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Blut Schatten

Titel: Blut Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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Abwehrtechniken gelernt? Welche Fähigkeiten hat sie? Welche hast du?«
    »Die Erfahrung und das Leben selbst sind ihre Lehrmeister, Faye. Sie waren auch meine.«
    »Aha. Dann überrascht es mich wirklich, dass ihr so lange überlebt habt«, rutschte es mir zynisch heraus. Sofort biss ich mir auf die Lippen. Der verletzte Blick, den er mir zuwarf, verstärkte mein mieses Gefühl nur noch. Autsch, der saß. Verlegen hob ich die Hand und legte sie ihm auf den Oberschenkel. »Entschuldige. Ich war ungerecht.«
    Er tätschelte meine Hand. »Schon gut. Du hast ja Recht.« Ein leichtes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. »Du bist nicht ungerecht. Du bist nur brutal ehrlich.« Dann seufzte er, sein Lächeln wurde breiter. »Wie hält Darian es mit dir aus?«
    Für einen Moment war ich sprachlos. Ernsthaft überlegte ich, ob ich eingeschnappt sein oder darüber lachen sollte. Ich entschied mich für Letzteres und gab ihm den Hinweis: »Das solltest du ihn am besten selbst fragen.«
    »Das werde ich tun«, gab er gefasster zurück und sah mich interessiert an. »Hat er dich ausgebildet?«
    »Mich, Dad zuvor, und vor ihm Großmutter sowie vermutlich ganze Generationen von McNamaras. Und hätte er gewusst, dass du ebenfalls die Fähigkeiten in dir trägst, hätte er auch dich unter seine Fittiche genommen.«
    »Warum?« Alistairs grüne Augen zeigten deutliche Skepsis. »Warum tut er das? Er muss doch einen Nutzen davon haben.«
    Ich überlegte, was ich meinem Bruder über Darian erzählen konnte, ohne Dinge preiszugeben, die er lieber unter Verschluss halten würde. So kam ich zu dem einzigen Schluss, der in diesem Fall möglich war: »Frag ihn das selbst. Ich kann dir nur sagen, dass er nicht das ist, was man aufgrund seiner Vergangenheit erwarten würde.«
    »So viel habe ich bereits selbst herausgefunden«, antwortete Alistair und langte hinüber zu der Verbandskiste. »Wärst du so freundlich?«
    Schnell sprang ich auf. Während unseres Gesprächs hatte ich seine Verletzungen vergessen. Ohne auf sein verärgertes Schnaufen Rücksicht zu nehmen, zerriss ich den Schulterbereich seines langen, dunkelblauen Shirts.
    »Ich hätte es ausziehen können.«
    »Es war ohnehin kaputt. Ich brauche mehr Licht, um besser sehen zu können.«
    Mein Bruder kramte aus seiner Hosentasche ein Päckchen Streichhölzer und reichte es mir. Kurz darauf spendeten mir mehrere Kerzen, die ich zusammengestellt hatte, genug Licht.
    »Aua. Das sieht echt fies aus.« Besorgt betrachtete ich die blutigen Risse, die sich von seinem Oberarm über seine Schulter teilweise bis hinunter zu seinem Schulterblatt zogen.
    »Du erinnerst mich gerade daran, dass es fies weh tut«, meinte er trocken.
    »Warum hast du nicht eher etwas gesagt?«
    »Weil ich damit lieber warten wollte, bis du mich in den Erdboden gestampft hast, Schwesterherz. Für den Fall, dass ich weitere Verwundungen davontrage.«
    Anstelle weiterer Worte bedachte ich ihn mit einem entsprechenden Blick und begann dann, seine Wunden zu reinigen. Je mehr verkrustetes Blut ich abwusch, desto offensichtlicher wurde die Schwere seiner Verletzungen. Schließlich legte ich das Tuch beiseite. »Das muss genäht werden, Alistair. Ein einfacher Druckverband reicht da nicht.«
    Seine lapidare Antwort ließ mich kopfschüttelnd zurückweichen: »Na, dann lass dir von Kimberly Nadel und Faden geben und näh es zusammen.«
    »Bist du irre? Du bist doch kein Shirt! Du brauchst einen Arzt.«
    Er sah sich zu mir um. »Das mit dem Arzt kannst du gleich wieder vergessen, nicht wegen so einem Kratzer. Und dass es mein eigenes Fell ist, weiß ich selbst. Ich komme da nicht ran, also musst du es machen.«
    »Ich kann das nicht!« Geschockt sah ich ihn an. »Bist du denn nicht krankenversichert?«
    »War finanziell gerade etwas eng«, murmelte er. Aber ich hatte es gehört, sprang auf und wandte mich zur Tür. »Bleib hier. Ich hole jemanden, der das sicherlich kann.«
    »Faye.«
    »Nein, keine Diskussion. Und wenn das erledigt ist, will ich dieses verfluchte Buch sehen.«
    Kurz darauf stand ich im Flur des Apartments und rief Darians Namen. Alarmiert war er sogleich bei mir.
    »Alistair muss ins Hospital. Aber er will nicht.«
    »Was soll ich daran ändern? Gewalt anwenden?«
    Ich hob abwehrend die Hände. »Nein, das nicht. Kannst du nähen?«
    Meine Frage musste ihn überrascht haben. Wie sonst sollte ich seine entgleisenden Gesichtszüge deuten? Also half ich nach: »Er hat ein, zwei tiefe Risse, die genäht

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