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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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geklemmt hatte. Direkt gegenüber fiel der Boden zu einem eineinhalb auf drei Meter großen Graben ab; dieser führte durch eine Öffnung ohne Tür und erinnerte ein wenig an eine Kinderrutschbahn.
    Die Familie Oates lag nebeneinander auf vier Jaunt-Liegen am Ende des Raums. Mark Oates und seine Frau Marilys flankierten die beiden Kinder.
    »Daddy, erzählst du mir jetzt vom Jaunt?«, fragte Ricky. »Du hast es versprochen.«
    »Ja, Dad, du hast es versprochen«, fügte Patricia hinzu und kicherte schrill und ohne ersichtlichen Grund.
    Ein Geschäftsmann, der wie ein Schrank gebaut war, sah zu ihnen herüber und konzentrierte sich dann wieder auf einen Ordner mit Unterlagen, die er studierte, während er auf dem Rücken lag und die polierten Schuhe zusammenpresste. Überall hörte man gedämpfte Unterhaltungen und das Rascheln von Passagieren, die sich auf den Jaunt-Liegen niederließen.
    Mark sah zu Marilys Oates und blinzelte. Sie blinzelte zurück, war aber fast so nervös wie Patty sich selbst anhörte. Kein Wunder, dachte Mark. Der erste Jaunt für alle drei. Er und Marilys hatten die letzten sechs Monate die Vor- und Nachteile abgewogen, mit der ganzen Familie umzuziehen – seit er die Nachricht von Texaco Water erhalten hatte, dass er nach Whitehead City versetzt werden würde. Schließlich waren sie übereingekommen, dass sie alle die zwei Jahre, die Mark auf dem Mars stationiert war, dort verbringen würden. Als er jetzt Marilys blasses Gesicht sah, fragte er sich, ob sie die Entscheidung bereute.
    Er sah auf die Uhr und stellte fest, dass immer noch fast eine halbe Stunde bis zur Jaunt-Zeit blieb. Genügend Zeit, die Geschichte zu erzählen … und er überlegte sich, dass die Kinder dabei sicher ihre Nervosität vergessen würden. Wer weiß, vielleicht würde es sogar Marilys ein wenig beruhigen.
    »Na gut«, sagte er. Ricky und Pat sahen ihn ernst an; sein Sohn war zwölf, seine Tochter neun. Er dachte daran, dass sein Sohn tief in den Sümpfen der Pubertät stecken und seine Tochter wahrscheinlich einen Busen bekommen würde, bis sie zur Erde zurückkehrten, und konnte es wieder kaum glauben. Die Kinder würden mit rund hundert Bälgern von Ingenieuren und Ölförderern die winzige Gesamtschule in Whitehead besuchen; sein Sohn nahm vielleicht in nicht allzu ferner Zukunft an einem Geologieausflug zum Phobos teil. Es war schwer zu glauben … aber wahr.
    Wer weiß?, dachte er verschmitzt. Vielleicht wird es auch meinem Karriere-Jaunt nützen?
    »Soweit wir wissen, wurde der Jaunt vor rund dreihundertzwanzig Jahren erfunden, um das Jahr 1987, und zwar von einem Mann namens Victor Carune«, begann er. »Es gelang ihm im Rahmen eines privaten Forschungsprojekts, das mit Staatsgeldern finanziert wurde … und schließlich hat es der Staat natürlich auch übernommen. Letztlich lief es darauf hinaus: entweder der Staat oder die Ölkonzerne. Das genaue Datum wissen wir nicht, weil Carune sozusagen ein Exzentriker war …«
    »Du meinst, er war verrückt, Dad?«, fragte Ricky.
    »Exzentrisch heißt, ein kleines bisschen verrückt, Liebes«, sagte Marilys und lächelte Mark über die Kinder hinweg zu. Sie sah jetzt nicht mehr so nervös aus, fand er.
    »Oh.«
    »Wie auch immer. Er hatte eine ganze Weile mit dem Phänomen experimentiert, bevor er die Regierung informierte, was er hatte«, fuhr Mark fort. »Und auch dann sagte er es ihnen nur, weil ihm das Geld ausging und sie sein Budget streichen wollte.«
    »Bei Nichtgefallen Geld zurück«, sagte Pat und kicherte wieder schrill.
    »Ganz recht, Liebes«, sagte Mark und strich ihr zärtlich übers Haar. Er sah, wie sich am anderen Ende des Raums lautlos eine Tür öffnete und zwei weitere Stewardessen in den hellroten Overalls des Jaunt-Service herauskamen, die einen Rollwagen schoben. Darauf befand sich eine Edelstahldüse an einem Gummischlauch; Mark wusste, dass unter dem Behang des Wagens, taktvoll verborgen, zwei Gasflaschen standen; im Netz an der Seite lagen hundert Einwegmasken. Mark sprach weiter, weil er nicht wollte, dass seine Familie die Abgesandten des Lethe sahen, bevor es sich nicht mehr vermeiden ließ. Und wenn er genügend Zeit gehabt hatte, die Geschichte zu erzählen, würden sie die Gasmannschaft mit offenen Armen begrüßen.
    Angesichts der Alternative.
    »Ihr wisst natürlich, dass es sich beim Jaunten um Teleportation handelt, nicht mehr und nicht weniger«, sagte er. »Am College nennen die Chemiker und Physiker es manchmal den

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