Blut Schatten
innehielt und mich wieder zu ihm umdrehte. Es war dermaßen normal, dass es mir bisher nie aufgefallen war. Bis jetzt. Unsere Blicke begegneten sich im Spiegel, und Darian hörte auf zu reinigen.
Nachdenklich tippte ich mir an die Unterlippe. »Wieso kann ich dich im Spiegel sehen, wenn du im Gegensatz dazu auf Fotos nicht zu sehen bist?«
»Vergiss nicht, auf deinen Dias aus Manaus war ich zu sehen«, antwortete er ruhig und wischte weiter. »Allerdings nur auf den Negativen. Die Abzüge sind leider nichts geworden. Ich denke, es liegt am Restlicht, das über den Spiegel so oft gebrochen wird, dass es für mein Spiegelbild ausreicht. Hast du Steven in einem Spiegel erkennen können?«
Einen Moment lang musste ich nachdenken, dann nickte ich. »Ja, im Rückspiegel vom Wagen.«
Er war fertig mit dem Waschbecken und drehte sich zu mir um.
»Dann kann es daran liegen, dass du den Blick hast, Faye. Du siehst im Dunkeln so gut wie eine Katze. Du kannst Verhüllungen und Illusionen erkennen und durchdringen. Da ist es nur schlüssig, dass du einen Vampir auch im Spiegel sehen kannst.«
»Hm, demzufolge werden die Fotos mit dir nur für mich Sinn machen, für jeden anderen aber immens viele Fragen aufwerfen.«
»So könnte man es sehen.« Darian kam auf mich zu, legte mir einen Arm um die Taille und schob mich zurück ins Zimmer. Dann ließ er seinen Blick genüsslich über meinen Körper gleiten. »Wir haben jetzt zwei Möglichkeiten, geliebtes Weib. Entweder verursachen wir uns in den Kissen weiterhin gegenseitig eine Gänsehaut, oder wir ziehen uns an, frühstücken gemütlich und gehen anschließend shoppen.«
Ich gab den Anschein angestrengten Nachdenkens und fragte dann: »Hemmungsloses Geldausgeben ohne Rücksicht auf Verluste? Nach Herzenslust dem Einkaufsrausch frönen? Himmel, das wollte ich schon immer mal machen.«
»Ich habe stets vermutet, dass jede Frau auf der ganzen Welt genau dieses Bedürfnis mindestens einmal ausleben möchte. Von mir aus kannst du dir kaufen, was immer du willst.«
»Du bist wirklich mutig, Schatz«, rief ich aus, eilte Richtung Bad und stoppte. »Ich habe nichts anzuziehen. Im Brautkleid kann ich kaum die Geschäfte betreten.«
»Wenn es weiter nichts ist«, meinte er geheimnisvoll, trat an mir vorbei zum Schrank und öffnete eine der Türen. Eine kleine Tasche kam zum Vorschein, und in ihr meine frisch gewaschene Kleidung aus der Staubschlacht. »Damit sollte es gehen, hm?«
Meine Umarmung war entsprechend stürmisch. Lachend fing Darian mich auf, küsste mich und ließ mich wieder los. »Denk dran, du wolltest vorher Nahrungsmittel zu dir nehmen, Liebes. Erst danach darfst du deiner Lust nachgeben.«
Und weil es zu verlockend war, fing ich gleich damit an, indem ich ein opulentes Frühstück auswählte, das Darian beim Zimmerservice bestellte. Danach nahm er aus dem Kühlschrank seine morgendliche Konserve und prostete mir gutgelaunt zu.
Als der Zimmerservice anklopfte, hatte ich geduscht, mich in den hoteleigenen Bademantel gewickelt und auf dem Bett verschanzt, um in der notdürftigen Bekleidung nicht unbedingt von Fremden gesehen zu werden. Mein Mann hatte da weniger Hemmungen.
So hatte er sich lediglich den Kilt umgebunden und öffnete mit blanker Brust die Tür. Das Scheppern und Klirren des Geschirrs auf dem Servierwagen ließ mich wissen, dass die Hotelangestellte ihre Augen überall hatte, nur nicht auf dem Weg vor sich.
»Vielleicht wäre es angebracht, wenn ich Ihnen das abnehme«, lauschte ich Darians belustigt klingenden Worten, und eine weibliche verwirrte Stimme antwortete: »Oh ... Ich ... Nein, das geht schon. Danke schön.«
Ich vernahm das eilfertige Verrücken von Möbelstücken, ein erneutes Klirren und eine gemurmelte Entschuldigung. Dann wurde etwas auf dem Tisch abgestellt. »Wenn Sie hier bitte unterschreiben ... Oh, Verzeihung.«
»Kein Problem. Warten Sie, ich hebe es auf.«
»Ja, danke. Entschuldigen Sie bitte.«
»Haben Sie einen Stift dabei?«
»Natürlich. Moment bitte.« Stoffrascheln. »Bitte sehr.«
Ein Kugelschreiber rollte schwungvoll über Papier, etwas wurde zugeklappt. Darian geleitete sie zur Tür.
»Ich bitte nochmals um Entschuldigung, Mr. Knight. Ich wollte Ihnen keine Umstände bereiten.«
»Machen Sie sich deswegen keine Gedanken. Es ist alles in Ordnung.« Die Tür fiel zu, ich hörte ihn erleichtert seufzen.
»Vielleicht solltest du dir das nächste Mal etwas mehr anziehen, Schatz«, flötete ich zuckersüß,
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