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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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glauben, dass es nur ein böser Traum gewesen war. Aber als er an dem Nachmittag, als seine Mutter starb, aus der Schule nach Hause kam, stand der Affe wieder auf seinem Regal, die Zimbeln erhoben und grinste ihn von dort an.
    Er näherte sich ihm langsam als wäre er nicht er selbst – als hätte sich sein eigener Körper beim Anblick des Affen in ein aufziehbares Spielzeug verwandelt. Er sah sich die Hand ausstrecken und den Affen vom Regal nehmen. Er spürte, wie sich das flaumige Fell unter seiner Hand in Falten legte, aber das Gefühl war gedämpft, nur Druck, als hätte ihm jemand Novocain gespritzt. Er hörte sich selbst atmen, schnell und trocken, wie wenn der Wind durchs Stroh pfeift.
    Er drehte den Affen um und griff nach dem Schlüssel, und Jahre später dachte er, dass seine betäubte Faszination der eines Mannes geglichen hatte, der einen sechsschüssigen Revolver mit einer geladenen Kammer gegen ein geschlossenes und zitterndes Lid presst und abdrückt.
    Nein nicht … lass ihn wirf ihn weg rühr ihn nicht an  …
    Er drehte den Schlüssel und hörte in der Stille die perfekte Folge von Klicklauten beim Aufziehen. Als er den Schlüssel losließ, begann der Affe, die Zimbeln zu schlagen, und Hal spürte den Körper zucken, beug-und- ruck, beug-und- ruck, als wäre er lebendig, er war lebendig, zuckte in seiner Hand wie ein abscheulicher Pygmäe, und die Vibration, die er durch das abgewetzte braune Fell spürte, rührte nicht von drehenden Zahnrädern her, sondern von seinem Herzschlag.
    Stöhnend ließ Hal den Affen fallen und wich zurück, die Hände auf den Mund gepresst, die Fingernägel ins Fleisch unter seinen Augen gekrallt. Er stolperte über etwas und verlor fast das Gleichgewicht (dann hätte er direkt daneben auf dem Boden gelegen und mit weit aufgerissenen blauen Augen in die braunen Glasaugen gestarrt). Er hastete zur Tür, ging hinaus, schlug sie zu und lehnte sich dagegen. Dann stürzte er plötzlich ins Bad und übergab sich.
    Es war Mrs. Stukey von der Hubschrauberfabrik, die die Nachricht überbrachte und die beiden ersten endlosen Nächte bei ihnen verbrachte, bis Tante Ida von Maine ankam. Ihre Mutter war am Nachmittag an einer Gehirnembolie gestorben. Sie hatte mit einem Becher Wasser in einer Hand beim Wasserkühler gestanden und war mit dem Pappbecher in der Hand zusammengebrochen, als wäre sie erschossen worden. Mit der anderen Hand hatte sie sich am Wasserkühler festgeklammert und die große Glasflasche voll Poland-Mineralwasser mit sich gerissen. Diese war zerschellt … aber der Betriebsarzt, der sofort kam, sagte später, seiner Meinung nach wäre Mrs. Shelburn schon tot gewesen, bevor das Wasser durch Kleid und Unterwäsche auf die Haut gedrungen war. Den Jungs wurde nie etwas davon erzählt, aber Hal wusste es trotzdem. Er träumte in den langen Nächten nach dem Tod seiner Mutter immer wieder davon. Hast du immer noch Probleme mit dem Schlafen, kleiner Bruder? hatte Bill ihn gefragt, und Hal nahm an, dass Bill glaubte, das ganze Umsichschlagen und die Albträume hingen mit dem plötzlichen Tod ihrer Mutter zusammen, und das stimmte natürlich auch … aber nur teilweise. Da war das Schuldbewusstsein, das schreckliche todsichere Wissen, dass er seine Mutter umgebracht hatte, indem er an jenem sonnigen Nachmittag nach Schulschluss den Affen aufgezogen hatte.
     
    Schließlich fiel Hal in einen sehr tiefen Schlaf, aus dem er erst kurz vor Mittag erwachte. Petey saß mit übereinandergeschlagenen Beinen auf einem Stuhl am anderen Ende des Zimmers, aß methodisch Schnitz für Schnitz eine Orange und schaute sich im Fernsehen eine Spielshow an.
    Hal schwang die Beine aus dem Bett. Er fühlte sich so, als hätte ihn jemand in den Schlaf geboxt … und dann wieder wachgeboxt. Sein Kopf pochte. »Wo ist deine Mutter, Petey?«
    Petey drehte sich um. »Sie ist mit Dennis einkaufen gegangen. Ich hab gesagt, ich würde hier bei dir bleiben. Sprichst du immer im Schlaf?«
    Hal sah seinen Sohn argwöhnisch an. »Nein. Was habe ich gesagt?«
    »Ich konnte es nicht verstehen. Aber es hat mir ein bisschen Angst gemacht.«
    »Na, jetzt bin ich jedenfalls wieder voll da«, sagte Hal und brachte ein schwaches Grinsen zustande. Petey grinste zurück, und Hal spürte wieder seine Liebe zu dem Jungen, ein Gefühl, das stark, ungetrübt und unkompliziert war. Er fragte sich, warum es ihm immer so leichtgefallen war, Petey zu mögen, zu denken, dass er Petey verstand und ihm helfen konnte

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