Blut Schatten
Privatsphäre zu stören und mir dafür eine Rüge einzufangen. Allerdings gestaltete diese sich ein wenig anders als erwartet.
Ernestine saß mit geschlossenen Augen bequem zurückgelehnt auf einem Küchenstuhl und gab schnurrende Laute von sich. Ihre Füße ruhten gegenüber auf Dads Schoß, dessen Finger sich in gleichmäßig massierenden Bewegungen über ihre Fußsohlen arbeiteten.
Stimmt, Faye, vernahm ich Darians Stimme in meinem Kopf, Sex sieht anders aus, hört sich aber ähnlich an.
Meine Augen wurden groß, er grinste mich wortlos an. Musste ich mir wegen der Akustik nun Gedanken machen? Sein schallendes Gelächter ließ mich laut aufschnaufen.
Dad und Ernestine zuckten gleichzeitig zusammen.
»Falls wir irgendwie gestört haben sollten ...«
»Durchaus nicht«, wehrte sie ab und zog ihre Schuhe wieder an. »Ich musste nur eine Weile entspannen. Es geht schon wieder.«
»Durchaus verständlich nach einer solchen Reise«, meinte Darian. »Wenn es genehm ist, möchte ich euch gern zum Essen einladen.«
»Das klingt verlockend, denn auch wenn das Essen im Flugzeug nicht schlecht ist, so ist mir das am Boden weitaus lieber. Ich möchte mich vorher aber gerne etwas frisch machen.«
»Nur zu, Ernestine. Wir warten.«
Sie verschwand im Gästezimmer, pilgerte dann zum Bad hinüber, und wir hörten die Dusche rauschen. Ein kurzer Schreckenslaut, dann ein Lachen. Aha, nicht nur ich hatte Probleme mit der Temperatureinstellung. Ich nahm eine Blutkonserve aus dem Kühlschrank und legte sie nach einem bestätigenden Blick von Darian kurz in warmes Wasser. Dann griff ich nach der Kanne. »Möchte jemand Kaffee?«
A listair hatte uns ein italienisches Restaurant nahe der Brooklyn Bridge empfohlen, Grimaldi's Pizzeria. Es hielt, was er versprochen hatte. Geniale Pizzas, nettes Ambiente, leider stark frequentiert, da es in einem bei Touristen beliebten Ausflugsgebiet lag. Wir hatten das Glück, auf Anhieb einen Tisch zu bekommen; Alistair hatte uns vorgewarnt, dass man oft warten musste. Nach dem Essen und einer Tasse Espresso schlenderten wir noch eine Weile am Pier entlang und genossen die herbstlichen Strahlen der Sonne. Nach all der Hektik der letzten Tage war das eine willkommene Abwechslung. Erst als Ernestine wegen der Zeitumstellung leichte Ermüdungserscheinungen zeigte, fuhren wir zurück. Darian ließ Jason, Ernestine und meinen Vater aus Alistairs Van aussteigen, hielt mich jedoch zurück. Eine knappe Stunde später erfuhr ich den Grund. Wir parkten vor einem bekannten Juweliergeschäft namens Tiffany 's mitten in Manhattans Edelein-kaufsmeile in der Nähe des Central Park.
Der attraktive Verkäufer im modischen Anzug, der passend zur Auslegware und den Dekorstoffen des Geschäfts gewählt war, kam uns sogleich diensteifrig entgegen und fragte nach unserem Begehr. Es wird wenig verwundern, dass der Geschäftsinhaber selbst die passenden Stücke zur Auswahl vorlegte, nachdem Darian erwähnt hatte: »Wir hätten gerne Eheringe zur Ansicht. Mir persönlich schwebt da etwas aus Weißgold oder Platin vor, eventuell mit Diamanten. Was meinst du, Liebes?«
Die Auswahl war superb. Sofort hatte Darian den Ring in der Hand, der auch meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte.
»Eine gute Wahl, Sir«, freute sich der Geschäftsinhaber sogleich und ich glaubte, Dollarzeichen in seinen Augen aufblitzen zu sehen. »Hier haben Sie unser liebstes Stück. Einen drei Millimeter breiten Platinring mit rundum im Tunnel eingefassten Diamanten im Baguetteschliff. Und er passt wie für Sie gemacht.«
Dieser Ring schien jeden Cent wert. Er war einfach nur traumhaft, und so war es recht schnell eine beschlossene Sache. Darian wählte einen passenden Ring von vier Millimetern Breite mit einem einzigen Diamanten in Carréschliff. Während ich neugierig die ausgelegte Ware begutachtete, gab er die Gravur in Auftrag, zahlte und trat zu mir. »Noch etwas gefunden, Schatz?«
»Spendierhosen an, Liebling?«, konterte ich lässig und wies auf die Glasvitrine hinter mir. »Ich bin kein Schmuckfan, aber es sind traumhafte Stücke darin.«
»Such dir etwas aus.«
»Ich habe alles, was ich brauche«, gurrte ich und sah, dass er sehr wohl verstanden hatte. Dennoch kam er nicht umhin, auf ein Paar Ohrstecker zu weisen, die mit ihrer eleganten Schlichtheit bestachen. Ein etwas größerer Diamant im Rundschliff hielt einen kleineren. Ohne Schnörkel oder Schnickschnack. Kurz entschlossen ließ Darian sie einpacken und um nicht
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