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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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›Dummheit‹. Das ist eines der Wörter, die ich gewöhnlich falsch schreibe. Ich kannte einmal einen fast unerträglich literarischen Schriftsteller, der ›hältst‹ immer ohne t geschrieben hat – ›hälst‹ –, so oft es die Korrektoren auch verbessert haben. Für diesen Burschen, der seinen Doktor in Princeton gemacht hatte, war ›hässlich‹ immer ›häslich‹.«
    Die Frau des Schriftstellers lachte plötzlich auf – verlegen und fröhlich zugleich. »Das mache ich immer.«
    »Ich will damit sagen, dass die falsch geschriebenen Wörter eines Mannes – oder einer Frau – literarische Fingerabdrücke sind. Jeder Lektor, der ein paarmal denselben Autor behandelt hat, wird Ihnen das bestätigen.
    Nein, Bellis war ich, und ich war Bellis. Und doch war sein Rat ein verdammt guter Rat. Ich fand, es war sogar ein großartiger Rat. Aber da ist noch etwas – das Unterbewusstsein hinterlässt seine Fingerabdrücke, aber es ist auch ein Fremder da unten. Ein verdammt gescheiter Kerl, der eine Menge weiß. Soweit ich weiß, hatte ich in den Ausdruck ›Zeichnungsberechtigter‹ noch nie im Leben gehört … aber da stand er, und er war gut, und kurze Zeit später fand ich heraus, dass er bei Banken tatsächlich gebräuchlich war.
    Ich nahm den Hörer ab, um einen Freund anzurufen, und da schoss mir – unglaublich! – dieser Schmerz durch den Kopf. Ich dachte an Reg Thorpe und sein Radium und legte den Hörer hastig wieder auf. Ich suchte den Freund dann persönlich auf, nachdem ich mich rasiert und geduscht und mindestens neunmal im Spiegel betrachtet hatte, ob ich wenigstens aussah, wie es von einem vernünftigen Menschen erwartet wird. Trotzdem stellte er mir eine Menge Fragen und nahm mich genau in Augenschein. Es muss demnach einige Symptome gegeben haben, die eine Dusche, eine Rasur und eine kräftige Dosis Listerine nicht verbergen konnten. Er war nicht aus der Branche, und das war gut. Neuigkeiten machte die Runde. In der Branche. Sozusagen. Und wenn er in der Branche gewesen wäre, hätte er gewusst, dass Arvin Publishing, Inc. Logan’s veröffentlichte und sich gefragt, was für ein krummes Ding ich vorhatte. Aber er war nicht aus der Branche und stellte keine Fragen, und so konnte ich ihm weismachen, es handle sich um einen eigenen Verlag da Logan’s offenbar beschlossen hatte, die Belletristik-Abteilung aufzulösen.«
    »Hat er Sie gefragt, warum Sie ihn Arvin Publishing nannten?«, fragte der Schriftsteller.
    »Ja.«
    »Was haben Sie ihm gesagt?«
    »Ich habe ihm gesagt, dass Arvin der Mädchenname meiner Mutter war«, antwortete der Redakteur mit einem verschlagenen Lächeln.
    Nach kurzem Schweigen fuhr der Redakteur fort; er wurde bis zum Schluss kaum mehr unterbrochen.
    »Dann wartete ich auf die Schecks, von denen ich genau einen brauchte. Um die Zeit totzuschlagen, trainierte ich. Sie wissen schon – Glas heben, Ellbogen beugen, Glas leeren, Ellbogen strecken. Bis man von diesem Training so erschöpft ist, dass man einfach zusammenklappt und mit dem Kopf auf den Tisch fällt. Es passierte noch anderes, aber nur diese beiden beschäftigten mich wirklich  – das Warten und das Training. Soweit ich mich erinnern kann. Ich muss ein wenig vermuten, denn ich war damals sehr oft betrunken, und auf jede Einzelheit, an die ich mich erinnere, kommen bestimmt fünfzig oder sechzig, die ich vergessen habe.
    Ich kündigte meinen Job – ich bin mir sicher zur allgemeinen Erleichterung. Von ihrer Seite aus, weil ihnen die unangenehme Aufgabe erspart blieb, mich wegen Irrsinn aus einer Redaktion zu feuern, die nicht mehr existierte, von meiner Seite aus, weil ich dieses Gebäude, glaube ich, nicht mehr hätte ertragen können – den Aufzug, die Neonröhren, die Telefone, den Gedanken an all die lauernde Elektrizität.
    Ich schrieb Reg Thorne und seiner Frau in den drei Wochen mehrere Briefe. An ihre kann ich mich erinnern, an seine nicht – wie bei dem Brief von Bellis, schrieb ich auch seine, wenn ich einen Blackout hatte. Aber selbst wenn ich weggetreten war, behielt ich meine alten Gewohnheiten bei, ebenso wie die falsche Schreibweise. Ich vergaß nie, einen Durchschlag zu machen … und wenn ich am nächsten Morgen zu mir kam, lagen diese Durchschläge herum. Es war, als würde ich Briefe von einem Fremden lesen.
    Nicht dass diese Briefe verrückt gewesen wären. Keineswegs. Der mit P.S. wegen dem Mixer war viel schlimmer gewesen. Diese Briefe waren … fast vernünftig.«
    Er

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