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Blut Schatten

Titel: Blut Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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stand. Er streifte sich dabei Latexhandschuhe über und trat um den Tisch herum.
    »Eigentlich ist er leer«, murmelte Dad und ließ die Verschlüsse aufspringen. »Bis auf einen für Sie unsichtbaren Vampir, den wir in die Staaten einschmuggeln.«
    »Sir?« Die grauen Augen im leicht faltigen Gesicht des Mannes machten deutlich, dass er es für einen schlechten Scherz hielt, und auch seine verkniffene Miene zeugte davon, dass er uns nicht glaubte. Sein Problem.
    Ich lächelte, als der Deckel aufschwang. »Seien Sie bitte vorsichtig, wenn Sie hineingreifen. Nicht, dass Sie gebissen werden.«
    »Sie glauben doch nicht, dass Sie mich mit dieser Masche ...« Er verstummte, als er hineinblickte und den Koffer leer vorfand. Dann sah er wieder auf und uns nacheinander ärgerlich an. »Da ist nichts drin.«
    »Das wurde Ihnen vorher gesagt, Sir«, meinte Jason, und Dad ergänzte: »Nicht ganz. Ich sagte, er würde den Vampir nicht sehen können.«
    Ich ahnte das Unwetter voraus, als E. Jankins seine Hände in die Seiten stemmte und einen Exerzierplatz-Ton anschlug: »Was zur Hölle bezwecken Sie damit? Wollen Sie mich verarschen?«
    »Mitnichten, Sir.« Jason wischte ein imaginäres Staubkorn vom Revers seines dunkelblauen Sakkos. »Sie haben gefragt und eine Antwort bekommen, Sir.«
    »Das hat man nun davon, wenn man ehrlich ist«, knurrte Dad und ließ den Deckel wieder zufallen.
    »Sie halten das wohl für einen Witz, was?«, fuhr uns der Zöllner abermals an, trat wieder um den langen Tisch herum und wies auf die übrigen Gepäckstücke. »Aufmachen!«
    Ergeben öffnete Dad jedes einzelne und ließ den Mann hineinschauen. Natürlich fand er nichts. Wie denn auch? Sämtliche Gefahrengüter und Waffen, unter anderem das Schwert, hatte Darian bei sich, und ich bezweifelte nicht eine Sekunde, dass er sie unbemerkt durch jede Kontrolle bringen würde. Es würde mich auch nicht wundern, wenn er in unserer unmittelbaren Nähe stand, uns beobachtete und kaum einer davon etwas mitbekam.
    Vorsichtig sah ich mich um, ließ meine antrainierten Sinne die Umgebung abtasten. Und fand nichts – bis auf den auf mir ruhenden Blick Jasons, der mein Vorhaben mitbekommen hatte. Ich blickte ertappt zu Boden, sah wieder auf und straffte die Schultern. Warum ließ ich mich ständig einschüchtern?
    »Alles klar, Faye?«, riss Dads Frage mich aus meinen Gedanken.
    »Ja, sicher. Sind wir fertig?«
    »Gleich. Nur noch deine Tasche, dann wurde alles kontrolliert.«
    E. Jankins schien regelrecht verärgert, dass er trotz seiner beinahe übertriebenen Gründlichkeit nichts gefunden hatte. Er ließ sogar nochmals den Überseekoffer öffnen, klopfte erst von außen dagegen und tastete dann erneut von innen die Verkleidung ab. Während dieser Zeit stand Steven verhüllt neben mir und murmelte etwas von »gleich mal in den Hintern beißen, damit der schneller wird.«
    »Wozu brauchen Sie den leeren Koffer wirklich?«, fragte der Mann schließlich, während Steven ungesehen wieder hineinschlüpfte und Dad ihn dann verschloss.
    »Ich möchte ein paar Dinge für meine bevorstehende Hochzeit einkaufen und brauche mir so keinen Koffer mehr zu besorgen«, erklärte ich rasch. »Sie kennen das sicher. Ein paar Kleider, Schuhe, das ganze Drumherum. Verzeihen Sie uns bitte den kleinen Scherz von vorhin. Versteckte Vampire, so ein Quatsch.« Ich lachte gekünstelt.
    »Na ja.« Der Mann grinste mich verlegen an und kratzte sich gleichzeitig am Hinterkopf. »Fast hätten Sie es ja geschafft. Ich hatte schon Wunder was erwartet, was mir aus dem Koffer entgegenspringen würde. Vampire. Daran glaubt doch kein Mensch.«
    »Das ließe sich durchaus ändern«, kam es gedämpft durch den Kofferdeckel, verstummte jedoch, als Dad kräftig dagegen trat, unschuldig tat und hinzufügte: »Sie sollten uns an Halloween erleben. Wir sind da die absoluten Perfektionisten.«
    »So, wie Sie mich grade aufs Glatteis geführt haben, möchte ich das gerne glauben.« Er klopfte meinem Vater fast kameradschaftlich auf die Schulter. »Dann kann ich Ihnen ja nur noch einen schönen Aufenthalt in New York wünschen, Sir.«
    Wir waren entlassen und sahen zu, dass wir fortkamen, eilten durch die automatisch aufschwingende Glastür und hatten nun offiziell amerikanischen Boden unter den Füßen. Spätestens hier wäre auch dem letzten Menschen aufgefallen, wo er sich befand, denn die riesigen amerikanischen Flaggen hingen beinahe überall herum und erschlugen die Ankommenden regelrecht.

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