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Blut Schatten

Titel: Blut Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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den richtigen Schlüssel hervor und öffnete den Raum. Während ich hineinspähte, fühlte ich einen leichten Druck auf dem Brustkorb; ich wertete das als Bestätigung meines Verdachts. Mein Ärger wuchs.
    Alistair trat ein und zündete zwei Kerzen an. Dies war also der Raum, in dem ich ihn während meiner Vision gesehen hatte. Wie erwartet war er groß, recht spärlich möbliert und schien über die gesamte Länge des Gebäudes zu verlaufen. Allerdings wurde nur ein kleiner Teil des gesamten Raumes von den Kerzen erleuchtet, der restliche Bereich lag weiterhin im Dunkeln.
    Ein kleiner, runder Holztisch, mit allerhand Räucherwerk und anderen Utensilien beladen, stand vor einem abgedunkelten Fenster, daneben eine zweitürige Kommode. Bilder waren an die Wände gemalt; im schummerigen Licht konnte ich nicht genau erkennen, was sie darstellten, und meinte nur, etwas wie das Blitzen von Augen auszumachen. Mich schauderte. Etwas weiter im Raum waren mehrere weiße Stumpenkerzen aufgestellt, die einen Kreis bildeten. Sie umgaben einen dicken, dunklen Teppich, der auf dem matten Dielenboden kaum zu erkennen war. Und es hier war alles blitzsauber.
    Ich trat ganz ein und sah mich schnell um. »Wo ist es?«
    »Was genau -«
    »Verarsch mich nicht, Alistair«, unterbrach ich ihn harsch, und zum zweiten Mal kam mein Zeigefinger zum Einsatz und schoss in die Höhe. »Wo ist das Buch? Und glaub nicht, ich sei blöd. Ich fühle, dass es hier ist.«
    »Kannst du mir mal verraten, warum du dermaßen wütend bist, dass es selbst den Mutigsten in die Flucht schlagen würde?«, hielt er gegen und überging so meine Frage nach dem Buch. Natürlich machte mich das noch fuchsiger.
    »Was mich -« Ich brach ab, atmete tief durch und versuchte, mich zu beruhigen. Es gelang nur mit mäßigem Erfolg. Doch zumindest bekam ich den Impuls, ihn kräftig zu schütteln, wieder in den Griff. »Okay, ich erkläre dir, was mich so ärgerlich macht. Es sind diese diversen Heimlichkeiten. Wir sind eine Familie, wir sollten ein Team sein. Aber anscheinend macht hier jeder, was er will, und bringt dadurch alle anderen in Gefahr. Das eben hätte nicht sein müssen. Niemand muss verletzt werden. Es geht auch anders. Es macht mich einfach wütend, wenn durch fehlende Informationen jemand zu Schaden kommt.« Ich holte abermals Luft und sah meinen Bruder fest an. Die Erinnerungen an Julie und den Tod seiner Mutter standen unausgesprochen zwischen uns. »Leg deine Karten endlich auf den Tisch, Alistair. Lass uns zusammenarbeiten, nicht gegeneinander. Nur wenn wir wissen, worum es geht, lässt sich eine entsprechende Strategie entwickeln.«
    Er lachte freudlos auf. »Und du meinst, dann wäre ein Zusammentreffen mit Letavian vermieden worden? Träum weiter, Faye!«
    »Nicht vermieden, jedoch anders zustande gekommen, du Holzkopf', fauchte ich zurück. »Nicht jeder, dessen Zahnlänge ein normales Maß überschreitet, muss zwangsläufig eine miese Ratte sein.«
    »Ich hab's verstanden, Faye«, knurrte er mich an, fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare und schloss die Augen. Seine Stimme klang auf einmal sehr leise, fast heiser: »Wären deine Freunde nicht gewesen, hätte ich Kim verloren.«
    »Vermutlich nicht nur sie«, gab ich ruhiger zurück, trat zu ihm und legte ihm die Arme um die Taille. Da zog er mich an sich und vergrub seinen Kopf an meiner Schulter. Plötzlich fühlte ich etwas, das ich kaum für möglich gehalten hätte. Nässe. Auf meiner Haut, meinem Hals, meinem schwarzen Shirt. Tränen?
    Tatsächlich. Dieser große Kerl weinte still und heimlich, ohne einen Laut von sich zu geben, offenbarte mir einen Blick auf eine sehr verletzliche Seele, die mit schier undurchdringlicher Härte gepanzert wurde. Mitfühlend legte ich meine Hand in seinen Nacken, hielt ihn fest und ließ ihn gewähren. Früher war er derjenige gewesen, der immer gewusst hatte, wo es lang ging. Nun hatte sich das Blatt wohl gewendet.
    »Hast du Kimberly denn nicht genügend vorbereitet?«, fragte ich nach einer Weile leise.
    Behutsam löste er sich von mir, wandte mir den Rücken zu und ließ sich im Schneidersitz auf dem Teppich nieder. »Worauf hätte ich sie vorbereiten sollen? Auf einen möglichen Tod? Nach dem Tod ihrer Mutter dürfte sie das hinlänglich begriffen haben.«
    »Das meine ich nicht.« Ich umrundete ihn und ließ mich ihm gegenüber ebenfalls nieder. »Hast du sie unterrichtet? Weiß sie, wie sie sich Vampiren gegenüber verhalten muss? Hat sie

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