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Blut Schatten

Titel: Blut Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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stoben wir herum, als es hinten auf der Pritsche laut krachte. Dann erkannten wir Steven und atmeten erleichtert durch. »Hey, ihr schnuckeligen Schnecken, euer Lieblingsbeißer ist wieder da.« Feist grinsend winkte er uns zu, stand auf einmal stramm und wies mit großer Geste auf die Straße. »Auf die Gäule, ihr Mannen, es geht voran.«
    »Idiot!«, fauchte Kimberly, wandte sich nach vorn und startete den Wagen. Energisch legte sie den Gang ein, trat aufs Gas und der Pick-up schoss los.
    Schnell hielt ich mich am Armaturenbrett fest. Dabei hörte Steven hinter mir lachen, vergnügt johlen und die imaginären Gäule seines Gefährts lauthals antreiben. Was ritt ihn denn? So kannte ich ihn ja gar nicht.
    Ein kurzer Seitenblick auf Kimberly und mir war klar, dass sie mehr als nur leicht angesäuert war. Ihre verkniffene Miene sprach Bände: zusammengepresste Lippen, schmaler, nach vorn gerichteter Blick und Zornesfalte auf der Stirn. Sie trat das Gaspedal fast durch das Bodenblech; dazu kamen ruckartige Schaltbewegungen, die den Wagen mehrmals gepeinigt aufheulen ließen. So jagten wir mit überhöhter Geschwindigkeit die breite Straße entlang, und ich flehte inständig darum, dass wir nicht von der Amtsgewalt angehalten werden würden.
    Die Brücke hatten wir endlich hinter uns gelassen, die Grenze nach Harlem ebenfalls. Vor uns sprang die Ampel auf Rot. Für einen Moment glaubte ich, Kimberly würde einfach über die Kreuzung schießen, doch auf den letzten Metern trat sie abrupt auf die Bremse. Mit quietschenden Reifen kam der Wagen direkt unter der Ampel zum Stehen. Ich nickte unfreiwillig und vernahm zeitgleich hinter mir einen Unmutslaut. Kurz darauf bemerkte ich einen verschmierten Abdruck auf der Rückscheibe, der auf wundersame Weise Stevens Wange sehr ähnelte.
    »Wow! Schon mal über eine Antiaggressionstherapie nachgedacht, Baby?«, rief er von hinten und winkte mir gleichzeitig mit etwas glasigen Augen fröhlich zu. »Alles klar, holde Maid?«
    Ich fing an, mir ernsthaft Sorgen zu machen. Irgendetwas war Steven nicht bekommen. Doch ändern konnte ich daran erst einmal nichts. Beiläufig blickte ich zu dem Autofahrer neben uns. Er schien nicht zu bemerken, dass wir einen lautstarken Mitfahrer auf der Ladefläche hatten, denn sein Blick war weiter auf die Ampel gerichtet. Zumindest funktionierte Stevens Schutz.
    »Schon mal über eine Diät nachgedacht, Steven?«, brüllte Kimberly indes übellaunig über ihre Schulter zurück.
    Nun sah der Fahrer doch zu uns herüber, und sein Blick war überaus fragend. Ich zog es vor, schweigend im Sitz etwas tiefer zu rutschen. Besser nicht einmischen.
    »Ich bin nicht dick.« Nun klang Steven tief gekränkt, und ich warf Kim einen interessierten Blick zu.
    Die umschaltende Ampel erübrigte eine Antwort. Kimberly gab Gas und der Wagen jagte los. Ein unterdrückter Schrei ließ vermuten, dass wir etwas Wichtiges verloren hatten. Ich fuhr herum und sah nur noch, wie Steven von der Pritsche flog, auf der Straße aufkam, sich mehrfach überschlug und im Rinnstein zum Liegen kam. Sekunden später nickte ich nochmals, als Kimberly den Wagen mit einer Vollbremsung an der Straßenseite stoppte.
    Schon hatte sie die Fahrertür aufgerissen und war hinausgesprungen. Mit wenigen Schritten erreichte sie Steven, der torkelnd auf die Beine gekommen war und sich vor Lachen schier verbiegen wollte. Halbherzig wehrte er die Faustschläge ab, mit denen Kimberly ihn traktierte.
    »... breche ich dir eigenhändig sämtliche Knochen ...«, hörte ich sie wüten, öffnete nun meinerseits die Tür und beugte mich ein wenig heraus. »Kommt ihr zwei klar, oder soll ich Einzelhaft beantragen? Außerdem blockieren wir die halbe Straße.«
    Steven kicherte, hielt plötzlich in der Bewegung inne, schien sich an etwas zu erinnern und tastete danach fieberhaft seine Hosentaschen ab. »Oh nein. Kaputt.«
    »Was ist das denn?« Verwundert starrte ich auf den hellen, gläsernen Gegenstand in seiner Hand, den er aufrichtig zu betrauern schien. Von dem Teil stieg noch etwas Qualm auf, der nach verbranntem Kunststoff roch.
    Kimberly war sofort auf der Hut. »Scheiße! Das ist eine Crack-Pfeife, Faye. Wo hast du das her?«
    »Der letzte Kerl hat irgendwie komisch geschmeckt«, murmelte Steven, kratzte sich hinter dem Ohr und warf den Gegenstand achtlos fort. Dann verharrte er abermals und blickte sich gebannt um. »Ja hallo.«
    »Hörst du was?«, fragten Kim und ich gleichzeitig.
    »Moment«, antwortete

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