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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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und fand die Lebensmitteltüten auf Anhieb. Sie musste die ganze Zeit gewusst haben, was wir vorhatten. Sie zog die Tüten aus dem Fach, wo Ollie sie versteckt hatte. Eine riss auf, Dosen rollten über den Boden. Sie warf die andere, Glas zerbrach klirrend, Mineralwasser ergoss sich überallhin.
    »Das sind jene Leute, die an allem schuld sind!«, brüllte sie. »Leute, die sich dem Willen des Allmächtigen nicht beugen wollen! Sie sind der Sünde des Stolzes verfallen, hochmütig sind sie und starrsinnig! Einer von ihnen muss geopfert werden! Von einem dieser Sünder muss das Sühneblut kommen! «
    Ein zustimmendes Gemurmel feuerte sie noch mehr an. Sie hatte sich in eine Raserei hineingesteigert. Speichel flog von ihren Lippen, als sie den Leuten, die sich hinter ihr scharten, zuschrie: »Den Jungen wollen wir! Packt ihn! Holt ihn euch! Wir wollen den Jungen!«
    Sie stürzten vorwärts, allen voran Myron LaFleur mit freudig funkelnden Augen. Mr. McVey war direkt hinter ihm, mit leerem und törichtem Gesicht.
    Amanda stolperte rückwärts und drückte Billy fester an sich. Seine Arme umschlangen ihren Hals. Sie sah mich entsetzt an. »David, was soll ich nur …«
    »Schnappt euch beide!«, kreischte Mrs. Carmody. »Holt euch auch diese Hure!«
    Ihr Gesicht erstrahlte in düsterer Freude. Ihre Tasche hing immer noch an ihrem Arm. Sie begann auf und ab zu springen. »Schnappt euch den Jungen, schnappt euch die Hure, schnappt euch beide, schnappt euch alle, schnappt …«
    Ein lauter Knall ertönte.
    Alle erstarrten, als wären wir eine Klasse ungezogener, lärmender Schüler und der Lehrer gerade zurückgekommen und habe die Tür laut zugeworfen. Myron LaFleur und Mr. McVey blieben wie angewurzelt stehen, etwa zehn Schritte von uns entfernt. Myron drehte sich nach dem Metzger um und warf ihm einen verunsicherten Blick zu. Dieser schien aber gar nicht wahrzunehmen, dass LaFleur ihn ansah. Mr. McVey hatte einen Ausdruck, den ich in den beiden letzten Tagen auf nur allzu vielen Gesichtern gesehen habe. Er hatte den Verstand verloren. Er war übergeschnappt.
    Myron wich zurück und sah Ollie mit weit aufgerissenen, erschrockenen Augen an. Sein Zurückweichen wurde zum Laufen. Er bog um die Ecke des Ganges, stolperte über eine Dose, fiel hin, taumelte hoch und verschwand.
    Ollie stand noch immer in der klassischen Position des Zielscheibenschützen da, Amandas Pistole mit beiden Händen haltend. Mrs. Carmody stand noch immer neben der Kasse. Sie umklammerte mit ihren leberfleckigen Händen ihren Bauch. Blut strömte zwischen ihren Fingern hindurch und rann auf ihre gelbe Hose.
    Ihr Mund öffnete und schloss sich. Einmal. Zweimal. Sie versuchte zu sprechen. Schließlich gelang es ihr.
    »Ihr werdet alle da draußen sterben!«, sagte sie, und dann fiel sie langsam vornüber. Ihre Tasche glitt ihr vom Arm, fiel auf den Boden, und der Inhalt wurde in der ganzen Gegend verstreut. Ein in Papier gewickeltes Röllchen rollte über den Fußboden zu mir und stieß gegen meinen Schuh. Ohne zu überlegen bückte ich mich und hob es auf. Es war eine halb aufgebrauchte Packung Rolaids. Ich warf sie wieder weg. Ich wollte nichts berühren, das ihr gehörte.
    Ihre »Gemeinde« wich zurück, zerstreute sich etwas. Keiner von ihnen konnte seinen Blick von der auf dem Boden liegenden Gestalt und von dem dunklen Blut abwenden, das unter ihrem Körper hervorquoll. »Ihr habt sie umgebracht!«, schrie jemand ängstlich und zornig. Aber niemand wies darauf hin, dass sie etwas Ähnliches mit meinem Sohn vorgehabt hatte.
    Ollie stand noch immer wie versteinert da, aber jetzt zitterte sein Mund. Ich berührte ihn sanft. »Ollie, gehen wir. Und danke!«
    »Ich habe sie umgebracht«, murmelte er heiser. »Verdammt, ich habe sie umgebracht!«
    »Ja«, sagte ich. »Darum habe ich Ihnen gedankt. Und nun wollen wir gehen!«
    Wir setzten uns wieder in Bewegung.
    Nachdem wir jetzt – dank Mrs. Carmody – keine Lebensmitteltüten zu tragen hatten, konnte ich Billy selbst tragen. Wir blieben einen Augenblick vor der Tür stehen, und Ollie sagte mit leiser, gepresster Stimme: »Ich hätte sie nicht erschossen, David, wenn es irgendeine andere Möglichkeit gegeben hätte.«
    »Ja.«
    »Glauben Sie mir das?«
    »Ja, ich glaube Ihnen.«
    »Dann können wir jetzt gehen.«
    Wir gingen hinaus.
     
     
    11. Das Ende
     
    Ollie bewegte sich schnell, die Pistole in der rechten Hand. Als Billy und ich aus der Tür traten, war er schon beim Scout

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