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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Muttermal zu, das auf dem Wasser trieb. Fünfzig Meter entfernt, spöttisch nahe, sprang ein Eichhörnchen auf der Motorhaube von Dekes Camaro hin und her. »Geh weg, bitte, geh irgendwo hin, aber lass mich in Ruhe. Ich mag dich nicht.«
    Das Ding bewegte sich nicht. Farben begannen über die sichtbare Oberfläche zu kreisen.
    (du liebst mich doch du liebst mich doch)
    Randy riss den Blick los und sah zum Strand, suchte nach Rettung, aber es war niemand da, überhaupt niemand. Seine Jeans lagen immer noch dort, ein Bein verkehrt herum gekrempelt, sodass der weiße Saum der Tasche zu sehen war. Sie sahen nicht mehr so aus, als würde sie noch jemand anziehen. Sie sahen wie ein Relikt aus.
    Er dachte: Wenn ich eine Pistole hätte, würde ich mich jetzt umbringen.
    Er stand auf dem Floß.
    Die Sonne ging unter.
    Drei Stunden später ging der Mond auf.
    Nicht lange danach fingen die Eisvögel an zu schreien.
    Nicht lange danach drehte sich Randy um und betrachtete das schwarze Ding auf dem Wasser. Er konnte sich nicht umbringen, aber vielleicht konnte es das Ding so einrichten, dass er keine Schmerzen empfand; vielleicht waren die Farben dafür da.
    (liebst du liebst du liebst du)
    Er hielt danach Ausschau, und da war es, schwebte, ritt auf den Wellen.
    »Sing mit mir«, krächzte Randy. »Ich kann den Yankees von der Tribüne zujubeln … ich muss mir keine Sorgen um die Schule machen … ich bin froh, dass ich keine Lehrer sehen muss … ich werde tanzen und lachen.«
    Die Farben fingen an zu kreisen und zu wirbeln. Diesmal sah Randy nicht weg.
    Er flüsterte: »Liebst du?«
    Irgendwo, weit jenseits des einsamen Sees, schrie ein Eistaucher.

Der Textcomputer der Götter
    Auf den ersten Blick sah es wie ein Wang-Textcomputer aus – es hatte eine Wang-Tastatur und ein Wang-Gehäuse. Erst auf den zweiten Blick sah Richard Hagstrom, dass das Gehäuse aufgeschnitten worden war (und nicht einmal behutsam; es sah aus, als wäre es mit einer Metallsäge gemacht worden), um eine etwas größere IBM-Kathodenröhre einbauen zu können. Die Disketten, die zu diesem seltsamen Bastard gehörten, waren alles andere als Floppys; sie waren so hart wie die Singles, die Richard als Kind gehört hatte.
    »Was, um Gottes willen, ist das?«, fragte Lina, als er und Mr. Nordhoff es Stück für Stück zu seinem Arbeitszimmer schleppten. Mr. Nordhoff hatte Tür an Tür mit der Familie von Richard Hagstroms Bruder gewohnt … Roger, Belinda und ihrem Sohn Jonathan.
    »Etwas, das Jon gebaut hat«, sagte Richard. »Mr. Nordhoff sagt, er wollte, dass ich es bekomme. Es sieht aus wie ein Textcomputer.«
    »O ja«, sagte Nordhoff. Er hatte die siebzig längst überschritten und war völlig außer Atem. »Er hat mir gesagt, das wäre es, der arme Junge … Glauben Sie, wir könnten es kurz abstellen, Mr. Hagstrom? Ich bin geschafft.«
    »Na klar«, sagte Richard, und rief nach seinem Sohn Seth, der seiner Fender-Gitarre unten seltsame atonale Akkorde entlockte – der Raum, den Richard als »Familienzimmer« gesehen hatte, als er ihn getäfelt hatte, war zum »Übungssaal« seines Sohnes geworden.
    »Seth!«, rief er. »Komm, hilf uns!«
    Unten quälte Seth weiter Akkorde aus der Fender. Richard sah Mr. Nordhoff an und zuckte die Achseln; er schämte sich und konnte es nicht verbergen. Nordhoff zuckte zurück, als wollte er sagen: Kinder! Was kann man heutzutage schon Besseres von ihnen erwarten? Nur wussten sie beide, dass Jon – der arme todgeweihte Jon Hagstrom, der Sohn seines verrückten Bruders – besser gewesen war.
    »Es war nett von Ihnen, mir zu helfen«, sagte Richard.
    Nordhoff zuckte die Achseln. »Was soll ein alter Mann wie ich sonst mit seiner Zeit anfangen? Und ich glaube, es war das mindeste, was ich für Jonny tun konnte. Wissen Sie, dass er mir immer umsonst den Rasen gemäht hat? Ich wollte ihn bezahlen, aber der Junge wollte nichts nehmen. Wirklich ein toller Bursche.« Nordhoff war immer noch außer Atem. »Hätten Sie ein Glas Wasser für mich, Mr. Hagstrom?«
    »Na klar.« Er holte es selbst, als er sah, dass seine Frau keinerlei Anstalten machte, vom Küchentisch aufzustehen, wo sie einen Liebesroman las und ein Twinkie aß. »Seth!«, rief er wieder. »Komm rauf und hilf uns, okay?«
    Aber Seth spielte einfach weiter gedämpfte atonale Akkorde auf der Fender, für die Richard immer noch bezahlte.
     
    Er lud Nordhoff zum Abendessen ein, aber Nordhoff lehnte ab. Richard nickte höflich, wieder beschämt,

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