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Blut Schatten

Titel: Blut Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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genießen. Mein Bruder tobte lautstark durch die Werkstatt und trieb seine Angestellten an, und Thomas hockte irgendwo auf dem Dach und diskutierte vermutlich meditativ mit seinen Ahnen. Und Darian hing am Telefon.
    Ich ging in die Küche und setzte frischen Kaffee auf. Dann trabte ich eine Etage höher und entschied mich für bequemere Kleidung. Aus meinem Rock wechselte in die Jeans, die ich glatt zwei Löcher weiterstellen musste, und die grüne Bluse ersetzte ich mit meinem derzeitigen Lieblingspullover. Eigentlich gehörte er Darian, ein schwarzer Rolli aus Baumwolle, unendlich bequem, herrlich weit geschnitten, und er verdeckte die sichtbare Wölbung des Bauches. Also hatte ich ihn mir einverleibt. Mit Turnschuhen an den Füßen ging ich zurück in die Küche, nahm mir einen Kaffee und ein großes Stück Kürbiskuchen.
    »Wenn es dir recht ist, können wir noch heute die Umbaupläne begutachten, Faye.« Darian betrat die Küche, entnahm dem Kühlschrank eine Konserve und legte sie in die Mikrowelle. Dann sah er auf, mich verwundert an und lachte leise. »Du hast da die Hälfte deines Kuchens hängen.«
    Mit dem Handrücken wischte ich mir übers Kinn und spülte den Rest mit Kaffee hinunter. »Können wir gerne machen. Ich bin gespannt, was der Architekt aus den Vorschlägen gemacht hat.«
    »Ab morgen wird das Haus entkernt«, erklärte Darian auf dem Weg hinunter. »Mr. Riley hat eine Firma organisiert, die das übernimmt. Er meinte, es würde recht schnell geschehen. Aber sicherlich wird er es dir gegenüber nochmals erklären.«
    Nach unendlich langer Zeit fuhr ich mal wieder mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Kimberly benötigte den Van, weil sie zusammen mit Jason einkaufen wollte: Dad war mit dem Pick-up unterwegs. Da das Architektenbüro auf der Fifth Avenue nahe der St. Patrick's Cathedral mit der U-Bahn bequem zu erreichen war, wählten wir diese Variante.
    Das Büro des Architekten lag im fünfzehnten Stock eines großen Gebäudes. Mit dem Fahrstuhl ging es hinauf, dann durch eine große Glastür mit dem eingravierten Namen der Firma. Mr. Riley empfing uns persönlich im Foyer und führte uns zum Besucherraum. Die Pläne lagen auf dem Tisch, und wir machten und sogleich darüber her. Es ging recht flott. Er hatte meine Vorstellungen gut umgesetzt und bis auf ganz wenige Änderungen segneten wir die Entwürfe ab.
    »Ich werde die Änderungen schnellstmöglich durchführen und Ihnen Bescheid geben. Vermutlich schon Anfang kommender Woche«, meinte er beim Abschied. »Mit etwas Glück können wir dann Ende der Woche die ersten Arbeiten vornehmen.«
    Hocherfreut lächelte ich. »Das wäre wunderbar, Mr. Riley.«
    Er brachte uns bis zum Fahrstuhl und empfahl sich.
    »Möchtest du etwas essen, Faye?«
    »Nach dem Kuchenstück bin ich noch ziemlich satt«, gab ich zurück und blickte die Straße entlang. Inzwischen war es dunkel geworden und zudem fing es leicht an zu nieseln. Und obgleich die Straßen mit Taxis verstopft schienen, war es erstaunlich schwierig, eines zu erwischen. So entschieden wir uns abermals für die U-Bahn.
    Die Rush Hour in der Untergrundbahn war alles andere als angenehm. War es zuvor schon recht voll gewesen, schien der Bahnhof nun aus allen Nähten zu platzen.
    »Blöde Idee«, brummte ich missmutig, als mich eine beleibte Dame fast umschubste. Darian hielt mich rechtzeitig fest und verschaffte mir mit einem erbosten Blick entsprechend Platz.
    Wir gelangten schließlich bis an den Bahnsteig. Die richtige U-Bahn kam, die Türen schwangen auf, Passagiere strömten hinaus, andere wieder hinein. Die Türen schlossen sich, die Bahn fuhr ohne uns ab.
    Mit versteinerter Miene hielt Darian eisern meine Hand fest. Verwirrt folgte ich seinem zornigen Blick, sah über das Gleis auf die gegenüberliegende Bahnsteigseite – und wurde blass. Instinktiv flog meine Hand schützend an meinen Hals.
    Nein, ich sah keinen Geist. Dieser dunkelhaarige Mann im langen schwarzen Mantel war definitiv keine Einbildung. Und der silbern aufblitzende Tierkopf des Spazierstocks in seiner Hand ließ keinen Zweifel daran, wer uns mit stechendem Blick von der Gegenseite aus anstarrte. Letavian.
    Ich fühlte deutlich Darians Zwiespalt; spürte seinen innigen Wunsch, augenblicklich diesen Mann zu stellen und mich gleichzeitig beschützen zu wollen.
    Eine weitere Bahn rollte herein, verdeckte kurzzeitig die Sicht. Nachdem sie abgefahren war, konnte ich nur noch den Mantelaufschlag an der Treppe gegenüber entdeckten.

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