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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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wäre nicht so.
    »Verdammt, wer sind Sie?«, fragte Scollay fast unhöflich.
    »Mein Name ist Demetrius«, sagte der Typ. »Demetrius Katzenos. Ich komme vom Griechen.«
    Die Bewegungen auf der Tanzfläche hörten abrupt auf. Jacketts wurden aufgeknöpft, Hände griffen verstohlen unter Revers. Ich sah, dass Manny nervös dreinsah. Verdammt, ich war auch nicht gerade die Ruhe in Person. Aber wir spielten weiter, worauf Sie Gift nehmen können.
    »Ist das so«, sagte Scollay ruhig, fast nachdenklich.
    Der Typ platzte heraus: »Ich wollte nicht kommen, Mr. Scollay! Der Grieche, der hat meine Frau. Er sagt, er bringt sie um, wenn ich Ihnen nicht diese Nachricht bringe!«
    »Was für eine Nachricht?«, knurrte Scollay. Die Gewitterwolken hingen wieder um seine Stirn.
    »Er sagt …« Der Typ verstummte mit gequälter Miene. Sein Kehlkopf bewegte sich, als wären die Worte etwas Festes, was stecken geblieben war und ihn würgte. »Er sagt, ich soll Ihnen ausrichten, Ihre Schwester sei ein fettes Schwein. Er sagt … er sagt …« Er verdrehte angesichts von Scollays ruhiger Miene wild die Augen. Ich warf Maureen einen Blick zu. Sie sah aus, als wäre sie geschlagen worden. »Er sagt, sie hat das Jucken. Er sagt, wenn eine dicke Frau das Jucken am Rücken hat, kauft sie einen Rückenkratzer. Er sagt, wenn eine Frau das Jucken zwischen den Beinen hat, kauft sie einen Mann.«
    Maureen stieß einen lauten, erstickten Schrei aus und lief weinend hinaus. Der Boden bebte. Rico trottete ihr mit bestürztem Gesichtsausdruck hinterher. Er rang die Hände.
    Scollay war so rot geworden, dass seine Wangen regelrecht purpurn aussahen. Ich erwartete – rechnete fast damit  –, dass ihm das Gehirn zu den Ohren rausdampfen würde. Ich sah denselben Ausdruck schmerzlicher Qual, den ich im Dunkeln vor Englanders Lokal gesehen hatte. Er war vielleicht nur ein billiger Gangster, aber er tat mir leid. Das wäre Ihnen bestimmt nicht anders ergangen.
    Als er sprach, war seine Stimme sehr leise – fast mild.
    »Noch etwas?«
    Der kleine Grieche wand sich. Seine Stimme war spröde vor Angst. »Bitte bringen Sie mich nicht um, Mr. Scollay! Meine Frau – der Grieche hat meine Frau! Ich will diese Sachen nicht sagen! Er hat meine Frau, mein Mädchen …«
    »Ich tu Ihnen nicht weh«, sagte Scollay noch leiser. »Erzählen Sie mir nur den Rest.«
    »Er sagt, die ganze Stadt lacht über Sie.«
    Wir hatten aufgehört zu spielen, und einen Moment lang herrschte Totenstille. Dann sah Scollay zur Decke. Er hatte beide Fäuste geballt und hielt sie zitternd vor sich. Er ballte sie so fest, dass ich mir einbildete, ich könnte die angespannten Sehnen durch das Hemd sehen.
    »NA GUT!«, schrie er. »NA GUT!«
    Er stürzte zur Tür. Zwei seiner Männer versuchten, ihn aufzuhalten, versuchten, ihm zu sagen, dass es Selbstmord war, dass der Grieche genau das wollte, aber Scollay war wie ein Wahnsinniger. Er schlug sie nieder und stürzte in die schwarze Sommernacht hinaus.
    In der darauffolgenden Totenstille konnte ich nur das gequälte Atmen des Boten hören, und irgendwo draußen das leise Schluchzen der Braut.
    In dem Augenblick stieß der Bengel, der uns gefilzt hatte, als wir reingekommen waren, einen Fluch aus und ging zur Tür. Er war der Einzige.
    Bevor er noch unter das große Kleeblatt aus Papier gekommen war, das im Foyer hing, quietschten Autoreifen auf dem Gehweg und Motoren heulten auf – eine Menge Motoren. Da draußen hörte es sich an wie Totensonntag auf dem Hauptfriedhof.
    »O heilige Jay-sus!«, kreischte der Bengel vor der Tür. »Das ist eine Scheißkarawane! Runter, Boss! Runter! Runter  …«
    Gewehrfeuer explodierte in der Nacht. Da draußen war es vielleicht eine Minute lang wie im Ersten Weltkrieg, vielleicht auch zwei. Kugeln pfiffen durch die offene Saaltür, eine der Hängelampen an der Decke explodierte. Das Feuerwerk der Winchester machte die Nacht zum Tag. Dann heulten die Autos davon. Eine der Schnepfen strich sich Glassplitter aus dem Bubikopf.
    Jetzt, wo die Gefahr vorüber war, stürzten auch die anderen Gangster hinaus. Die Küchentür wurde aufgestoßen, und Maureen kam wieder hereingelaufen. Alles an ihr schwabbelte. Ihr Gesicht war aufgedunsener denn je. Rico folgte in ihrem Kielwasser wie ein bestürzter Kammerdiener. Sie gingen zur Tür hinaus.
    Miss Gibson erschien mit weit aufgerissenen, betroffenen Augen im verlassenen Saal. Der kleine Typ, der mit seinem singenden Telegramm den ganzen Ärger

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