Blut Schatten
mit, und ich konnte mir gut vorstellen, wie eine Frau darauf reagierte, die damit noch nie konfrontiert worden war. Meine Erwartungen wurden komplett erfüllt.
Darian war hinter Kimberly getreten und tippte ihr trotz vehementer Gegenwehr der Furie ruhig auf die Schulter. »Du erlaubst?«
»Gerne doch«, ächzte sie, ließ los und sprang beiseite.
Von ihrer Last befreit, fuhr die Erzürnte mit erhobenen Krallen fauchend herum. Blitzschnell langte er zu, hatte sie in Bruchteilen von Sekunden in seine Arme gerissen. Dann lag auch schon sein Mund auf ihren Lippen. Sie protestierte einen Wimpernschlag lang, dann entwich ihr ein langer wohliger Seufzer. Im gleichen Moment schnaufte ich undamenhaft. Musste das sein? Allerdings hatte er sich vorab schon dafür entschuldigt. Da konnte ich mich durchaus ein wenig großzügiger zeigen. Eigentlich ...
Der Kuss dauerte an, ich fühlte meine Großzügigkeit schrumpfen. Endlich ließ Darian von ihr ab und musste sie halten, sonst wäre sie ihm wie Pudding aus den Armen geflossen.
Erst jetzt bemerkte ich, dass sich eine erwartungsvolle Stille über den Platz gelegt hatte, die lediglich vom leisen Hecheln des weiterhin beschäftigten Hundes durchbrochen wurde. Da blickte mein Bruder auf das hormonell erregte Fellbündel hinunter. Was immer der Auslöser war, Sekunden später floh der Hund mit ängstlichem Fiepen.
Indes hatte Darian es geschafft, die weiterhin stumme Pink Lady auf ihre noch leicht wackeligen Beine zu stellen. Einen Arm um ihre Taille gelegt, stützte er sie zuvorkommend und führte sie zum anderen Gebäude hinüber, ihrem fliehenden Hund nach. Dabei sprach er leise und schmeichelnd auf sie ein, was sie mit verzückten Blicken quittierte.
»Was sollte das denn?«, fand Dad seine Stimme als Erster wieder und wies unnötigerweise in Darians Richtung.
»Bombenentschärfung mal anders«, erwiderte Steven lakonisch. »Das hätte ich auch noch hinbekommen.«
»Neidisch?«, hakte Kim nach und rieb sich dabei die rechte Schulter.
Ohne Worte legte ich ihr die Hände auf die Schulter und massierte sie sanft. Sie warf mir einen dankbaren Blick zu.
»Geht wieder an eure Arbeit, die Vorführung ist beendet«, vernahm ich meinen Bruder. Die Männer erhoben sich, einige murrten, andere hielten lachend die Hand auf, Geldscheine wechselten den Besitzer. Sie hatten gewettet? Dann mussten solche Zwischenfälle schon öfter vorgekommen sein.
Während meine Finger ihre Arbeit taten, blickte ich meinen Bruder fragend an. Er kam auf mich zu, schnaufte und hob dann abwehrend die Hand. »Frag nicht, Faye.«
»Gut.«
»Alles okay mit dir, Sohn?« Mein Vater wirkte leicht besorgt, und Alistair sah ihn mit ironisch blitzenden Augen an. »Glaubst du etwa, dass mir diese jaulende Fußhupe irgendwas anhaben kann? Verspürt unter euch auch jemand den dringenden Wunsch nach einem Single Malt?«
»Jederzeit, Al.« Dad schlug ihm herzhaft auf die Schulter, ließ seine Hand dort liegen, und gemeinsam gingen sie zurück ins Gebäude.
Kimberly wackelte mit den Schultern und schob meine Hände fort. »Geht wieder, Tante ... Faye. Danke.« Sie lächelte zaghaft, ich lachte zurück. Dann wandte ich mich an Jason und Steve: »Geht mit Kim wieder rein, ich werde Darian einfangen.«
»Ich glaube, das wird nicht nötig sein, Miss McNamara«, erwiderte Jason und deutete hinter mich. Ich schaute ihn fragend an, er nickte knapp. Also drehte ich mich um, legte den Kopf schief und fragte zuckersüß: »Na, Schatz, Spaß gehabt?«
Darian schenkte mir ein frostiges Lächeln. »Danke der Nachfrage. Selbst ein Quickie wäre noch zu lang.«
»Die Dame schien anderer Meinung zu sein.«
»Sie wird sich nicht weiter daran erinnern können. Bist du etwa eifersüchtig?«
»Ich doch nicht.«
»Wir werden uns derweil empfehlen«, hörte ich Jasons Stimme. Dass er Steven am Arm hinter sich her zog, nahm ich nur noch aus dem Augenwinkel wahr. Meine Konzentration galt mehr dem Mann vor mir.
Darian lachte leise, blickte zu Boden, dann wieder auf. »Du bist eine verdammt schlechte Schauspielerin, Faye.«
Ich fühlte mich ertappt und war selbst ein wenig überrascht. Doch bevor ich etwas entgegnen konnte, zog er mich in seine Arme, drückte meinen Kopf an seine Brust und strich mir übers Haar. Sein Kuss war leicht wie die Berührung eines Schmetterlingsflügels auf blanker Haut, seine geflüsterten Worte jedoch gingen weit darunter: »Nur du, Faye, und niemand sonst.«
Es tat unglaublich gut, das zu hören. So
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