Blut Schatten
während ich locker am Türahmen lehnte und ihm anzügliche Blicke zuwarf. »Nichte jede Frau ist gegen deinen Sexappeal gewappnet.«
Er lächelte gequält. »Vermutlich hast du recht.« Dann ruckte seine rechte Braue hoch, und er schlich geschmeidig näher. »Was heißt hier: nicht jede Frau? Willst du von dir etwa behaupten, immun zu sein?«
Ich bekam keine Gelegenheit zu einer Antwort. Lachend versuchte ich zu flüchten, huschte hinter das Sofa, als er geschwind darübersprang, mich am Handgelenk erwischte und in seine Arme riss. Sein strafender Kuss nahm mir jedes Wort, und ehe wir uns versahen, fielen wir rücklings über die Lehne des Sofas auf dessen Sitzfläche. Doch damit endete es keineswegs, denn Darian unterzog mich sofort einer Kitzelattacke, die in eine wilde Balgerei ausartete, in der er immer darauf achtete, mich keinesfalls zu verletzen. Schließlich fanden wir uns als ein Knäuel auf dem Fußboden wieder, eingeklemmt zwischen Tisch und Sofa, die Beine in meinem Bademantel verheddert.
»Erbarmen!«, rief ich aus, stemmte mich hoch und kämpfte mit dem losen, nassen Gewirr meiner Haare.
Darian schob sie mit einem Unterarm beiseite und grinste mich siegessicher an. Ich gab ihm einen kurzen Kuss und kroch dann rückwärts aus der Umklammerung der Einrichtung heraus.
»Nach Punkten hätten wir wieder einmal Gleichstand, Liebes.« Er kroch mir nach und erhob sich.
Ich hatte mich derweil an die Untersuchung meines Frühstücks gemacht, fand das Gesuchte und füllte Kaffee aus dem Kännchen in die Tasse. Indes blickte ich meinen Mann bemüht vorwurfsvoll an. »Mein Kaffee wird kalt.«
»In diesem Fall, Madame, sollten Sie sich beeilen.« Fürsorglich zog er mir den Stuhl zurecht und bat mich mit einer Geste, Platz zu nehmen. Ich saß, und er griff nach einer silbernen Haube und nahm sie schwungvoll ab. »Es war zu verlockend, Liebling. Lass es dir munden.«
Überrascht starrte ich auf den Tellerinhalt, Erinnerungen schossen an meinen Augen vorbei und ein Kichern stieg unaufhaltsam in mir hoch. Ich fiel ein, als Darian vor Lachen schier platzte, und mit tränenden Augen fischte ich eine dunkle Weintraube aus dem Obstsalat. »Gibt es dazu vielleicht Vanillesauce?«
»Hattest du nicht gemeint, dass diese Saucen unnötig kleben?«, erinnerte er mich an das kleinere Intermezzo vor der Küche in seinem Haus in London. Derweil zupfte er die Traube von meiner Gabel und schob sie mir mit den Fingern in den Mund. Dann setzte er sich mir gegenüber an den Tisch und sah mir beim Frühstük-ken zu.
D er Tag allein mit Darian in dieser riesigen Stadt wurde wunderbar. Voll Leichtigkeit und frei von schweren Gedanken nahmen wir nur uns zwei wahr und alberten dabei herum wie ausgelassene Kinder. Wir durchstöberten diverse Geschäfte, probierten an, was uns gefiel, und verkleideten einander gegenseitig in den unmöglichsten Kleidungsstilen. Wir trieben die Verkäufer mit unseren ausgefallenen Wünschen halb in den Wahnsinn und verließen fast jedes Mal ohne etwas gekauft zu haben das Geschäft. Lediglich eine dunkelgrüne, weite Flatterbluse inklusive Top und ein schwarzer, oberschenkellanger Stretchrock aus Samt hatten meinen Geschmack getroffen und durften uns in einer Tragetasche mit dem Logo der Boutique begleiten. Dann tat ich eine Herrenboutique auf und überredete Darian zu einer neuen Jeans. Meine Beichte, ich hätte seine für Jason abgeändert, quittierte er mit einem amüsierten Kuss.
Auf einem Platz vor einem riesigen Kaufhaus lauschten wir eine Weile einer Gruppe Straßenmusikanten, und bevor wir weiterzogen, ließ Darian etwas Geld in deren Gitarrenkoffer zurück. Wir genossen die letzten wärmenden Strahlen der Herbstsonne auf einer Bank und beobachteten den vorbeiziehenden Verkehr. Anschließend durfte ich seine liebevolle Spöttelei über mich ergehen lassen, weil ich mich mit Vanilleeis bekleckert hatte. Mit einem Taschentuch beseitigte ich die gröbsten Flecken und startete einen kläglichen Racheversuch, indem ich meinen Mann zu einem Babyausstatter zog. Niemals hätte ich vermutet, dass er mit einer solchen Begeisterung die einzelnen Abteilungen durchstöbern würde.
Die Spieluhr aus weißem Plüsch in Form eines Einhorns und der weiße Betthimmel mit den eingewebten blassrosa Engelsflügeln, zusammen mit dem passenden Nestchen und der dazugehörenden Bettwäsche, gingen eindeutig auf sein Konto. Hinzu kamen diverse Strampler, Mützchen und Jäckchen in verschiedenen Größen und anderer,
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