Blut Schatten
mächtig. Ich glaube kaum, dass du die alte Schrift auf dem Papyrus hast lesen können.«
»Dann ist sie in elamisch?«
»Ja. Aber das verrät noch immer nicht, wo du es her hast, Faye.«
Ich holte bereits Luft, um mit meinen Bericht zu beginnen. Da schoss mir ein anderer Gedanke durch den Kopf, und ich platzte heraus: »Moment mal. Wenn du diese Sprache sprichst, wie alt musst du dann erst sein?«
»Das ist momentan nicht wichtig, Faye.«
»Ha! Rückzieher lasse ich nicht gelten. Erst du, dann ich.« Endlich. Endlich hatte ich ihn genau da, wo ich ihn haben wollte. Denn das angegebene Alter von einundvierzig Jahren auf der Heiratserlaubnis war garantiert dezent untertrieben. Oder hatte er bei der einundvierzig lediglich die Jahrhunderte unterschlagen?
Er schnaufte. »Ich kann dir versichern, dass ich nicht gedenke, in der nächsten Zeit aufgrund von Altersschwäche auseinanderzufallen.«
Klang es nur in meinen Ohren leicht gehetzt, oder war Darian tatsächlich etwas nervös? Mein Blick wurde schmal. »Mr. Knight, Sie flüchten sich in Phrasen.«
»Und Sie, zukünftige Mrs. Knight, weichen vom Thema ab«, konterte er.
»Ich habe ein berechtigtes Interesse daran, auch das Alter meines zukünftigen Gatten zu erfahren.«
Jason hatte indes interessiert vom einen zum anderen gesehen und wagte nun einen Einwand: »Wenn Sie mir gestatten, meine bescheidene Meinung zu äußern, Sir – gestehen Sie der Dame zumindest einen ungefähren Wert zu.«
Der Triumph, den ich spürte, wurde bei Darians nächsten Worten jedoch schal: »Ausgehend von den genannten Daten dürfte meine Existenz bis mindestens 300 vor Christus zurückreichen. Und nun bitte zu deinem Bericht, Faye.«
Na prima. Ich hätte wissen müssen, dass er einen Ausweg finden würde. So wechselte ich mit Jason einen langen Blick, atmete tief durch und erzählte von meinem denkwürdigen Erlebnis. Konzentriert hörte Darian zu, ließ mich in Ruhe berichten und redete nur selten dazwischen. Nachdem ich geendet hatte, musste ich ihm noch einmal sehr genau den Raum beschreiben. Und er weckte meinen Argwohn, indem er gezielt Fragen nach Details stellte, die mir anfangs nicht aufgefallen waren. Woher wusste er, dass mitten im Raum ein großer Steinquader gelegen hatte?
»Du kennst den Ort, Darian«, brachte ich schließlich leicht anklagend hervor.
Die Sekunden tickten lautlos dahin, bis er endlich nickte. »Ja. Es ist verdammt lange her, Faye, und ich habe keine Ahnung, wie es dir gelungen ist, quer durch die Zeit dorthin zu gelangen.«
»Zeitverschiebung? Raumkrümmung?«, stocherte ich auf der Suche nach einer möglichen Erklärung in meinem alten Schulwissen herum. »Wäre amüsant gewesen, dich dort zu sehen.«
»Glaub mir, du hättest keine Freude daran gehabt, Faye. Ich war damals wesentlich unfreundlicher gestimmt als heute. Doch welche Bewandtnis es damit auch hat, Einstein wäre begeistert«, scherzte er freudlos und fuhr sich mit beiden Händen schwerfällig durchs offene Haar. »Ich wünsche nicht, dass du dich nochmals auf diese Ebenen begibst, Faye. Es ist gefährlich und unkalkulierbar. Ich möchte mir beim besten Willen nicht vorstellen, was geschieht, wenn du bei diesen Wanderungen entdeckt wirst.«
Vor Schreck verschluckte ich mich beinahe. Dieses kleine Detail hatte ich bewusst ausgespart. Und wurde nun erwischt. Sein Gesicht verlor jede Farbe und der Blick, mit dem er mich ansah, war zutiefst erschrocken. Es gab nichts, was ich sagen oder tun konnte, um das Gefühl der Furcht zu vertreiben, das von ihm zu mir herüberschwappte. Da packte er mich plötzlich bei den Schultern und zog mich dicht an sich heran. Seine Stimme war nur ein ersticktes Flüstern: »Wer, Faye? Wer hat dich gesehen?«
»Die Frau«, erwiderte ich lahm. »Ich glaube nicht, dass ihr Begleiter mich ebenfalls bemerkt hat. Er stand mit dem Rücken zu mir, er wollte sich gerade umdrehen. Dann habe ich Jason wieder gesehen. Wer sind sie?«
»Bist du sicher?«, überging er meine Frage. »Hat nur sie dich gesehen?«
»Welche Rolle spielt es, ob er mich ebenfalls gesehen hat, Darian? Sie kann ihm gesagt haben, dass ich da war.«
»Es verändert alles. Er wird nicht ruhen, bis er dich gefunden und vernichtet hat.« Er begann mir Angst zu machen. Eiskalt lief es mir den Rücken herunter, als er mit belegter Stimme hinzufügte: »Und ich werde nichts tun können, um das zu verhindern.«
»Selbst wenn er mich gesehen hat, Darian. Er hat nicht die geringste Ahnung, wer ich bin.
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