musterte.
»Ich bin nur etwas müde«, wich ich aus und wandte den Blick ab. Sogleich war Darian bei mir, kniete sich vor mich und legte mir die Hände auf die Knie. »Du hast fast den ganzen Flug verschlafen. Und du fühlst dich keinesfalls krank an.«
»Jetlag«, probierte ich es erneut und schenkte ihm ein schmales Lächeln. Seine Brauen ruckten nach oben, noch einmal sah er mich prüfend an und seufzte dann. »Na gut. Wie du möchtest.« Er gab mir einen Kuss auf die Stirn und ging zurück in die Suite. Kurz darauf hörte ic
- Kapitel Drei -
G ute neun Stunden später landeten wir auf dem Newark Liberty International Airport Marriott in New Jersey. Ich hatte die meiste Zeit des Fluges verschlafen und einen völligen Schwachsinn zusammengeträumt. Immer wieder war mir ein großer, dunkler Hund mit zotteligem Fell im Traum begegnet. Ständig hatte er die Zähne gefletscht und mich mit seinen schmalen Augen wütend fixiert, aber nicht einmal zugebissen. Fast kam es mir vor, als wolle er mich nur ängstigen und mich vertreiben. Warum? Und vor was?
Doch nun war ich wach, kein Hund in Sicht, und ich erlebte den Überflug über die Stadt mit all ihren Wolkenkratzern im Wachzustand. Als ich einen Blick auf Ground Zero mit seinen Baukränen und Abgrenzungen erhaschte, bekam ich in Erinnerung an das Attentat auf die Zwillingstürme des World Trade Center am 11. September 2001 leichtes Bauchweh. Wie viele Menschen hatten dabei ihr Leben lassen müssen. Einer tiefen Wunde gleich, zeugte die noch kahle Stelle von der eigentlichen Verletzbarkeit dieser riesigen Stadt. Selbst nach der langen Zeit. Würde sie sich jemals wieder davon erholen können?
Ich wandte mich ab, schaute während des Landeanflugs über den Hudson und fühlte mich leicht gerädert. Die Sitze waren zwar sehr bequem, jedoch nicht das Wahre für einen längeren Schlaf, auch wenn Darian mich dabei meist im Arm gehalten hatte. Außerdem kniff und quetschte die Jeans, die ich schließlich heimlich geöffnet und mit dem langen Shirt verdeckt hatte. Daher freute ich mich darauf, mich endlich wieder bewegen zu können.
Nachdem wir endlich gelandet waren und die Maschine eine geeignete Stelle zum Parken zugewiesen bekommen hatte, stellte ich fest, dass wir ein Problem hatten. Jedem Touristen dieser Stadt hätte es gefallen, wie die Sonne über den Dächern der Stadt stand und alles in Wärme und gleißende Helligkeit hüllte. Jedem anderen, nur uns nicht.
»Ich wage zu bezweifeln, dass es heute noch
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