Blut Schatten
vollkommen in einen Kaufrausch zu verfallen, zog ich ihn nach dem Gang zur Kasse am Arm aus dem Geschäft.
Die Dunkelheit war bereits hereingebrochen, dabei war es noch nicht einmal sechs Uhr. Und es wurde kalt.
»Es riecht nach Regen«, meinte Darian und hielt mir die Wagentür auf. »Möchtest du zurück oder noch ein wenig durch einige Geschäfte schlendern?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, heute nicht mehr. Lass uns zurückfahren, schlendern können wir morgen auch noch.«
»Okay.« Er stieg ein und legte mir einen Zettel auf die Knie. Dann startete er den Van und fuhr los.
Während der Fahrt sah ich auf das Blatt Papier und musste lächeln. Die Adressen namhafter Brautgeschäfte in und um Manhattan waren in sauberer Handschrift darauf aufgeführt.
»Ich dachte mir, dass du eventuell ein dem Anlass entsprechendes Kleid auswählen möchtest. Ich wollte dir die Suche danach etwas erleichtern«, beantwortete er meine unausgesprochene Frage, während er den Blick weiterhin auf die Straße gerichtet hielt. »Nimm doch Ernestine mit.«
Er lachte, als ich mich zu ihm beugte, ihm einen Kuss gab und das Blatt anschließend sorgfältig faltete und einsteckte.
Als wir bei der Werkstatt ankamen, schloss Alistair gerade die Türen zu. Er wartete, bis Darian den Wagen geparkt hatte, und gemeinsam gingen wir hinauf. Jason und Steven saßen zusammen in der Küche bei einer Tasse Tee und einer lauwarmen Blutkonserve, von Dad und Ernestine war nichts zu sehen, Kimberly hatte sich ebenfalls zurückgezogen. Ich hörte aus der Richtung ihres Zimmers leise Musik. Die Tür ging kurz auf, Kimberly rief: »Daddy, eine Maja hat angerufen.« Dann klappte die Tür wieder zu.
Nach einem kurzen Telefonat und einer hektischen Dusche verließ mein Bruder ordentlich gekleidet, rasiert und in Aftershave gehüllt das Haus. Wir blieben zurück und machten uns Hot Dogs. Nachdem die Abwaschfrage geklärt worden war, fuhren Jason und Steven zusammen los, um endlich eine Mikrowelle zu besorgen. Ich tauchte meine Hände derweil in das heiße Wasser, Darian zückte das Trockentuch.
Als auch diese Arbeit erledigt war, legte Darian für Jason einen Zettel auf den Küchentisch, nahm mich bei der Hand und zog mich aus dem Apartment. »Telefonieren, Liebes. Es ist an der Zeit.«
Wir hatten die Kerzen entzündet und ließen uns auf dem Teppich in der Mitte des Raumes nieder. Die Federn ruhten auf meinen Knien, Darian saß an meinen Rücken gelehnt hinter mir.
Eine knallende Tür kündete von der Rückkehr der beiden Einkäufer. Wir warteten einen Moment, dann knallte die Tür erneut. Quietschende Schuhsolen eilten über die Stufen. Ein Paar hinauf, ein Paar hinab. Die untere Tür fiel im gleichen Moment ins Schloss, in dem die obere geöffnet wurde. Kurz darauf betrat Jason im Raum, nickte uns knapp zu und ließ sich außerhalb des Kerzenkreises auf dem Sofa nieder.
Ich nahm die Federn in die Hand und schloss die Augen. Da huschte etwas vor meinem geistigen Auge vorbei. Also ließ ich sie wieder sinken und wandte mich an Jason: »Bitten Sie Kimberly herein, Jason. Sie wird ohnehin gleich neugierig im Gang herumlungern.«
»Sehr wohl, Miss McNamara.« Er erhob sich und eilte zur Tür, öffnete sie und wartete einen Moment.
»Du hast es gesehen?«, fragte Darian leise, und ich nickte. »Ja. Sie wird gleich da sein.«
»Ah, da sind Sie ja, Miss Kimberly«, vernahmen wir Jasons Stimme. »Kommen Sie doch bitte herein und gesellen Sie sich zu uns.«
»Wieso...?«
»Miss McNamara war so freundlich, Sie anzukündigen.« Er führte sie zu uns in den Raum und wies ihr einen Platz auf dem Sofa zu. Dann ließ er sich neben ihr nieder.
»Kommt noch jemand?«, fragte mein Sozius leicht belustigt.
»Nein, Schatz. Nun sind wir vollzählig. Steven ist«, ich schloss die Augen und lachte leise, »auswärts essen. Können wir?«
»Ich warte nur auf dich, Faye.« Er schob seine Hände über meine, darauf bedacht, die Federn nicht zu berühren.
Ich weiß nicht, was es war; vielleicht die Kerzen, vielleicht die Spirits an den Wänden, vielleicht die ganze Umgebung. So schnell hatte ich noch nie Kontakt bekommen. Kaum hatte ich in Gedanken Liliths Namen gebildet, sah ich sie vor mir. Schemenhaft, wie durch Milchglas, machte ich ihre Silhouette, groß, schlank, im langen schwarzen Gewand, einige Meter vor mir aus. Sehr langsam drehte sie sich zu mir um. Die weiße Strähne hob sich deutlich von ihrem rabenschwarzen Haar ab.
Du bist hier unerwünscht, hallte
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