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Blut Schatten

Titel: Blut Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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vermutet hatte. Und dieses Ding sollte das Heiligtum aller Vampire sein? Lächerlich.
    Darian schien das anders zu sehen, denn er behandelte diese Kiste mit unsagbarer Ehrfurcht und Sorgfalt. Es musste etwas dran sein, denn als ich mich dem Gegenstand neugierig näherte, drückte es sofort wieder auf meinen Magen. Also blieb ich lieber auf Abstand.
    »Ist es das Original?«, fragte ich interessiert.
    Seine Antwort war enttäuschend: »Nein, das ging vor vielen Jahren verloren. Soweit ich weiß, ist es während der Kriege verbrannt worden. Nur sehr wenige Seiten des alten Papyrus sind erhalten geblieben. Ein paar davon hast du als Abschrift bei mir in der Bibliothek gesehen. Aber es gab Gerüchte von einer vollständigen Kopie. Zumindest hielt ich es für Gerüchte.« Fast zärtlich strich er über die alte, brüchige Lederdecke. »Dieses Exemplar ist das einzige noch existierende Werk in kompletter Form.«
    Ich beäugte es skeptisch. »Wie alt ist es?«
    »Gute Frage. Es müsste ein paar Jahrhunderte älter als die Bibel sein. Und es ist verdammt gut erhalten. Ich kann das Alter allerdings nur schätzen.«
    Aha. Demnach dürfte das Copyright dafür längst abgelaufen sein. Wir konnten uns glücklich schätzen, dass es nicht in Stein gemeißelt war. Das hätte vielleicht eine Schlepperei gegeben.
    »Was?«, fragte ich ahnungslos, als Darian und Alistair mich recht merkwürdig ansahen. Dann verdrehte ich verstehend die Augen. »Habe ich wieder zu laut gedacht?«
    »Ach, kommt das öfter vor?«
    »Im Gegensatz zu früher ist es recht selten geworden, Alistair«, meinte Darian trocken und wandte sich wieder dem Kasten zu. »Dann wollen wir doch mal sehen, ob du vollständig bist und sich der ganze Aufwand tatsächlich gelohnt hat. Hast du eventuell Stift und Papier? Und Latexhandschuhe, damit wir die Seiten nicht zerstören?«
    Alistair kramte in der Kommode herum, ich ließ mich in sicherer Entfernung als stiller Beobachter im Schneidersitz nieder.
    G edämpftes Murmeln drang zu mir durch und weckte mich. Kurzzeitig wusste ich nicht, wo ich war. Ich lag vollständig bekleidet auf weichem Untergrund, während mich etwas ebenso Weiches zudeckte. Meinem Tastsinn nach zu urteilen, musste es eine Art Fell sein. Mein Geruchssinn bestätigte diesen Eindruck. Nun war ich doch neugierig genug geworden, um die Augen zu öffnen.
    Als Erstes sah ich eine Kerze, die in einiger Entfernung von mir in einer tönernen Schale auf dem Boden stand. Daneben, der Stilbruch schlechthin, ein moderner Funkwecker und ein ausgeschaltetes Handy. Es war meines. Da diese Gegenstände sich auf meiner Augenhöhe befanden, musste ich zwangsläufig auf dem Boden liegen. Ein prüfender Blick bestätigte diese Vermutung, ebenso wie die, dass es sich bei meiner Decke und dem Untergrund um mehrere Lagen weichen, warmen Felles handelte. Welchem Lebewesen es einst als Schutz gedient hatte, konnte ich jedoch nicht bestimmen.
    Mich weiter umsehend stellte ich fest, dass meine Sicht auf ein paar wenige Meter beschränkt war. Sie endete an hellen Wänden, die anscheinend aus Stoffbahnen bestanden. Die Stimmen schienen von außerhalb der Wände zu kommen, sich aber doch recht nah bei mir zu befinden. Eine Art Zelt? Langsam setzte ich mich auf. Tatsächlich. Ich blickte hoch und entdeckte mehrere Stangen an der Raumdecke, an denen große, schwere Leinentücher befestigt waren, einer großen Kabine ähnlich. Wie war ich denn hierher gekommen?
    Während ich aufstand, bemerkte ich schräg vor mir einen Spalt zwischen den einzelnen Stoffbahnen. Möglicherweise der Ausgang. Mit leisen Schritten trat ich darauf zu, da schlug jemand die Bahn beiseite, und ein Kopf erschien.
    »Hab' ich mich also doch nicht verhört. Darian, Faye ist aufgewacht.« Alistair grinste mich an. Er war vollständig bekleidet, trug ein sauberes und vor allem intaktes dunkelblaues Shirt mit indianischem Aufdruck, dazu eine Jeans. Außerdem die Mokassins vom Vortag. Sein noch feucht glänzendes Haar ließ eine Dusche vor nicht allzu langer Zeit vermuten. »Gut geschlafen?«
    Ich sah ihn verlegen an. »Ja, denke schon. Wo bin ich hier?«
    »Mein Schlechtwetter-Rückzugsraum.« Er zwinkerte mir zu und trat beiseite, als Darian, noch in der Kleidung der nächtlichen Exkursion, hinter ihm auftauchte. »Guten Morgen, Liebes. Oder sollte ich eher Mahlzeit sagen?«
    Wie spät war es? Irritiert warf ich einen Blick zurück auf den Wecker. Oh, schon Mittag durch? Die Uhr zeigte kurz nach eins an.
    »Musst

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