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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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den Fuß von der Kupplung genommen haben, damit er hinausspringen konnte. Wäre das Auto älter oder in schlechterem Zustand gewesen, wäre der Motor abgewürgt worden. Aber Brower pflegte es hingebungsvoll, und so fuhr es mit ruckendem, lärmendem Aufbäumen an. Das konnte Brower gerade noch sehen, als er aus dem Haus des Juteherstellers stürzte.
    Der fatale Fehler des Jungen kann kaum mehr als ein Unfall gewesen sein. Entweder streifte er bei seinen verzweifelten Versuchen hinauszukommen, versehentlich mit dem Ellbogen den Gashebel. Vielleicht betätigte er ihn absichtlich in der panischen Hoffnung, dass das die Methode war, wie der weiße Mann den Drachen wieder in Schlaf versetze. Wie es auch kam – es passierte jedenfalls. Das Auto beschleunigte auf selbstmörderische Geschwindigkeit, sauste die überfüllte Straße hinab, rollte über Bündel und Ballen, zerbrach die Weidenkörbe des Tierhändlers und zerschmetterte einen Blumenkarren zu Kleinholz. Es raste knatternd den Hügel hinab auf die Kurve zu, donnerte über den Bordstein, krachte gegen eine Steinmauer und explodierte zu einem riesigen Feuerball.«
    George schob die Bruyèrepfeife von einem Mundwinkel in den anderen.
    »Das war alles, was Greer mir erzählen konnte, denn mehr hatte Brower ihm nicht erzählt, was einen Sinn ergeben hätte. Der Rest war ein wirres Gerede über den Wahnsinn, dass zwei so verschiedene Kulturen aufeinanderprallten. Der Vater des toten Jungen griff Brower offensichtlich an, bevor dieser zurückbeordert wurde, und schleuderte ein geschlachtetes Huhn nach ihm. Er verfluchte Brower. An dieser Stelle umspielte ein Lächeln Greers Mund, das besagen sollte, dass wir beide Männer von Welt waren. Er zündete eine Zigarette an und bemerkte: ›Wenn so etwas passiert, darf ein Fluch nie fehlen. Diese verdammten Heiden müssen unter allen Umständen den Schein wahren. Das ist das A und O für sie.‹
    ›Was war das für ein Fluch?‹, fragte ich.
    ›Ich dachte, Sie hätten es erraten‹, sagte Greer. ›Der Heilige sagte ihm, dass ein Mann, der Zauber gegen ein kleines Kind einsetzte, ein Paria, ein Ausgestoßener, werden müsste. Dann sagte er Brower, dass jedes Lebewesen, das dieser mit den Händen berührte, sterben müsste. Von nun an und in Ewigkeit, amen.‹ Greer kicherte.
    ›Brower glaubte daran?‹
    Greer war überzeugt davon. ›Sie müssen bedenken, dass der Mann einen fürchterlichen Schock erlitten hatte. Und nach dem, was Sie mir erzählt haben, wird seine Besessenheit immer schlimmer statt besser.‹
    ›Können Sie mir seine Adresse geben?‹
    Greer wühlte seine Akten durch und zog schließlich eine Liste hervor. ›Ich kann nicht garantieren, dass Sie ihn dort finden‹, sagte er. ›Verständlicherweise will niemand ihn einstellen, und soviel ich weiß, hat er nicht viel Geld.‹
    Ich verspürte Schuldgefühle, sagte aber nichts. Greer schien mir ein bisschen zu selbstgefällig, ein wenig zu überheblich, als dass ich ihm die wenigen Informationen über Henry Brower gegeben hatte, die ich besaß. Als ich mich erhob, konnte ich mir nicht verkneifen zu sagen: ›Ich habe gesehen, wie Brower letzte Nacht einem räudigen Straßenköter die Pfote geschüttelt hat. Fünfzehn Minuten später war der Hund tot.‹
    ›Tatsächlich? Wie interessant.‹ Er zog die Brauen hoch, als hätte die Bemerkung keinen Zusammenhang mit dem, was wir soeben besprochen hatten.
    Ich wollte gerade gehen und reichte Greer zum Abschied die Hand, als seine Sekretärin die Tür öffnete. ›Entschuldigung, sind Sie Mr. Gregson?‹
    Ich sagte ja.
    ›Ein Mann namens Baker hat gerade angerufen. Er bittet Sie, sofort in die 19th Street 23 zu kommen.‹
    Das versetzte mir einen gehörigen Schrecken, denn ich war an diesem Tag schon einmal dort gewesen – es war Jason Davidsons Adresse. Als ich Greers Büro verließ, lehnte er sich gerade mit Pfeife und Wall Street Journal zurück. Ich habe ihn nie wiedergesehen und sehe darin keinen großen Verlust. Ich war von einem ganz spezifischen Grauen erfüllt – das sich nicht zu einer konkreten Furcht vor etwas Bestimmtem kristallisierte, weil es zu schrecklich und unvorstellbar war, auch nur als Möglichkeit in Erwägung gezogen zu werden.«
    An dieser Stelle unterbrach ich seinen Bericht. »Großer Gott, George! Du willst uns doch nicht erzählen, dass er tot war?«
    »Mausetot«, sagte George. »Ich traf fast gleichzeitig mit dem Leichenbeschauer in Davidsons Wohnung ein. Als Todesursache wurde

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