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Blut Schatten

Titel: Blut Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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ruhig.
    Ich seufzte. »Also gut, was willst du wissen?« Ich suchte nach einer halbwegs sauberen Stelle auf diesem Burschen und ärgerte mich gleichzeitig, keine Handschuhe dabeizuhaben.
    »Wer er ist, woher er stammt, wer sein Erzeuger ist. Das ganze Repertoire, Faye.«
    Bei der Erwähnung meines Namens flog der Kopf des Jungen herum, und wenn schon vorher Angst in seinen Augen gestanden hatte, trat nun reine Panik in sie. »Bitte, bitte nicht.«
    »Möchtest du lieber sprechen?«, fragte ich freundlich und streckte gleichzeitig meine mentalen Fühler nach ihm aus, jedoch ohne ihn dabei physisch zu berühren. Leicht wie ein Messer durch weiche Butter glitt ich in seine Gedankenwelt, durchforschte sie und zog mich eilig zurück. Was ich in ihm gelesen hatte, schockierte mich erstaunlicherweise nicht im Geringsten, es überraschte mich lediglich.
    »Er stammt irgendwo aus Harlem, er hat dort mit einigen anderen eine Unterkunft. Die genaue Ecke konnte ich nicht ausmachen, irgendein halb verfallenes Haus. Und er hat mit dem Tod der Obdachlosen vor ein paar Wochen zu tun. Hast du sie getötet?«
    Vehement schüttelte der Junge den Kopf, traute sich aber nicht zu sprechen. Ängstlich huschte sein Blick zwischen meinem Mann und mir umher. Darians Griff an seinem Hals wurde stärker. »Wer genau war es?«
    »Der Dunkle«, krächzte der Vampirjunge zitternd. »Er gab den Auftrag.«
    »Wer ist der Dunkle?«, hakte ich verdutzt nach. Ich hatte nichts dergleichen in seinen Gedanken vorgefunden. Wobei ich gestehen muss, dass in seinem Kopf ein pubertäres Durcheinander vorherrschte: Kein Gedanke war wirklich gefestigt, und seine Erinnerungen irgendwie verwischt.
    »Er ist ein Schatten, er zeigt sich nicht. Ich weiß nicht, wer das ist«, jammerte der Junge gehetzt und fing sogar an zu weinen.
    »Woher weißt du, wer meine Frau ist?« Darians scharfe Frage durchschnitt das leise Jammern wie ein Peitschenknall. Die Augen des Jungen drohten inzwischen aus seinem Gesicht zu fallen. »Er hat ihren Namen genannt. Sie ist gefährlich, hat er gesagt. Er hat uns Angst gemacht.«
    Ich sah Darian ratlos an, und grimmig erwiderte er meinen Blick.
    »Bist du gefährlich?«, klang es da kleinlaut von unten und der Junge sah mich groß an. »Du siehst nicht gefährlich aus.«
    »Du auch nicht«, gab mein Mann statt meiner zurück. »Man darf sich davon nicht täuschen lassen. Hast du noch Fragen an ihn, Faye?«
    Ich schüttelte den Kopf. Da knackte es leise, und rieselnde Asche verteilte sich quer über die Motorhaube. Ungerührt wischte Darian sie fort, klopfte seine Hände ab und öffnete die Fahrertür. »Komm, wir haben etwas zu erledigen.«
    Ich stieg ein. »Ist es möglich, dass du den Burschen kanntest?«
    »Ja. Er war einer unserer Besucher letzte Nacht.«
    »Derjenige, den du verfolgt hast? Alistair meinte, du wärst verflixt schnell gewesen. Ich glaube kaum, dass der Bursche schneller war als du.«
    »Nein, er war nicht schneller. Ich ließ ihn laufen. Das war ein Fehler, den ich nicht noch einmal machen werde.«
    »Du hast ... Fein. Und warum durfte ich eben die Drecksarbeit leisten?«
    »Du brauchst ab und an Übung. Abgesehen davon habe ich die Hände voll von Asche.« Damit drehte er den Schlüssel um, und wir fuhren los.
    Eine Weile schwiegen wir. Darian fuhr, ich blickte aus dem Seitenfenster auf die vorbeifliegende Umgebung. Jeder hing seinen Gedanken nach. Nach einigen Minuten brach ich das Schweigen: »Wenn etwas so schnell ist, dass es einen alten Vampir abhängt, muss es logischerweise noch älter als der alte Vampir sein, richtig?«
    Ein Seitenblick streifte mich. Und obwohl es offensichtlich war, fragte er: »Worauf möchtest du hinaus, Faye?«
    Nun sah ich Darian direkt an. »Wenn es also nicht der Junge war und gleichzeitig Alistair nicht Schritt halten konnte – wen oder was hast du dann letzte Nacht verfolgt?«
    »Etwas Altes«, gab er zurück, blickte dabei weiter auf die Straße. »Etwas sehr Altes, Faye.«
    Die Straße, in der die Werkstatt lag, kam in Sicht. Daher beschloss ich, vorerst zu schweigen. Ich konnte später weiter nachfragen -wenn ich seine letzten Worte verdaut hatte.
    Kimberly empfing uns Kuchen kauend und mit der Information, dass der Architekt angerufen hatte und mitteilen ließ, die Pläne seien fertig. Val spielte mit Jason Pferd und Reiter und ließ sich von seinem Pferd auf den Schultern über den Hof tragen. Dad und Ernestine hatten sich abgesetzt, um den restlichen Nachmittag allein zu

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