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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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man tiefe Schnittwunden mit gewöhnlicher Nadel und Zwirn nähen konnte. Eines Tages hatten sie sich einmal darüber unterhalten, wie man besinnungslos Betrunkene wieder zu sich bringen konnte, damit diese besinnungslos Betrunkenen nicht kotzen und an ihrer eigenen Kotze erstickten, wie es Bon Scott, dem Leadsänger von AC/DC gegangen war.
    »Möchtest du schnell jemand zu sich bringen?«, hatte der Freund mit dem Katalog interessanter Tricks gesagt. »Versuch das einmal.« Und dann hatte er Randy den Trick erzählt, den er jetzt anwendete.
    Er beugte sich nach unten und biss La Verne so fest er konnte ins Ohrläppchen.
    Heißes, bitteres Blut spritzte ihm in den Mund. La Vernes
    Lider schossen in die Höhe wie Jalousien. Sie schrie mit einer heiseren, knurrenden Stimme auf und schlug nach ihm. Randy sah hoch und erblickte nur die eine Seite des Dings; der Rest war schon unter dem Floß. Es hatte sich mit unheimlicher, schrecklicher, lautloser Schnelligkeit bewegt.
    Er riss La Verne wieder hoch, wobei seine Muskeln protestierend schmerzten und versuchten, sich zu Knoten zu verkrampfen. Sie schlug nach seinem Gesicht. Eine ihrer Hände traf seine empfindliche Nase; er sah rote Sterne.
    »Hör auf!«, brüllte er und rückte die Füße auf die Bretter. »Hör auf, du Flittchen, ich schwöre es bei Gott!«
    Ihre Arme hörten auf der Stelle auf zu rudern und klammerten sich mit dem Griff einer Ertrinkenden um seinen Hals. Im schimmernden Sternenlicht sahen ihre Augen weiß aus.
    »Hör auf!« Sie gehorchte nicht. »Hör auf, La Verne, du erwürgst mich!«
    Noch fester. Panik flackerte in seinem Verstand auf. Das hohle Klappern der Fässer war dumpfer, gedämpfter geworden  – das lag an dem Ding darunter, vermutete er.
    »Ich kann nicht atmen!«
    Der Griff lockerte sich ein wenig.
    »Hör zu. Ich stell dich jetzt ab. Das macht nichts, wenn du …«
    Aber sie hörte nur Ich stell dich ab. Ihre Arme schlossen sich wieder zu einem tödlichen Klammergriff. Seine rechte Hand war auf ihrem Rücken. Er formte sie zur Kralle und schlug nach ihr. Sie strampelte mit den Beinen und wimmerte schrill, und einen Moment lang verlor er fast das Gleichgewicht. Sie spürte es. Sie stellte ihre Gegenwehr mehr aus Angst als aus Panik ein.
    »Steh auf den Brettern.«
    »Nein!« Ihr Atem wehte wie heißer Wüstenwind an seiner Wange.
    »Es kann dich nicht holen, wenn du auf den Brettern stehst.«
    »Nein, lass mich nicht los, es holt mich, ich weiß es, ich weiß …«
    Er zerkratzte ihr wieder den Rücken. Sie schrie vor Wut und Schmerz und Angst. »Stell dich hin oder ich lass dich fallen, La Verne.«
    Er ließ sie langsam und vorsichtig sinken, und sie atmeten beide in kurzen, pfeifenden Stößen – Oboe und Flöte. Ihre Füße berührten die Bretter. Sie riss die Füße hoch, als wären die Bretter heiß.
    »Stell dich hin! «, zischte er ihr zu. »Ich bin nicht Deke, ich kann dich nicht die ganze Nacht lang halten!«
    »Deke …«
    »Tot.«
    Ihre Füße berührten die Bretter. Er ließ sie Stück für Stück los. Sie standen einander wie ein Tanzpaar gegenüber. Er konnte sehen, wie sie auf die erste Berührung des Dings wartete. Sie sperrte den Mund auf wie ein Goldfisch.
    »Randy«, flüsterte sie. »Wo ist es?«
    »Unten. Sieh runter.«
    Sie sah nach unten. Er sah nach unten. Sie sahen die Schwärze zwischen den Fugen, fast über der ganzen Länge und Breite des Floßes. Randy spürte seine Gier, und er glaubte, sie auch.
    »Randy, bitte …«
    »Pst.«
    Sie standen da.
    Randy hatte vergessen, die Uhr auszuziehen, als er ins Wasser gelaufen war, und jetzt zählte er fünfzehn Minuten ab. Um Viertel vor acht glitt das schwarze Ding wieder unter dem Floß hervor. Es trieb etwa fünf Meter davon und verweilte dann dort wie vorher.
    »Ich setze mich«, sagte er.
    »Nein!«
    »Ich bin müde«, sagte er. »Ich setze mich, und du passt darauf auf. Vergiss nur nicht, immer wieder wegzusehen. Dann stehe ich auf, und du setzt dich. So machen wir das. Hier.« Er gab ihr seine Uhr. »Schichten zu fünfzehn Minuten.«
    »Es hat Deke gefressen«, flüsterte sie.
    »Ja.«
    »Was ist es?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Ich friere.«
    »Ich auch.«
    »Dann halt mich fest.«
    »Ich habe dich schon genug gehalten.«
    Sie fügte sich.
    Sich hinzusetzen war himmlisch; das Ding nicht beobachten zu müssen war ein Segen. Stattdessen behielt er La Verne im Auge und stellte sicher, dass sie den Blick immer wieder von dem Ding im Wasser abwandte.
    »Was

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