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Blut Schatten

Titel: Blut Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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Ahjarvir? Hatte ich noch nie gehört. Was aber nicht zwangsläufig bedeutete, dass er allgemein unbekannt sein musste.
    Ich zog Hose und Pullover wieder an und schlich mich nach unten. Darian war ein guter Lehrmeister gewesen, lautlos bewegte ich mich durch den Gang und blieb von allen unentdeckt. Selbst Jason, der in der Küche saß und in der Zeitung blätterte – wie oft las er dieses Käseblatt am Tag eigentlich durch? – bekam von meiner Anwesenheit nichts mit. Mein Ziel war Alistairs inzwischen relativ aufgeräumte Chaosstube. Und zum ersten Mal stellte ich fest, dass ich im Dunkeln nicht nur sehr gut sehen, sondern auch lesen konnte. Verflixt, wenn ich das eher gewusst hätte, hätte ich mir in der Jugend so manche Nacht mit einer Taschenlampe unter der Bettdecke ersparen können.
    Flugs arbeitete ich mich durch die Titel der im Regal stehenden Bücher. Irgendwo musste das Buch doch sein. Ich hatte sie selbst einsortiert. Nachdem ich alle durchgesehen hatte, ließ ich mich auf der Tischkante nieder. Zu gerne wäre ich jetzt in Darians Bibliothek gewesen. Sie war wesentlich umfangreicher. Na ja, kein Wunder, wenn man schon seit Jahrhunderten solche Werke sammelte.
    Mein Blick fiel auf das dicke, verschlissene Buch auf dem Tisch. Hatte Darian nicht selbst vorgeschlagen, ich könne mich durch den Wälzer arbeiten, wenn ich etwas über ihn erfahren wollte? Es juckte mich in den Fingern, genau das zu tun. Allerdings war fragwürdig, ob der Name Ahjarvir darin auftauchen würde. Wer also war in der Lage, mit dem Namen etwas anzufangen?
    Zwangsläufig landete ich wieder einmal bei Thalion.
    Kam nur mir es so vor, oder hatte Darian kein wirkliches Interesse daran, gewisse Informationen über sich selbst zu erhalten? Er hatte mit Thalion gesprochen, jedoch nur dessen Grüße übermittelt. Verdammt, hier stank allmählich etwas zum Himmel.
    Fünf Minuten später saß ich oben, hielt die Federn in den Händen und konzentrierte mich auf mein Ferngespräch. Thalion. Und ich war freudig überrascht, als über diese Distanz eine Verbindung zustande kam.
    I ch habe dich früher erwartet«, durchschnitt seine ruhige Stimme die Dunkelheit.
    Gelassen erhob ich mich, klopfte halbherzig den Staub von meiner Kleidung und sah mich nach ihm um. Wie so oft hockte er im Lotussitz in einer dunkeln Ecke und schien zu meditieren. Die Kapuze seines dunkelbraunen Umhangs hatte er ebenfalls bis tief ins Gesicht gezogen, dessen Züge ich nur erahnen konnte. Doch sah ich deutlich die funkelnden Augen, mit denen Thalion mich musterte.
    »Entschuldige, ich wurde aufgehalten. Hätte ich vorher anrufen sollen?«
    Spitze Zähne entblößten sich in einem dezenten Lächeln. Der alte Vampir beschrieb eine einladende Geste. »Deine Landungen waren schon schlechter. Setz dich, Kind.«
    »Stimmt, ich habe mich nur einmal überschlagen.« Ihm gegenüber ließ ich mich im Schneidersitz nieder, steckte die Federn in die Hosentasche und nahm seine dargebotenen Hände. »Es ist viel geschehen, Thalion. Und ich brauche deine Erinnerungen.«
    Langsam schlossen sich seine Finger um meine Hände, dann nickte er. »Dann hast du ihn also gesehen. Ich habe mich schon gefragt, wann das geschehen wird.« Seine Augen wurden intensiver, schienen auf einmal von innen heraus zu glühen. »Die Zeit ist nicht mehr fern, Faye, Tochter des Mondes. Es muss befreit werden, was zu lange schon gebunden ist.«
    »Wer ist er, Thalion?«
    Als hätte ich eben die Lektion versaut, erlosch das Glühen augenblicklich. »Kind, es gibt Aufgaben, die musst du alleine lösen.«
    Na herzlichen Dank.
    »In jeder vernünftigen Universität gibt es Professoren, die ihren Schülern bei Fragen und Aufgaben weiterhelfen«, konterte ich erbost. »Du bist mein Lehrer, also hilf mir gefälligst.«
    »Aber nicht, indem ich dir die Lösungen für deine Aufgaben gebe.«
    Ich änderte meine Strategie und sah ihn bittend an. »Informationen, die zur Lösung führen?«
    Abrupt war sein Gesicht meinem sehr nahe. Nasenspitze an Nasenspitze bohrte sein Blick sich in meinen. »Rühr mich nicht mit Erinnerungen, indem du ihre Taktik nutzt, Kind. Du wirst daran verbrennen.«
    »Droh mir nicht, indem du mich mit meiner Großmutter vergleichst, Thalion. Du wirst dein blaues Wunder erleben«, gab ich im gleichen Tonfall zurück.
    Da rückte er ab, und binnen Sekunden war der enge, einem Gewölbe ähnliche Raum unter dem Altar von Darians Privatkapelle von dröhnendem Gelächter erfüllt.
    »Schüler und Lehrer?

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