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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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zwischen aufeinandergestapelten Kisten durch die Rumpelkammer kroch, vorbei an den Büchern über Navigation, den Fotoalben mit ihrem Geruch nach alten Chemikalien, den Souvenirs und den alten Kleidern, und Hal dachte: Wenn er jetzt anfängt, sich in meiner Hand zu bewegen, und seine Zimbeln zu schlagen, werde ich schreien, und wenn ich schreie, wird er nicht nur grinsen, dann wird er lachen, mich auslachen, und dann werde ich verrückt, und man wird mich hier finden, sabbernd und irre lachend, ich werde irre sein, ob bitte, lieber Gott, bitte, lieber Jesus, lass mich nicht irre werden …
    Er erreichte das andere Ende und schob zwei Schachteln beiseite, wobei eine umfiel, und warf den Affen in den Ralston-Purina-Karton in der hintersten Ecke. Und da lehnte er nun bequem, als wäre er endlich nach Hause gekommen, die Zimbeln erhoben und grinste sein Affengrinsen, als machte er sich immer noch über Hal lustig. Hal kroch schwitzend rückwärts; ihm war abwechselnd heiß und kalt, Feuer und Eis, er wartete darauf, dass die Zimbeln loslegen würden und wenn sie anfingen, würde der Affe aus seiner Schachtel springen und mit surrendem Aufziehmechanismus und wild schlagenden Zimbeln wie ein Käfer auf ihn zugewuselt kommen und …
    … und nichts davon geschah. Er schaltete das Licht aus und schlug die kleine Kaninchenloch-Tür hinter sich zu und lehnte sich keuchend dagegen. Schließlich fühlte er sich etwas besser. Mit weichen Knien ging er nach unten, holte eine leere Tüte und begann, sorgfältig die zackigen Scherben und Splitter der zerbrochenen Milchflasche aufzusammeln, wobei er überlegte, ob er sich vielleicht daran schneiden und verbluten würde, ob die klirrenden Zimbeln vielleicht das angekündigt hatten. Aber das passierte auch nicht. Er holte einen Lappen und wischte die Milch auf, und dann setzte er sich und wartete, ob seine Mutter und sein Bruder nach Hause kommen würden.
    Seine Mutter kam zuerst und fragte: »Wo ist Bill?«
    Mit leiser, tonloser Stimme, überzeugt davon, dass Bill tot an irgendeinem Tatort liegen musste, berichtete Hal von der Theatergruppenbesprechung in der Schule, wusste aber, dass Bill, selbst wenn es eine sehr lange Besprechung war, spätestens vor einer halben Stunde hätte zu Hause sein müssen.
    Seine Mutter sah ihn neugierig an und wollte ihn fragen, was los ist, als die Tür aufging und Bill hereinkam – nur war es eigentlich nicht Bill, nicht wirklich. Er sah aus wie sein eigenes Gespenst, blass und still.
    »Was ist passiert?«, rief Mrs. Shelburn. »Bill, was ist passiert?«
    Bill begann zu weinen und erzählte die Geschichte unter Tränen. Da war ein Auto, sagte er. Er und sein Freund Charlie Silverman hatten sich nach der Besprechung zusammen auf den Heimweg gemacht, und das Auto kam zu schnell um die Ecke Brook Street, und Charlie war erstarrt stehen geblieben und Bill hatte Charlie einmal an der Hand gezogen, aber seine Finger waren abgerutscht, und das Auto …
    Bill brach in lautes hysterisches Schluchzen aus, und seine Mutter zog ihn an sich, wiegte ihn, und Hal sah auf die Veranda und erblickte zwei Polizisten dort. Der Streifenwagen, mit dem sie Bill nach Hause gefahren hatten, parkte am Bordstein. Dann begann Hal zu weinen … aber seine Tränen waren Tränen der Erleichterung.
    Danach war es Bill, der von Albträumen heimgesucht wurde – Träume, in denen Charlie Silverman immer und immer wieder starb, aus seinen Red-Ryder-Cowboy-Stiefeln auf die Motorhaube des rostigen Hudson Hornet geschleudert wurde, den der Betrunkene gefahren hatte. Charlie Silvermans Kopf und die Windschutzscheibe des Hudsons waren mit enormer Wucht aufeinandergeprallt. Beide waren zertrümmert. Der betrunkene Fahrer, dem ein Süßwarengeschäft in Milford gehörte, erlitt kurz nach seiner Verhaftung einen Herzanfall (vielleicht beim Anblick von Charlie Silvermans Gehirn, das auf seiner Hose trocknete), und sein Anwalt hatte bei der Verhandlung Erfolg mit seinem Plädoyer nach dem Motto »Dieser Mann ist schon genügend gestraft«. Der Täter wurde zu sechzig Tagen Haft verurteilt (Bewährung) und verlor seine Fahrerlaubnis im Staat Connecticut für fünf Jahre … und etwa ebenso lang wurde Bill Shelburn von Albträumen geplagt. Der Affe war wieder in der Rumpelkammer versteckt. Bill bemerkte nie, dass er von seinem Regal verschwunden war … und wenn, sagte er nichts.
    Eine Zeit lang fühlte sich Hal in Sicherheit. Er begann den Affen sogar wieder zu vergessen oder zu

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