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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Kenneth! Sofort.«
    »Miss Bird …«
    Aber Miss Bird war schon um die Ecke gebogen. Sie wollte Blut sehen. Charles dachte, dass Miss Bird gleich Blut sehen würde.
    Er ging wieder zur Tür hinaus. Am Trinkwasserbrunnen trank er. Er betrachtete die amerikanische Flagge über dem Eingang zur Turnhalle. Er studierte das schwarze Brett.
    Woodsy Owl sagte: SEI KEIN SCHWEIN, HALT DIE UMWELT REIN. Sheriff Friendly sagte: NIEMALS MIT FREMDEN FAHREN. Charles las alles zweimal.
    Dann kehrte er ins Klassenzimmer zurück, ging mit gesenktem Blick zu seinem Platz und schlüpfte in seine Bank. Es war Viertel vor elf. Er holte Roads to Everywhere heraus und begann über Bill beim Rodeo zu lesen.

Der Affe
    Als Hal Shelburn ihn sah – als sein Sohn Dennis ihn aus einem schimmeligen Ralston-Purina-Karton herauszog, der weit hinten unter einer Dachtraufe gestanden hatte –, überfiel ihn solche Angst, solches Entsetzen, dass er um ein Haar laut aufgeschrien hätte. Er hielt eine Faust an den Mund, um ihn zu unterdrücken … er hustete nur in seine Hand hinein. Weder Terry noch Dennis hatten etwas bemerkt, nur Petey drehte sich um und warf ihm einen neugierigen Blick zu.
    »He, Klasse«, sagte Dennis beeindruckt. Diesen fast ehrerbietigen Ton war Hal von dem Jungen gar nicht mehr gewöhnt. Dennis war zwölf.
    »Was ist das?«, fragte Pete. Er schaute noch einmal zu seinem Vater hinüber, bevor er seine Aufmerksamkeit dem Ding zuwandte, das sein großer Bruder gefunden hatte. »Was ist das, Daddy?«
    »Ein Affe, du Spatzenhirn«, sagte Dennis. »Hast du noch nie einen Affen gesehen?«
    »Du sollst deinen Bruder nicht Spatzenhirn nennen«, mahnte Terry automatisch und begann, in einer Schachtel voller Vorhänge zu stöbern. Sie waren voller Stockflecken und schimmelig, und sie ließ sie rasch wieder fallen. »Bäh!«
    »Kann ich ihn haben, Daddy?«, fragte Petey. Er war neun.
    »Was soll das heißen?«, schrie Dennis. »Ich habe ihn gefunden.«
    »Jungs, bitte«, rief Terry. »Ich bekomme Kopfweh!«
    Hal hörte ihre Stimmen kaum. Der Affe schimmerte in den Händen seines älteren Sohnes, grinste ihn mit seinem alten wohlvertrauten Grinsen an. Mit demselben Grinsen, das ihm als Kind Albträume verursacht hatte, das ihn verfolgt hatte, bis er …
    Draußen erhob sich eine kalte Windbö, und fleischlose Lippen pfiffen durch die alte, rostige Dachtraufe. Petey rückte näher an seinen Vater heran, den Blick unbehaglich auf das roh gezimmerte Dach mit den hervorstehenden Nägeln gerichtet.
    »Was war das, Daddy?«, fragte er, als das Pfeifen zu einem kehligen Summen erstarb.
    »Nur der Wind«, sagte Hal, der immer noch den Affen anstarrte. Seine Zimbeln, im schwachen Licht der einzigen nackten Glühbirne mehr Halbmonde aus Messing als Kreise, waren reglos etwa dreißig Zentimeter voneinander entfernt, und Hal fügte automatisch hinzu: »Wind kann pfeifen, aber eine Melodie bringt er nicht zustande.« Dann fiel ihm ein, dass das ein beliebter Ausspruch von Onkel Will gewesen war, und er bekam eine Gänsehaut.
    Das Sausen setzte wieder ein. Der Wind kam in langen Stößen vom Crystal Lake her und pfiff in der Dachtraufe. Durch zahlreiche Ritzen und Spalte blies kalte Oktoberluft in Hals Gesicht – Grundgütiger, dieser Ort hatte so frappierende Ähnlichkeit mit der Rumpelkammer des Hauses in Hartford, dass er das Gefühl hatte, sie alle wären dreißig Jahre zurückversetzt worden.
    Ich will nicht daran denken.
    Aber natürlich konnte er an nichts anderes mehr denken.
    Die Rumpelkammer, wo ich diesen verfluchten Affen in derselben Schachtel gefunden habe.
    Terry hatte sich ein Stück entfernt und kramte in einer Holzkiste voll Krimskrams – geduckt watschelnd, weil der Winkel des Giebels so steil war.
    »Ich mag ihn nicht«, sagte Petey und griff nach Hals Hand. »Dennis kann ihn haben, wenn er will. Können wir gehen, Daddy?«
    »Angst vor Gespenstern, Hasenfuß?«, spottete Dennis.
    »Dennis, hör auf!«, sagte Terry zerstreut. Sie hielt eine hauchdünne Tasse mit chinesischem Muster in der Hand. »Die ist hübsch. Wirklich sehr …«
    Hal sah, dass Dennis den Aufziehschlüssel auf dem Rücken des Affen entdeckt hatte. Grauen flatterte mit dunklen Schwingen durch ihn hindurch.
    »Lass das!«
    Es kam schärfer heraus als beabsichtigt, und noch bevor er richtig wusste, was er tat, hatte er Dennis den Affen aus der Hand gerissen. Der Junge starrte ihn bestürzt an. Terry warf ihm über die Schulter hinweg einen Blick zu, und Petey

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