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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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dem dunklen Schatten zu wenden, der das Gesicht des Redakteurs war.
    »Ich bekam allmählich Kopfschmerzen. Zuerst nur ganz leichte. Das Denken fiel mir wieder schwer. Ich erinnerte mich, dass Janey Morrison einen elektrischen Bleistiftspitzer hatte. Da waren all die Neonröhren in Jims Büro. Die Heizkörper. Die Getränkeautomaten in den Fluren. Wenn man es sich richtig überlegte, lief das ganze Scheißgebäude mit Elektrizität; es war ein Wunder, dass hier überhaupt jemand etwas leisten konnte. Ich glaube, damals kam mir zum ersten Mal die Idee. Die Idee, dass Logan’s pleite machte, weil niemand klar denken konnte. Und dass niemand klar denken konnte, lag daran, dass wir alle in diesem Hochhaus eingepfercht waren, das mit Elektrizität lief. Unsere Gehirnwellen wurden völlig durcheinandergebracht. Ich weiß noch, dass ich dachte, wenn man einen Arzt mit einem EEG-Gerät herschaffen könnte, würde man ein paar schreckliche unheimliche Kurven bekommen. Voll von diesen großen, spitzen Alpha-Wellen, die für bösartige Tumore im Vorderhirn charakteristisch sind.
    Schon der Gedanke an das alles machte meine Kopfschmerzen schlimmer. Aber ich unternahm noch einen Versuch. Ich fragte Jimmy, ob er wenigstens Sam Vadar, den Chefredakteur, bitten könnte, die Geschichte doch in der Januarausgabe erscheinen zu lassen. Als Logan’s Schwanengesang auf die Literatur. Als letzte Kurzgeschichte.
    Jimmy spielte mit seinem Bleistift und nickte. Er sagte: ›Vorbringen werde ich es, aber Sie wissen selbst, dass es nicht klappen wird. Wir haben eine Geschichte von einem Schriftsteller mit einem Roman, und wir haben eine Geschichte von John Updike, die genauso gut … vielleicht sogar noch besser ist … und …‹
    ›Die Updike-Geschichte ist nicht besser!‹, sagte ich.
    ›Herrgott, Henry, Sie müssen nicht gleich so brüllen …‹
    ›Ich brülle nicht!‹, brüllte ich.
    Er sah mich lange an. Meine Kopfschmerzen waren inzwischen ziemlich schlimm geworden. Ich hörte die Neonröhren summen. Sie hörten sich an wie eine Menge Fliegen in einer Flasche. Es war ein richtig hässliches Geräusch. Und ich glaubte zu hören, dass Janey ihren elektrischen Bleistiftspitzer eingeschaltet hatte. Das machen sie absichtlich, dachte ich. Sie wollen mich durcheinanderbringen. Sie wissen, dass ich nicht die richtigen Worte finde, wenn diese Geräte eingeschaltet sind, deshalb … deshalb …
    Jim sagte etwas davon, er würde es bei der nächsten Redaktionssitzung zur Sprache bringen und vorschlagen, dass statt eines radikalen Schlussstrichs noch alle Geschichten, für die ich mündliche Zusagen gemacht hatte, erscheinen sollten … allerdings …
    Ich stand auf, durchquerte das Zimmer und schaltete die Lampen aus.
    ›Warum haben Sie das gemacht?‹, fragte Jimmy.
    ›Sie wissen warum‹, sagte ich. ›Sie sollten zusehen, dass Sie hier rauskommen, Jimmy, bevor nichts mehr von Ihnen übrigbleibt.‹
    Er stand auf und kam zu mir herüber. ›Ich glaube, Sie sollten den Rest des Tages freinehmen, Henry‹, sagte er. ›Gehen Sie nach Hause. Ruhen Sie sich aus. Ich weiß, dass die letzte Zeit anstrengend für Sie war. Sie sollten wissen, dass ich mein Bestes tun werde, was diese Kurzgeschichte angeht. Ich teile Ihre Gefühle vollkommen … nun ja, jedenfalls fast. Aber Sie sollten jetzt wirklich nach Hause gehen, die Füße hochlegen und ein bisschen fernsehen.‹
    ›Fernsehen‹, sagte ich und lachte. Das war das Komischste, was ich je gehört hatte. ›Jimmy‹, sagte ich. ›Richten Sie Sam Vadar noch etwas von mir aus.‹
    ›Was denn, Henry?‹
    ›Sagen Sie ihm, er braucht einen Fornit. Der ganze Betrieb. Einen? Ein ganzes Dutzend.‹
    ›Einen Fornit‹, sagte er und nickte. ›Okay, Henry. Ich richte es ihm aus.‹
    Meine Kopfschmerzen waren sehr schlimm. Ich konnte kaum noch sehen. Irgendwo im Hinterkopf beschäftigte mich schon die Frage, wie ich es Reg beibringen sollte und wie er es aufnehmen würde.
    ›Ich werde die Bestellung selbst aufgeben, sobald ich herausgefunden habe, wohin ich Sie schicken muss‹, sagte ich. ›Vielleicht hat Reg eine Ahnung. Ein Dutzend Fornits. Sie sollen diesen von einem Ende zum anderen mit Fornus bestäuben. Und den verdammten Strom abstellen, überall.‹ Ich lief in seinem Büro herum, und Jimmy sah mich mit offenem Mund an. ›Stellt überall den ganzen Strom ab, sagen Sie ihnen das, Jimmy. Sagen Sie es Sam. Niemand kann bei diesen ganzen elektrischen Interferenzen denken, habe ich

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