Blut Schatten

lehnte ich mich fester an ihn, kroch regelrecht in seine Arme. Trotzdem ließ mich eine Frage nicht mehr los. Doch es dauerte eine geraume Weile, bis ich sie ihm stellte: »Hast du das bei mir auch angewandt?«
    »Eine Überdosis Pheromone?«
    Hörte ich da ein amüsiertes Glucksen? Tatsächlich. Mit schmalen Augen blickte ich ihm ins Gesicht. »Wann?« Als er nicht antwortete, nur leise weiterlachte, trat ich einen Schritt zurück und boxte ihm gegen den rechten Oberarm. »Wann, Darian?«
    »Entschuldige.« Er versuchte, nach mir zu greifen, erhielt aber zur Unterstreichung meiner Forderung bloß einen weiteren Schlag gegen den Oberarm. »Aua.«
    »Ich will eine Antwort, Darian Knight.«
    Abwehrend hob er die Hände. »Okay, okay, ich ergebe mich.«
    Seine durchtriebene Miene ließ nichts Gutes erahnen, und vorsichtig wich ich einen weiteren Schritt zurück. Er ließ mich gewähren, kam mir nicht nach. Es hätte mich warnen sollen. Vielleicht.
    Erinnere dich, hallten seine Worte durch meine Gedanken. Plötzlich schwappte eine Welle unerwarteter Empfindungen über mich hinweg, weckte dabei Sehnsüchte, die ich nicht unterdrücken konnte. Ich war ihnen ausgeliefert und kämpfte doch dagegen an. Unterdrückte den Impuls, mich ihm hier und jetzt hingeben zu wollen wie eine rollige Katze. Oh, ja, ich erinnerte mich. Erinnerte mich an die erste Nacht in seinem Haus, als ich zum ersten Mal die Federn ausprobiert hatte und per Zufall dort gelandet war. Und ich erinnerte mich noch sehr genau an meine Reaktion in seiner Küche, als er mich, ohne mich zu berühren, in die Höhen ungeahnter Ekstase entführt hatte, die binnen weniger Sekunden in einem heftigen – »Genug!«
    Abrupt endete es, erleichtert atmete ich tief durch. Ich warf ihm einen grimmigen Blick zu. »Du hast mich manipuliert?«
    »Nein. Denn wenn du dich genau erinnerst, Liebes – ich hatte dich vor mir gewarnt.«
    »Hast du mich vor dir gewarnt, weil du wusstest, dass ich darauf anspringen würde? Oder hast du mich vor dir gewarnt, weil du hofftest, ich würde dieser Warnung auch Folge leisten?«
    Grinsend trat er auf mich zu und umfasste mein Gesicht. »Genau deswegen funktioniert es bei dir nicht, Faye.«
    Ich schob seine Hände beiseite. »Erkläre es mir.«
    Darian seufzte unwillig, nickte schließlich. »Also gut. Einfach gestrickte Menschen können zwischen Illusion und Wirklichkeit selten unterscheiden. Sie sind vor Verlangen nach Paarung für alles andere blind. Ihr Trieb besiegt die Rationalität und macht sie so zu willigen Opfern. Je intelligenter ein Mensch aber ist, desto schwieriger wird diese Form der Verführung, denn schlauere Menschen denken nach, bevor sie handeln.«
    »Aha.« Trotz dieser Erklärung war ich noch ein wenig angesäuert. »Und zu welcher Riege gehöre ich?«
    »Dein Intellekt ist gerade so eine Handbreit unter der Außentemp – Aua!« Er sprang beiseite, wich dem zweiten Tritt geschickt aus. »Lass mich ausreden, Faye. Autsch. Gnade!«
    Abwartend war ich stehen geblieben und sah mit. nicht wenig Genugtuung zu, wie er sich das Schienbein rieb. »Nun?«
    »Eine Handbreit unter der – Wehe! – Außentemperatur der Sonne. Puh.«
    »Oh.« Schon bereute ich den Tritt, da erwischte er mich an den Armen, und ich hing über seiner Schulter. Der Schlag auf mein Hinterteil war nur noch pro forma. Während ich mit leicht schriller Stimme meine Freilassung verlangte, trug er mich in aller Seelenruhe zum Hauseingang.

- Kapitel Sieben -
    W as hat euch aufgehalten?«, empfing mein Vater uns sichtlich erheitert, als er die Tür öffnete und Darian mich endlich im Flur absetzte. Selbstredend hatte er am Küchenfenster zugeschaut.
    »Partnerschaftliche Uneinigkeiten«, erwiderte Darian dennoch freiheraus, legte seinen Arm um meine Taille und vereitelte so meine Flucht. Ich blickte ihn gespielt grimmig an.
    »Vom Regen in die Traufe«, witzelte mein Vater zusätzlich, und diesmal war er es, der den echten, grimmigen Blick kassierte.
    »Du solltest deine Tochter besser nicht ärgern, Duncan. Sie vertritt ihre Standpunkte momentan recht energisch.«
    »Davon gehe ich aus, denn das liegt in der Familie«, erklang es hinter uns. Mein Bruder trat aus dem Bad und nibbelte sich dabei mit einem Gästehandtuch die Haare trocken. Ein weiteres hatte er sich um die Hüften geschlungen. Tropfen liefen ihm über den perfekt definierten Oberkörper, der mit Tätowierungen übersät war. Ich erkannte Tribals, die mehrere Tiermotive einschlossen. Einen