Blut Schatten
verdrehte kurz die Augen. »Ja. Lucinda Pester. Die aufgetakelte Nervensäge von nebenan.«
»Was ist nun, Daddy?«, drängelte Kim weiter.
»Schubs sie die Treppe runter?«
Ich riss entsetzt die Augen auf.
»Hat eben schon nicht geklappt, Daddy.«
Ich keuchte.
»Entschuldigst du mich bitte einen Moment, Schwester?«
Ich nickte schnell, entschied mich dann aber um und eilte ihm nach. Im Flur erwischte ich Kim am Arm und zog sie zurück. »Du hast diese Frau allen Ernstes die Treppe runtergeschubst?«
»Abfallentsorgung im Schnellverfahren«, gab sie ungerührt zurück. »Aber diese Plastikpuppe ist härter im Nehmen als gedacht. Die steht immer wieder auf.«
»Du machst Witze.«
»Ja doch«, brauste Kimberly auf. »Was aber nicht heißt, dass ich das nicht irgendwann mal machen werde.«
»Kann es sein, dass ihr die Dame nicht sonderlich schätzt?«, klang es aus dem Gang hinter uns, dann stand Darian neben mir.
»Falls du jemals wieder in einen Hals beißen möchtest«, knurrte Kim erbost, »dieses Weib liefere ich dir sogar frei Haus. Gefesselt und geknebelt. Seit wir hier wohnen, geht die uns voll auf den Geist.«
»Sagte hier jemand etwas von ...«
»Nein, Steven«, riefen Darian und ich gemeinsam aus.
»Ja, ja, is' ja schon gut.« Er trollte sich zurück in die Küche, und ich grinste heimlich, als ich Dads tröstende Stimme vernahm: »Na, wieder kein Glück gehabt?«
Ein undefinierbares Brummen folgte, dann hörte ich Dad und Jason laut lachen. Darian schmunzelte ebenfalls, und ich sah ihn fragend an. Er schüttelte nur leicht den Kopf und wandte seine Aufmerksamkeit der offenen Tür vor uns zu, durch die Kimberly derweil verschwunden war.
»Meinst du, sie brauchen Hilfe?«
Darian lauschte kurz, machte ein abwägendes Gesicht und runzelte die Stirn. »Tendenziell wäre das keine schlechte Idee.«
Ein erneuter Aufschrei erübrigte weitere Vorsichtsmaßnahmen. Fast gleichzeitig rasten wir die Treppe hinunter, aus dem Gebäude und um die Hausecke. Und fast gleichzeitig erfassten wir die Situation, stoppten abrupt und brachen in schallendes Gelächter aus.
Eine gertenschlanke Mittdreißigerin mit einer in undefinierbaren Farbtönen schillernden, hochgesteckten und durch ein pink-farbenes Band gehaltenen Haarpracht und offensichtlich zu viel Silikon im oberen Bereich ihres pink umwickelten Körpers fuchtelte mit knallrot lackierten Fingernägeln wild in der Luft herum und keifte meinen Bruder an. Dieser wiederum wirkte durch ein kleines Fellbündel mit rotem Fleck am Kopf etwas abgelenkt, das sich mit rhythmischen Bewegungen an seinem linken Hosenbein zu schaffen machte. Dieses Fellbündel entpuppte sich bei genauerem Hinsehen als ein Yorkshire-Terrier mit rotem Schleifchen, das Alistair mit hektischen Schüttelbewegungen zu entfernen versuchte. Die Blondine trachtete indes danach, meinen Bruder zu packen, wurde jedoch von Kimberly, die sie von hinten umklammert hielt, an diesem Vorhaben gehindert. Um dem ganzen die Krone aufzusetzen, saßen sämtliche Mitarbeiter der Werkstatt auf den Motorhauben der herumstehenden Wagen und feuerten die Akteure johlend an.
Ein dezentes Räuspern kündete davon, dass wir Gesellschaft bekommen hatten; als ich mich umsah, standen Steven, mein Vater und Jason hinter uns.
»Haben Sie in Erfahrung bringen können, warum die Dame sich dermaßen echauffiert?«, erkundigte Jason sich ungewöhnlich interessiert.
»Soweit ich das vorhin mitbekommen habe«, meinte Steven und ahmte dann Jasons Tonfall nach, »geruhte der werte Kater Breeze der Dame in ihrem Garten in die Astern zu pflastern.«
»Wegen dem Schiss veranstaltet sie so ein Geschrei?«, platzte Dad heraus.
»In diesem Fall wohl eher der Quantität denn der Qualität wegen«, mutmaßte Jason und blickte Darian an. »Wäre es nicht angebracht, diesem ungebührlichen Treiben ein Ende zu bereiten, Sir?«
»Wir sollten das nicht zu sehr auf die Goldwaage legen«, warf Steven breit grinsend ein und trat einen Schritt vor, als Darians Hand sich schwer auf seine Schulter legte. »Lass mal. Besser, wenn ich das mache.« Seine graublauen Augen blickten mich liebevoll an, seine Lippen schickten mir einen Kuss, und seine Stimme hallte in meinem Kopf: Verzeih mir, Liebes.
Die Verwandlung setzte schlagartig ein. Plötzlich wirkte Darian unglaublich charismatisch, schien von innen heraus zu leuchten und strahlte einen Sexappeal aus, der zum Niederknien war. Zum ersten Mal erlebte ich diese Vampir-Fähigkeiten bewusst
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