Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
faltete geziert seine langfingrigen Hände vor dem Körper. »Leute, sieht so aus, als hätten wir ein echtes Problem«, sagte er.
     
     
    6. Weitere Diskussionen. Mrs. Carmody.
Befestigungen. Was den Ewiggestrigen zustieß
     
    Die nächsten vier Stunden vergingen wie im Traum. Nach Browns Bestätigung brach eine lange halb hysterische Diskussion aus, vielleicht war sie aber gar nicht so lange, wie sie mir vorkam; vielleicht mussten die Leute die Information nur immer wieder verbissen durchkauen, sie unter jedem nur möglichen Gesichtspunkt betrachten – so wie ein Hund einen Knochen bearbeitet, um an das Mark heranzukommen. Es war ein langwieriger Prozess, bis sie akzeptierten. Dasselbe können Sie bei jeder Bürgerversammlung im März in ganz Neuengland beobachten.
    Da gab es die Ewiggestrigen mit Norton an der Spitze. Diese zehnköpfige Minderheit glaubte kein Wort. Norton hob immer und immer wieder hervor, dass es nur vier Zeugen für die Entführung des Botenjungen durch die – wie er sich ausdrückte – Tentakel vom Planeten X gab (beim ersten Mal lachten die Leute darüber, aber es nutzte sich rasch ab, was Norton in seiner steigenden Erregung aber nicht zu bemerken schien). Er fügte hinzu, dass er für seine Person keinem dieser vier Zeugen vertraue. Weiter wies er darauf hin, dass fünfzig Prozent dieser Zeugen inzwischen hoffnungslos betrunken seien. Das stimmte zweifellos. Jim und Myron LaFleur, denen der Bierkühlschrank und das ganze Weinregal zur Verfügung standen, waren stockbesoffen. In Anbetracht dessen, was mit Norm passiert war und ihrer Rolle dabei, machte ich ihnen keinen Vorwurf. Sie würden bald wieder nüchtern werden.
    Ollie trank stetig weiter, ohne auf Browns Proteste zu achten. Schließlich gab Brown es auf und begnügte sich damit, von Zeit zu Zeit mit der Federal Foods Company zu drohen. Ihm schien gar nicht in den Sinn zu kommen, dass diese Gesellschaft mit ihren Geschäften in Bridgton, North Windham und Portland vielleicht überhaupt nicht mehr existierte. Soviel wir wussten, war es möglich, dass die östliche Küstenlinie nicht mehr existierte. Ollie trank stetig, aber er wurde nicht betrunken. Er schwitzte es schneller aus, wie er es trank.
    Als die Diskussion mit den Ewiggestrigen immer schärfer wurde, ergriff Ollie das Wort. »Wenn Sie es nicht glauben, Mr. Norton – ausgezeichnet. Ich werde Ihnen sagen, was Sie tun sollten. Sie gehen durch die Vordertür hinaus und begeben sich auf die Rückseite des Gebäudes. Dort finden Sie eine Menge Bier- und Sprudelpfandflaschen, die Norm und Buddy und ich heute Morgen herausgestellt haben. Bringen Sie ein paar dieser Flaschen mit, damit wir wissen, dass Sie auch wirklich nach hinten gegangen sind. Wenn Sie das schaffen, bin ich gern bereit, mein Hemd auszuziehen und es zu essen.«
    Norton begann zu toben.
    Ollie schnitt ihm mit seiner sanften, ruhigen Stimme das Wort ab. »Ich sage Ihnen, Sie richten mit Ihrem Gerede nur Schaden an. Viele Leute hier möchten heimgehen und sich davon überzeugen, dass ihren Angehörigen nichts passiert ist. Meine Schwester und ihre einjährige Tochter sind bei sich zu Hause in Naples. Selbstverständlich würde auch ich nach ihnen schauen. Aber wenn die Leute anfangen, Ihnen Glauben zu schenken, wenn sie versuchen heimzukommen, wird ihnen das Gleiche zustoßen wie Norm.«
    Er überzeugte Norton nicht, aber er überzeugte einige Mitläufer und Neutrale – nicht einmal so sehr durch seine Worte als durch seine Augen, seine gespenstischen Augen. Ich glaube, dass Nortons Verstand davon abhing, sich nicht überzeugen zu lassen, oder dass er sich das zumindest einbildete. Aber er ging auch nicht auf Ollies Aufforderung ein, einige Pfandflaschen von der Rückseite des Gebäudes zu holen. Das tat keiner von ihnen. Sie waren nicht bereit hinauszugehen, zumindest jetzt noch nicht. Er und seine kleine Schar von Ewiggestrigen (die sich um ein, zwei Leute verkleinert hatte) entfernten sich so weit wie nur möglich von uns anderen, zogen sich zu der Kühltruhe mit abgepacktem Fleisch zurück. Im Vorbeigehen stieß einer von ihnen gegen ein Bein meines schlafenden Sohnes und weckte ihn dadurch auf.
    Ich ging zu ihm, und er warf sich mir an den Hals. Als ich versuchte, ihn wieder hinzulegen, klammerte er sich fester an mich und flehte: »Tu das nicht, Daddy. Bitte!«
    Ich fand einen Einkaufswagen und setzte ihn auf den Kindersitz. Er sah darin sehr groß aus. Der Anblick wäre komisch gewesen, wenn sein

Weitere Kostenlose Bücher