Blut Schatten
bestimmt Val Little Leaf, richtig?«
Ein scheues Nicken folgte.
Behutsam streckte ich ihm meine Hand entgegen. »Ich bin Faye, Alistairs Schwester. Hallo, schön dich kennenzulernen.«
Ein fragender Blick zu seinem Vater erfolgte. Nachdem dieser lächelnd genickt hatte, nahm Val zögerlich meine Hand und murmelte: »Hallo.« Dann drehte er auf dem Absatz um und stürmte davon. Schmunzelnd blickte ich ihm nach.
»Heda! Vorsicht!«, scholl keine zwei Sekunden später Alistairs Bariton über den Hof.
»Vermutlich hat er nun meinen Bruder gerammt«, deutete ich den Ruf und sah wieder den Mann vor mir an. Er aber schien für mich keinen Blick mehr übrig zu haben, denn seine ganze Aufmerksamkeit hielt er auf den gerichtet, der nun hinter mir auftauchte.
Ich konnte die abrupt ansteigende Spannung körperlich spüren und seufzte innerlich. Also war dieser Mann noch jemand, der zwar sehen, aber nicht richtig deuten konnte?
»Nein, diesmal nicht«, zischte ich laut, obwohl ich es nur denken wollte. »Einmal hat gereicht!«
»Es wird keinen Kampf geben, Faye«, vernahm ich Darian hinter mir und drehte mich zu ihm um. Seine Augen ruhten weiterhin auf dem Mann gegenüber, doch verriet mir ihr milder Ausdruck, dass seine Worte der Wahrheit sehr nahekamen. Warum hatte ich dabei aber das untrügliche Gefühl, dass ein Kampf längst stattgefunden hatte? Halt nur auf einer anderen Ebene?
Mein Blick flog zurück zu dem Indianer, dessen Züge nun ebenfalls weicher wirkten. Fast schien er zu lächeln. Dann sah er mich plötzlich an, und ich entdeckte das Lächeln, das in seinen Augen tanzte, wenn es seine Lippen dabei auch nicht ganz erreichte. »Alistair hat mir von euch berichtet. Ich sehe, dass er die Wahrheit sprach. Ich bin Thomas Andrews.«
Diesmal nickte ich knapp. »Freut mich. Kann ich euch allein lassen und die Sachen nach oben bringen, oder muss ich weiterhin als Schutzwall zwischen euch stehen bleiben?«
Ich schien es geschafft zu haben, der Mann lachte tatsächlich. »Auch davor warnte mich dein Bruder. Vor deiner spitzen Zunge.«
»Und wen meinst du mit Feuerkopf!«, hörte ich eine kindliche Stimme laut flüstern, der ein Lachen folgte, worauf sofort mein erbostes , «Alistair!« erklang. Sie hatten spioniert?
Eilige Schritte entfernten sich, mischten sich mit lautem Gelächter. Fauchend drückte ich dem perplexen Mann vor mir die beiden Taschen in die Hand. »Ich kriege dich, du Spitzel. Warte nur ab!«
Ich sauste um die Ecke und sah gerade noch, wie ein ölverschmierter Overall hinter dem Werkstatttor verschwand. Eilig setzte ich dem Flüchtenden nach, schoss ums Tor herum, als mich zwei starke Arme von hinten ergriffen und ich den Boden unter den Füßen verlor.
»Lass mich runter, du großer, frecher, ungehobelter Kerl«, zeterte ich lachend und trommelte zurückhaltend auf Alistairs Rücken, während er mich wie einen geschulterten Kartoffelsack zu meinem Mann schleppte. »Ich habe deine Frau erwischt. Willst du sie zurück?«
»Wenn du dich traust, sie abzusetzen, Schwager«, antwortete Darian trocken und ließ seine Taschen fallen, als mein Bruder mich direkt in seine Arme warf. »Schön, dass ihr wieder da seid. Ich hatte euch schon irgendwie vermisst.«
Darian setzte mich kopfschüttelnd ab und griff erneut nach den Taschen. »Es ist schön, zurück zu sein. Wenn ihr mich bitte entschuldigt, ich bringe die Sachen hinauf.«
»Darf ich Ihnen die Taschen abnehmen, Sir?« Jason war in der Tür aufgetaucht und sah uns erfreut entgegen. »Willkommen daheim, Sir. Mrs. Knight. Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Zeit.«
»Durchaus, Jason.« Er übergab ihm die Taschen, nahm die von Thomas entgegen und wies Jason an, voranzugehen.
»Sie sind hoffentlich noch länger hier?«, fragte ich, und der Indianer nickte. »Zwei Tage, wenn Alistair uns so lange duldet.«
»Von mir aus auch über Wochen, das weißt du, Thomas«, entgegnete mein Bruder und klopfte ihm kameradschaftlich auf die Schulter. »Ich muss zurück in die Werkstatt. Nicht, dass Val dort inzwischen alles lahmlegt.«
»Dann sehen wir uns später.« Ich eilte Darian nach.
Dad und Ernstine erwarteten uns oben, und wir begrüßten einander mit herzlichen Umarmungen. Während die Männer sich verzogen, lotste Ernestine mich in die Küche, und gemeinsam mit Kimberly quetschte sie mich über den vorherigen Tag aus. Dann ließen sie sich die Einkäufe zeigen und fielen von einer Begeisterung in die nächste. Das Rennen machten auch hier die
Weitere Kostenlose Bücher