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Blut Schatten

Titel: Blut Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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Dann war er verschwunden.
    »Worauf warten wir noch?« Schon zog ich Darian zum Aufgang. »Er entwischt uns.«
    Eine Sekunde noch zögerte er, dann setzte er sich in Bewegung und Hand in Hand stürmten wir die Stufen hinauf. Kurze Orientierung im oberen Bereich, dann wies Darian an den diversen Kiosks und Fahrtautomaten vorbei Richtung Ausgang. Wir rannten hinaus und zurück auf die Straße. Abermals sah ich Letavian uns gegenüber auf der anderen Straßenseite stehen. Es war, als wolle er, dass wir ihm folgten. Was hatte er vor?
    »Darian ...«
    »Ich weiß, Faye. Du schreist.« Mein Mann ließ sein Gegenüber nicht aus den Augen. »Ich weiß auch nicht, was genau er vorhat.«
    »Folgen oder nicht folgen ... Au!« Aus dem Augenwinkel heraus hatte ich ihn wahrgenommen, den flinken Schatten, doch meine Reaktion war zu langsam. Ein brennender Schmerz breitete sich blitzartig an meiner rechten Seite aus, jagte meine Nervenbahnen entlang und wollte in ihnen einen Kurzschluss verursachen. Instinktiv kämpfte ich dagegen an und legte meine Hand an diese Stelle. Da knickte ich leicht ein und rang um Atem. Sofort schlang Darian seine Arme wie einen undurchdringlichen Schutzmantel um mich. Er hob mich hoch und trug mich in das nächste Diner.
    Im hinteren Bereich setzte er mich auf der verschlissenen, roten Kunstlederbank ab, ging in die Knie und schob vorsichtig meine Hand beiseite. Ich sog erschrocken die Luft ein, als ich etwas Blut an meiner Hand entdeckte. Ängstlich sah ich meinen Mann an, der sogleich meine Jacke beiseiteschob und den Pullover anhob, um sich die Verletzung anzusehen. Ich hörte ihn leise fluchen.
    Der Mann nebenan dürfte sich gewundert haben, wieso die Servietten auf dem Tisch vor ihm wie von Geisterhand verschwunden waren. Und die Frau schräg gegenüber würde vermutlich gleich ihre Wasserflasche vermissen. Zudem würde der Betreiber Gespenster vermuten, wenn ihm auffiel, dass im Regal hinter seinem Tresen nun eine Flasche hochprozentiger Alkohol fehlte. Unsicht-barkeit hatte so seine Vorteile, insbesondere, wenn man sie auf Personen und Gegenstände in seiner ummittelbaren Umgebung ausdehnen konnte. Vielleicht sollte ich Darian doch einmal fragen, wie er zu seinem finanziellen Wohlstand gekommen war.
    Behutsam tupfte Darian das Blut ab, wusch mit dem Wasser die Hautabschürfung aus, tränkte die Servietten mit dem Schnaps und presste sie auf die Verwundung. Sie hatte wie einer oder mehrere breite Kratzer ausgesehen, nicht tief, nur die oberen Hautschichten betreffend. Doch der Alkohol brannte höllisch. Nach einigen Minuten hob ich vorsichtig einen Arm und streckte mich. Es tat noch übel weh, war inzwischen aber auszuhalten.
    Echte Sorge stand in Darians Blick. »Das hätte nicht passieren dürfen, Faye.«
    »Ich war auch abgelenkt«, gab ich betreten zurück, knotete mein Haar zusammen und schlüpfte aus dem Ärmel. Dabei drehte ich ihm den Rücken zu. »Nimm das Pflaster vom Kratzer an der Schulter und pack es auf diesen hier. Damit sollte es gehen. Und dann will ich dieser feigen Ratte persönlich in den Arsch treten.«
    »Bist du sicher?« Er zog es ab und befestigte es auf der neuen Abschürfung.
    Der Mann vom Tisch nebenan hatte derweil den Verlust der Servietten bemerkt und blickte sich suchend um. Im gleichen Moment hielt die Frau eine Kellnerin auf und erkundigte sich nach ihrem Wasser.
    »Wir sollten besser gehen, Darian.« Ich schlüpfte in den Pullover, warf die Jacke über und erhob mich.
    Genauso unbemerkt, wie wir hineingelangt waren, gelangten wir auch wieder hinaus. Durchs Fenster sah ich gerade noch das ungläubige Gesicht der Kellnerin, die vor unserem Tisch stand und auf die vermisste Wasserflasche, zerknüllte und verschmutzte Servietten sowie einer Flasche Alkohol starrte, neben der eine Fünf-Dollar-Note und ein Zettel mit dem Wort Sorry lagen.
    Von Letavian war nichts mehr zu sehen, was mich nicht wirklich verwunderte. Dafür schien mein Mann recht genau zu wissen, in welcher Richtung er suchen musste. Er blickte die Straße entlang, nahm anscheinend Witterung auf und zog mich fort. Wir eilten die Fifth Avenue Richtung Central Park entlang und legten einen kurzen Stopp auf Höhe des Grand Army Plaza ein. Darian zückte sein Handy und klappte es auf. Ich bekam kaum mit, was er sagte, denn mein Atem meinte zu laut rasseln zu müssen. Verdammt, ich hätte in den letzten Tagen mehr joggen sollen, meine Kondition war im Keller.
    »Taxi?«, fragte er kurz darauf, und ich nickte

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