Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blut Schatten

Titel: Blut Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
Vom Netzwerk:
fühlte ich eine starke Kraft und Unruhe in ihm.«
    »Du hast ihm geholfen, das zu kontrollieren?«
    »Nicht sofort. Wir trafen uns das Jahr darauf erneut und sprachen miteinander. Er hatte sich verändert. Er war erfüllt von Wut und Zorn, und sein Spirit stand kurz davor, loszubrechen. Es hätte deinen Bruder verschlungen. Ich lud ihn ein, meine Familie und mich zu besuchen, und noch im gleichen Monat kam er und blieb bis in den Winter bei uns. Er lernte unsere Sitten und Gebräuche und lehrte auch mich vieles. Eines Morgens war er fort. Ich fand seine Spuren im Schnee, sie führten direkt in die Berge.«
    »Bist du ihm gefolgt?«
    »Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Diese Reise musste er allein antreten.«
    Mir war nicht klar, warum Thomas mir das alles erzählte. Dennoch war ich neugierig geworden und wollte seinen seltenen Redefluss nicht unterbrechen. »Was passierte dann?«
    »Er kam zurück, viele Tage später. Verletzt und verwirrt. Anhand seiner Verwundungen fand ich heraus, dass ein Rudel Wölfe über ihn hergefallen war. Er hatte gegen sie gekämpft und überlebt.«
    Obwohl ich die Antwort fürchtete, stellte ich die Frage: »Wurde er durch die Bisse zu dem, was er ist?«
    Thomas' Blick wurde weicher. »Eine sehr alte Legende besagt, dass die große Mutter, du nennst sie Erde, einige Hüter aus vielen Völkern gleichzeitig zu sich befohlen habe. Aus unserem Volk soll es sich dabei um die Krieger handeln, die sich nicht zurückverwandeln konnten. Als wilde Wölfe würden sie die Wälder durchstreifen, bis ein großer Krieger käme, um sie zu befreien und ihren Platz einzunehmen. Es heißt, wenn einer dieser Hüter eines normalen Todes starb, würde er als Mensch wiederkommen, um mit neuen Kräften seine Stelle neu aufzunehmen. Faye, ich denke, die Geister der Krieger, die den getöteten Wölfen innewohnten und von deinem Bruder besiegt wurden, haben sich mit dem Spirit deines Bruders vereint.«
    Nannte man das nicht multiple Persönlichkeit? Ich fegte den Gedanken sofort beiseite, wobei mir schon klar war, dass jeder Psychologe meine Familie augenblicklich einweisen und in uns ein gefundenes Fressen wittern würde.
    »Hast du die gleichen Fähigkeiten wie mein Bruder?«
    Er lächelte. »Bei meinem Volk gehört der Wolf schon immer zu den stärksten Spirits.«
    Plötzlich schepperte es in meinen Gedankengängen, und ich sah Thomas groß an. »Der Wolf im Park am Tag meiner Hochzeit...« Ich brauchte den Satz nicht zu beenden, denn die Mimik meines Gegenübers war Antwort genug. »Seit wann seid ihr wirklich in New York, Thomas?«
    »Einen Tag vor deiner Hochzeit trafen wir ein.«
    »Hast du Maja beschützt?«
    »Nein.«
    Ich schloss die Augen. Also hatte ich meinen Bruder da schon in voller Aktion erlebt, ihn nur nicht erkannt. Wusste Maja von seiner Wandelbarkeit? Als ich Thomas wieder ansah, schüttelte er kaum merklich den Kopf. »Nur sehr wenigen ist bekannt, wer sie wirklich sind. Viele haben Angst, andere würden es für ihre eigenen Zwecke missbrauchen. Wir wünschen genauso wenig die Entdeckung wie dein Mann, oder die Art, der er ähnlich scheint.«
    Sein letzter Wortlaut ließ mich aufmerken. »Du drückst es aus, als wäre Darian keiner von ihnen.«
    »Sieh in seine Seele, Faye, und deine Worte werden hinfällig«, gab er ruhig zurück. »Du meinst ihn zu kennen, aber du hast ihn nicht erkannt – und er sich selbst auch nicht.«
    »Hast du ihn denn erkannt?«, fragte ich nicht ohne Hintergedanken, denn ich hoffte, endlich mehr Informationen zu bekommen. Doch Thomas hielt sich bedeckt wie immer. Er lächelte nur unergründlich.
    Plötzlich sah er auf und erhob sich. »Dein Mann wird bald zurück sein. Ich werde gehen und wünsche dir eine angenehme Nachtruhe.«
    Und noch bevor ich etwas erwidern konnte, war er verschwunden. Verblüfft blickte ich mich um, doch er blieb fort. Wie er das gemacht hatte, konnte ich mir nicht erklären, aber möglicherweise verfügte er ebenfalls über die Fähigkeit der Verhüllung und war sogar in der Lage, die Anwesenheit anderer zu spüren. Wobei ich zugeben musste, auf diesem Gebiet irgendwie unterentwickelt zu sein. Ich merkte nicht, wenn Darian kam, ich bemerkte ihn nur, sobald er da war. Konnte man das lernen?
    Ich entschied mich, Thomas das nächste Mal danach zu fragen. Zunächst jedoch wollte ich etwas anderes in Erfahrung bringen. Thomas' Bemerkung ließ mich nicht mehr los. Ebenso wie ein Name, den Darian gemurmelt hatte. Wie war der noch gleich gewesen?

Weitere Kostenlose Bücher