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Blut Schatten

Titel: Blut Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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besorgte Stimme.
    »Alles ist in bester Ordnung, Mr. McNamara. Es handelte sich um ein Missverständnis. Der Junge hat sich erschreckt.«
    »Sicher?«
    »Absolut, Sir. Beruhigen Sie bitte Mrs. Morningdale. Niemand kam zu Schaden.«
    Zur Sicherheit schickte ich Dad einen Impuls, der sogleich seine Wirkung erzielte, denn Dad wandte sich tatsächlich zum Gehen. »Nun gut, Jason. Aber falls etwas sein sollte -«
    »- werde ich Sie selbstverständlich umgehend informieren, Sir«, unterbrach er ihn und kehrte kurz darauf zurück.
    Thomas hatte die ganze Zeit über schweigend in der Tür gestanden und alles beobachtet. Nun fühlte ich seinen strengen Blick sehr schwer auf mir lasten. Und noch immer sprach er kein Wort.
    Jason nahm dafür kein Blatt vor den Mund: »Mrs. Knight, wenn Sie den dringenden Wunsch hegen, ihre Gesundheit zu ruinieren, dann bitte nicht in meiner Gegenwart. Miss Kimberly, besorgen Sie bitte warmes Wasser, saubere Tücher und Verbandsmaterial.« »Wo hat dein Vater seine Kräuter?«, warf Thomas ein, als Kimberly schon halb aus der Tür war. Wortlos wies sie auf die Kommode und eilte hinaus.
    Ich warf den beiden Männern einen samtweichen Blick zu. »Das ist wirklich nett gemeint, aber es sind nur ein paar Kratzer, die ich -« Meine Stimme verstummte, als Thomas mit lächelnden Augen und dem Finger an den Lippen direkt vor mir auftauchte und sehr langsam den Kopf schüttelte. Dann vollführte sein Zeigefinger eine drehende Bewegung, und sein Blick machte deutlich, dass Gegenwehr absolut zwecklos war.
    Hilfe suchend wandte ich mich an Jason, der sich jedoch sehr für Thomas' Behandlungen interessierte und mir lediglich ein zuversichtliches Nicken schickte.
    Was blieb mir anderes übrig? Zwar schnaufte ich, aber ich fügte mich. Zumindest für den Moment. Ich zog mein Haar über meine Schulter nach vorn und drehte Thomas den Rücken zu.
    Seine Hände tasteten behutsam die verschrammten Stellen auf meiner Haut ab, zogen das Pflaster ab und untersuchten die Wundränder auf Entzündungen. Sein Haar streifte dabei meinen Nak-ken und kitzelte mich. Ich konnte den Schauer nicht unterdrücken.
    »Kalt?«, hörte ich seine leise Frage und verneinte schnell. Seine Hände verschwanden. »Zuviel Mut ist ungesund«, sprach er und erhob sich.
    Die Schublade der Kommode wurde aufgezogen. Aus den Augenwinkeln heraus sah ich, dass er sie durchsuchte und wieder schloss. Eine weitere wurde geöffnet, er griff zielstrebig hinein und entnahm ihr ein Bündel Stoff. Inzwischen tauchte Kimberly mit Schale, Verbandszeug und Tüchern auf. Thomas wies sie schweigend an, alles neben mir abzustellen. Kurz darauf tauchte er eine graubraune Masse ins Wasser und ließ sie darin einweichen.
    »Es sind getrocknete Pflanzen«, meinte er knapp, als ich neugierig hineinspähte. »Sie wirken keimtötend.«
    Er tauchte ein sauberes Tuch hinein, ließ es vollsaugen und tupfte damit die Wunden ab. Insgeheim hatte ich erwartet, dass es brannte. Aber das tat es nicht. Es kühlte, obwohl das Wasser selbst warm war. Jede Schramme auf meinem Körper wurde auf diese Weise behandelt. Dann nahm er eine Handvoll dieser Kräuter, drückte das Wasser heraus und legte sie auf die Abschürfungen. Eine Mullbinde deckte die Kräuter schließlich ab. Der Indianer arbeitete konzentriert und ohne Unterbrechung. Und alles geschah schweigend. Nachdem er fertig war, blieb er im Schneidersitz neben mir sitzen.
    Die Kräuterkissen passten sich meiner Körperwärme an, und allmählich bemerkte ich sie überhaupt nicht mehr. Jason reichte mir fürsorglich einen Bademantel, den ich mir um die Schultern legte, damit ich nicht fror. Dann verließen er und Kimberly den Raum, wobei Jason Thomas' Sohn mit sich nahm.
    Eine Weile noch saßen wir still nebeneinander, dann durchbrach Thomas das Schweigen: »Du hast ihn gesehen.«
    »Alistair?«, fragte ich, obwohl ich ahnte, wen er meinte.
    Er nickte nur.
    Diesmal blickte ich Thomas an. »Du hast es gewusst.«
    Ein erneutes Nicken folgte.
    »Gehörst du dazu?«
    Nun rutschte er direkt vor mich und sah mich ernst an. »Seit langer Zeit gibt es in meinem Volk Krieger, die die Gestalt ihrer Spirits annehmen können. Aber nur den Willensstärksten unter ihnen ist es möglich, in der Verwandlung ihre eigene Identität zu behalten, ohne die eine Rückverwandlung nicht möglich ist.« Etwas in seinem Blick veränderte sich, entrückte. »Als ich deinem Bruder vor Jahren während eines öffentlichen Pow-Wow-Festi-vals begegnete,

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