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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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mit Grimes«, sagte Shapiro.
    »Ja.« Rand ließ seine Blicke immer noch über das Sandmeer schweifen, bis zur Grenzlinie des Horizonts und wieder zurück.
    Das mit Grimes war schlimm. Grimes war tot. Grimes bestand nur noch aus großen und kleinen Fetzen im hinteren Lagerraum. Shapiro hatte hineingesehen und gedacht: Es sieht aus, als hätte Gott beschlossen, Grimes zu essen, dann festgestellt, dass er nicht schmeckte und ihn wieder ausgekotzt. Das war für Shapiros eigenen Magen zu viel gewesen. Das und der Anblick von Grimes’ Zähnen, die auf dem Boden des Lagerraums verstreut lagen.
    Jetzt wartete Shapiro darauf, dass Rand etwas Intelligentes sagen würde, aber Rand schwieg. Rands Blicke schweiften über die Dünen, folgten den verschlungenen Windungen der Täler dazwischen.
    »He!«, sagte Shapiro schließlich. »Was machen wir jetzt? Grimes ist tot; du hast das Kommando. Was machen wir?«
    »Machen?« Rands Blicke glitten hin und her, hin und her über die reglosen Dünen. Ein stetiger trockener Wind kräuselte den gummierten Kragen des Umweltschutzanzugs. »Wenn du keinen Volleyball hast, weiß ich auch nichts.«
    »Wovon redest du?«
    »Spielt man das nicht für gewöhnlich am Strand?«, fragte Rand. »Volleyball spielen.«
    Shapiro hatte im Weltraum schon oft Angst gehabt, und als das Feuer ausgebrochen war, wäre er fast in Panik geraten; aber als er jetzt Rand betrachtete, hörte er ein fernes Grollen von Furcht, die unbegreiflich groß war.
    »Groß«, sagte Rand verträumt, und im ersten Moment dachte Shapiro, dass Rand von Shapiros eigener Angst sprach. »Ein verdammt großer Strand. Sieht aus, als würde er sich endlos dahinziehen. Als könnte man mit dem Surfbrett unter dem Arm hundert Meilen laufen und wäre immer noch am Ausgangspunkt, nichts weiter als sechs oder sieben Fußabdrücke hinter einem. Und wenn man fünf Minuten auf demselben Platz stehen bleiben würde, wären auch die letzten sechs oder sieben verweht.«
    »Hast du einen topographischen CompScan machen können, bevor wir runtergekommen sind?« Rand stand unter Schock, dachte er. Rand stand unter Schock, aber Rand war nicht verrückt. Wenn es sein musste, konnte er Rand eine Pille geben. Und wenn Rand weiterhin Unsinn verzapfte, konnte er ihm eine Spritze geben. »Hast du sehen können, wo …«
    Rand sah ihn kurz an. »Was?«
    Die grünen Auen. Das hatte ihm auf der Zunge gelegen. Es hörte sich wie ein Zitat aus den Psalmen an, und er konnte es nicht aussprechen.
    »Was?«, fragte Rand nochmals.
    »CompScan! CompScan! «, brüllte Shapiro. »Schon mal was von CompScan gehört, Rauschkopf? Wie ist dieser Ort beschaffen? Wo befindet sich das Meer am Ende dieses verfluchten Strands? Wo sind die Seen? Wo ist der nächste Grünstreifen? In welcher Richtung? Wo endet der Strand?«
    »Endet? Oh, ich groke dich. Er nimmt überhaupt kein Ende. Kein Grünstreifen, keine Eiskappen. Keine Ozeane. Dies ist ein Strand auf der Suche nach einem Ozean, Kamerad. Dünen, Dünen, Dünen, sie sind endlos.«
    »Aber wie kommen wir an Wasser?«
    »Gar nicht.«
    »Das Raumschiff … lässt sich nicht mehr reparieren!«
    »Ohne Scheiß, Sherlock.«
    Shapiro verstummte. Er konnte den Mund halten oder hysterisch werden. Und er hatte ein Gefühl – fast eine Gewissheit  –, wenn er jetzt hysterisch wurde, würde Rand einfach weiter die Dünen anstarren, bis Shapiro sich von selbst wieder beruhigte, oder auch nicht.
    Wie nannte man einen Strand ohne Ende? Nun, man nannte ihn Wüste! Die größte gottverdammte Wüste im Universum, war es nicht so?
    Im Geist hörte er Rand erwidern: Ohne Scheiß, Sherlock.
    Shapiro blieb noch einige Zeit neben Rand stehen und wartete darauf, dass der Mann aufwachte, etwas unternahm. Aber schließlich riss ihm der Geduldsfaden. Er rutschte und schlitterte die Düne hinab, die sie erklommen hatten, um sich umzusehen. Er spürte, wie der Sand an seinen Stiefeln zog. Ich will dich runterziehen, Bill, schien der Sand in seiner Einbildung zu ihm zu sagen. In seiner Einbildung hatte der Sand die dürre, trockene Stimme einer Frau, die zwar alt, aber immer noch furchtbar stark war. Ich will dich runterziehen und dich ganz … fest … umarmen.
    Das erinnerte ihn daran, wie sie sich als Kinder am Strand abwechselnd bis zum Hals im Sand eingraben ließen. Damals hatte es Spaß gemacht – jetzt ängstigte es ihn. Deshalb schaltete er die Stimme rasch ab – jetzt war bei Gott nicht die richtige Zeit für Erinnerungen – und

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