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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Ähnlichem anfangen würde. Vermutlich würde George es ihm durchgehen lassen müssen – zumindest bei Tag, wenn jemand sie sehen konnte –, aber wenn die Nacht kam und sie waren allein in diesem Zimmer, im Dunkeln, bei geschlossener Tür …
    George fing lautlos an zu lachen.
    Wie Buddy immer sagte – es würde ein Klassiker werden.

Die Ballade von der flexiblen Kugel
    Das Barbecue war vorbei. Es war ausgezeichnet gewesen; Getränke, gegrillte T-Bone-Steaks, blutig, grüner Salat und Megs Spezialdressing. Sie hatten um fünf angefangen. Jetzt war es halb neun und fast dunkel – bei großen Partys geht es um diese Zeit allmählich hoch her. Aber dies war keine große Party. Sie waren nur zu fünft: der Agent und seine Frau, der gefeierte junge Schriftsteller und seine Frau, sowie der Zeitschriftenredakteur, der Anfang sechzig war, aber älter aussah. Der Redakteur trank nur Fresca-Mineralwasser. Der Agent hatte dem jungen Schriftsteller vor Eintreffen des Redakteurs erzählt, der Mann hätte einmal ein Alkoholproblem gehabt. Aber er war es losgeworden, wie seine Frau … weshalb sie jetzt zu fünft und nicht zu sechst waren.
    Es ging nicht hoch her, vielmehr verfielen sie in eine besinnliche Stimmung, als es im Garten des jungen Schriftstellers, von wo aus man Ausblick auf den See hatte, dunkel wurde. Der erste Roman des jungen Schriftstellers hatte gute Rezensionen bekommen und sich auch prima verkauft. Er war ein glücklicher junger Mann, und zu seiner Ehre muss man sagen, dass er das wusste.
    Ausgehend vom frühen Erfolg des jungen Schriftstellers, drehte sich das Gespräch mit spielerischer Unheimlichkeit um andere Schriftsteller, die schon in jungen Jahren Erfolg gehabt und dann Selbstmord begangen hatten. Rock Lockridge wurde genannt, und Tom Hagen. Die Frau des Agenten erwähnte Sylvia Plath und Anne Sexton, aber der junge Schriftsteller sagte, seiner Meinung nach war die Plath keine erfolgreiche Schriftstellerin. Sie hatte nicht auf Grund unverdauten frühen Erfolges Selbstmord begangen, sagte er, sie war erfolgreich, weil sie Selbstmord begangen hatte. Der Agent lächelte.
    »Könnten wir nicht das Thema wechseln?«, fragte die Frau des jungen Schriftstellers ein bisschen nervös.
    Der Agent beachtete sie nicht und sagte: »Und Wahnsinn. Es hat welche gegeben, die wegen dem Erfolg wahnsinnig geworden sind.« Der Agent hatte die dumpfe aber doch tragende Stimme eines Schauspielers außerhalb der Bühne.
    Die Frau des Schriftstellers wollte wieder protestieren – sie wusste, dass ihr Mann solche Themen nur deshalb liebte, weil er gern seine Späße darüber machte, und er wollte seine Späße darüber machen, weil er sich zu viel damit beschäftigte –, als der Redakteur sprach. Was er sagte, war so eigenartig, dass sie zu protestieren vergaß.
    »Wahnsinn ist eine flexible Kugel.«
    Die Frau des Agenten sah verwirrt drein. Der junge Schriftsteller beugte sich fragend vor. Er sagte: »Das kommt mir bekannt vor …«
    »Natürlich«, erwiderte der Redakteur. »Dieser Ausdruck, die Metapher ›flexible Kugel‹ wurde von Marianne Moore geprägt. Sie hat damit ein Auto beschrieben. Ich war aber schon immer der Meinung, dass es auch den Zustand des Wahnsinns sehr gut beschreibt. Wahnsinn ist eine Art geistigen Selbstmords. Behaupten die Ärzte heutzutage nicht, dass die einzige Methode, den Zeitpunkt des Todes wirklich bestimmen zu können, das Erlöschen der Gehirnfunktionen ist? Wahnsinn eine Art flexible Kugel für das Gehirn?«
    Die Frau des jungen Schriftstellers sprang auf. »Möchte jemand noch etwas trinken?« Alle verneinten.
    »Nun, ich brauche noch etwas, wenn wir weiter darüber sprechen wollen«, sagte sie und ging sich einen Drink mixen.
    Der Redakteur sagte: »Als ich noch bei Logan’s Magazine arbeitete, wurde uns einmal eine Geschichte zugesandt. Natürlich wurde Logan’s vom gleichen Schicksal ereilt wie die Collier’s und Saturday Evening Post, aber zumindest wir haben beide überlebt.« Das sagte er mit einer Spur Stolz. »Wir veröffentlichten sechsunddreißig Kurzgeschichten jährlich, manchmal auch mehr, und jedes Jahr tauchten vier oder fünf davon in einem Sammelband der besten Kurzgeschichten des Jahres auf. Und sie wurden wirklich gelesen. Nun, wie dem auch sei – die Geschichte trug den Titel ›Die Ballade von der flexiblen Kugel‹, und geschrieben hatte sie ein Mann namens Reg Thorpe. Ein junger Mann, etwa im Alter dieses jungen Mannes, und ebenso

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