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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Heumachen – und dachte, dass ich mausetot umfallen würde, wenn etwas von dem Gift in die Kratzer kam.
    Ich ging zur Fahrertür und öffnete sie. Das Innenlicht ging an, und ich sah auf den Meilenzähler, den sie immer auf Null stellte, bevor sie losfuhr … er zeigte 31,6.
    Ich starrte eine Weile drauf, dann ging ich zur Hintertür. Sie hatte das Fliegengitter abgerissen und die Scheibe eingeschlagen, damit sie die Hand durchschieben und ins Haus gelangen konnte. Auf einem Zettel stand: ›Lieber Homer – bin ein bisschen früher hier gewesen, als ich gedacht habe. Habe eine Abkürzung gefunden, die ganz toll ist! Sie waren noch nicht da, deshalb bin ich wie ein Dieb ins Haus eingedrungen. Worth kommt übermorgen. Könnten Sie bis dahin eine neue Scheibe einsetzen und das Gitter wieder befestigen? Hoffentlich geht das, weil Worth sich über solche Sachen immer aufregt. Falls ich nicht rauskomme, um Sie zu begrüßen, schlafe ich schon. Die Fahrt war anstrengend, aber ich war in null Komma nichts da! Ophelia.‹
    Anstrengend! Ich warf noch einen Blick auf das grässliche Tier, das an der Kühlerhaube ihres Autos hing, und ich dachte: Bei Gott, das muss anstrengend gewesen ein. Bei Gott, ja. «
    Er verstummte wieder und knackte nervös mit den Knöcheln.
    »Ich hab sie danach nur noch einmal gesehen«, fuhr er schließlich fort. »Etwa eine Woche später. Worth war auch da, aber er schwamm draußen im See, hin und her, hin und her, als würde er Holz sägen oder Papiere unterschreiben. Eher so, als würde er Papiere unterschreiben, glaub ich.
    ›Missus, es geht mich zwar nichts an, aber Sie sollten das wirklich sein lassen‹, sag ich zu ihr. ›An dem Abend, an dem Sie zurückgekommen sind und die Scheibe eingeschlagen haben, um ins Haus zu kommen, hab ich vorn an ihrem Auto was hängen sehen …‹
    ›Oh, das Murmeltier! Ich habe mich darum gekümmert‹, sagt sie seelenruhig.
    ›Mein Gott!‹, sag ich. ›Hoffentlich waren Sie da auch vorsichtig. ‹
    ›Ich habe Worths Gartenhandschuhe angezogen‹, sagt sie. ›Aber es war doch sowieso nichts weiter als ein etwas giftiges Murmeltier.‹
    ›Aber, Missus, wo Murmeltiere sind, sind auch Bären‹, sag ich. ›Und wenn auf Ihrer Abkürzung schon die Murmeltiere so aussehn – was wird dann aus Ihnen, wenn ein Bär auftaucht?‹
    Sie sah mich an, und ich erblickte wieder diese andere Frau in ihr – Diana. ›Wenn auf diesen Wegen die Tiere anders sind, Homer – vielleicht bin auch ich anders. Sehen Sie sich das mal an.‹
    Ihr Haar war am Hinterkopf mit einer Spange zusammengefasst, die wie ein Schmetterling mit Nadel aussah. Sie öffnete sie. Sie hatte Haare, bei denen ein Mann unwillkürlich denkt, wie sie auf einem Kopfkissen aussehen würden. ›Ich bekam schon graue Haare, Homer‹, sagt sie. ›Sehen Sie jetzt auch nur eins?‹ Und sie zog es mit den Fingern auseinander, sodass die Sonne richtig drauf schien.
    ›Nein, Ma’am‹, sag ich.
    Sie sieht mich mit leuchtenden Augen an und sagt: ›Ihre Frau ist eine gute Frau, Homer Buckland, aber wenn wir uns in letzter Zeit beim Einkaufen oder auf der Post begegnet sind und ein paar Worte gewechselt haben, habe ich bemerkt, dass sie meine Haare so zufrieden betrachtete, wie nur eine Frau das kann. Ich weiß, was sie sagt, und was sie ihren Freundinnen erzählt … dass Ophelia Todd angefangen hat, sich die Haare zu färben. Aber das tu ich nicht. Auf der Suche nach einer Abkürzung bin ich mehr als einmal vom Weg abgekommen … vom Weg abgekommen … und hab meine grauen Haare verloren.‹ Und sie lachte, nicht wie ein College-Mädchen, sondern wie ein Highschool-Mädchen. Ich bewunderte sie und begehrte sie, weil sie so schön war, aber ich hab auch damals wieder diese andere Schönheit in ihrem Gesicht gesehn … und ich hatte wieder Angst. Angst um sie, und Angst vor ihr.
    ›Missus‹, sag ich. ›Sie gehen das Risiko ein, viel mehr zu verlieren als nur ein paar graue Haare.‹
    ›Nein‹, sagt sie. ›Ich sage Ihnen doch, ich bin dort ein ganz anderer Mensch … ich bin dort ganz ich selbst. Wenn ich in meinem kleinen Auto diese Straße entlangfahre, bin ich nicht Ophelia Todd, Worth Todds Frau, die nie ein Kind austragen konnte, die versucht hat, Gedichte zu schreiben und keinen Erfolg damit hatte, die Frau, die dasitzt und sich bei Komiteesitzungen Notizen macht oder all so was. Auf dieser Straße bin ich ganz und gar ich selbst, und ich fühle mich wie …‹
    ›Diana‹, sagte

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