Blut Schatten
dem Parkdeck die Wagentür öffnete.
»Ich vermute, es liegt auch an der Anwesenheit deines Bruders.« Er schloss meine Tür, umrundete den Van und stieg ein. Der Zündschlüssel fand seinen Weg ins Schloss, Darians vielsagender Blick fand zu mir. »Emotionen können eine Menge verändern. In diesem Fall sind es sehr positive.«
»Du meinst, sie und Alistair haben sich verliebt?« Ich kicherte triumphierend, als er ein Nicken andeutete. »Ich habe es mir doch gedacht.«
»Es ist offensichtlich, dass -« Er brach ab und starrte aufmerksam in den Rückspiegel. »Verdammt!«
»Was ist?«
Wortlos wies er auf den Außenspiegel an meiner Seite. Ich spähte hinein und erkannte erst einmal nichts Besonderes. »Was meinst du?«
»Hinter dem grünen Rover. Linke Seite.«
Surrend richtete ich den Spiegel auf den Rover aus. Dann sah auch ich die beiden Halbwüchsigen, die sich hinter dem Fahrzeug im Schatten herumdrückten. Sie blickten in unsere Richtung, unterhielten sich leise und gestikulierten heftig. Zwar wunderte es mich schon ein wenig, dass sich hier auf dem Parkdeck zwei etwas abgerissen wirkende Jungs herumtrieben, doch es war nicht allzu ungewöhnlich. Möglicherweise waren sie auf einem Beutezug, durchsuchten unabgeschlossene Wagen nach Wertgegenständen, und unsere Anwesenheit hatte sie dabei gestört.
»Sollten wir nicht die Cops rufen?«, stellte ich erst mal die naheliegendste Frage.
Darian schüttelte milde den Kopf. »Nein, die können da kaum etwas ausrichten. Bleib bitte im Wagen, Faye.« Er öffnete die Tür, sprang heraus und warf sie schwungvoll hinter sich zu.
Die Jungs schraken immerhin zusammen, liefen sich aber nicht fort, als Darian mit energischen Schritten auf sie zuging. Im Gegenteil, sie ließen die Muskeln spielen, meinten sich dem Älteren gegenüber aufspielen zu müssen. Oh. Jetzt verstand ich. Das waren keine Muskeln, es waren mehr ihre Zähne. Gefletschte Reißer leuchteten kurz im künstlichen Licht der Parkdeckbeleuchtung auf. Ungeachtet ihrer deutlichen Kampfansagen schritt Darian weiter auf sie zu.
Ich musste den Spiegel neu ausrichten und griff mir dabei automatisch hinten an den Gürtel, um den Pflock herauszuziehen. Seit dem Erlebnis mit Letavian verließ ich niemals mehr das Haus ohne Stöckchen. Interessiert beobachtete ich das Geschehen. Hatten die Bengel denn überhaupt keine Ahnung, mit wem sie sich da gerade anlegten? Wohl nicht, denn ohne ersichtliche Vorwarnung sprang der Größere der beiden auf meinen Mann zu. Ungerührt trat Darian einen Schritt beiseite, griff blitzschnell zu und hatte den Angreifer direkt am Hals erwischt. Seine Füße baumelten eine Handbreit über dem Boden, fast alle Tritte und Schläge gingen ins Leere und die wenigen, die ihr Ziel fanden, richteten keinerlei Schaden an. Darian ließ den jungen Vampir toben, bis er ermüdete. Derweil hatte sein Begleiter Fersengeld gegeben und war überstürzt vom Parkdeck geflohen.
»Möchtest du oder soll ich?«, wandte Darian sich an mich und drückte den Bengel lieblos gegen die Motorhaube des Vans.
Geräuschvoll öffnete sich das Seitenfenster, und ich blickte hinaus. »Bist du sicher, Schatz?«
»Herrje. Du wolltest doch dabei sein. Also bitte. Deine Entscheidung, Liebes.«
Grinsend verschloss ich das Fenster, stieg aus und trat neben ihn. Und ich musste an mich halten, um nicht mit meinem Mittagessen den Asphalt zu dekorieren.
»Danke, Schatz, jetzt verstehe ich, warum du mir dieses großzügige Angebot unterbreitet hast.«
Darian lächelte müde, und ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder dem Bengel zu. Er stank zum Gotterbarmen. Lebte er in der Kanalisation dieser Stadt? Er sah zudem so aus wie er roch.
Zerrissene Kleidung undefinierbarer Farbgebung, verschmiert und beklebt mit allerhand ekelhaft anmutenden Placken. Selbst sein Gesicht war bei näherer Betrachtung alles andere als sauber. Einzig seine Reißzähne, die er mit lautem Fauchen in meine Richtung bleckte, ließen eine gewisse Form der Mundhygiene erahnen. Sie waren strahlend weiß, scharf und wirkten überaus gesund. Allerdings war mir inzwischen bekannt, dass Vampire nicht unbedingt Aspiranten für Zahnprobleme waren.
»Musst du ihn unbedingt beißen, um Informationen zu erhalten?«, fragte ich meinen Mann, dessen Miene deutlich machte, dieses Vorgehen nicht unbedingt in Erwägung zu ziehen. Inzwischen war die Aggression des Jungen purer Angst gewichen.
»Nein, aber ich müsste ihm noch näher kommen«, antwortete Darian
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