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Blut soll fließen

Blut soll fließen

Titel: Blut soll fließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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verlangt, für die seinen bestraft zu werden. Womit meine Liebe für ihn kurz und knapp umschrieben wäre.
    Ich sehe politische Sünden eskalieren und erkenne, dass ich sie instinktiv dem FBI, Mr. Hoover und damit indirekt Dwight zuschreibe. Zwei Panther sind im Januar in der UCLA erschossen worden. Die gewaltsamen Todesfälle waren angeblich auf alte Rivalitäten der Panther und der US zurückzuführen, die bei der Gründung eines Zentrums für Afroamerikanische Studien offen ausgebrochen sind. Ich weiß, dass Doppelagenten vom FBI in beide Organisationen eingeschleust wurden und dass dem FBI daran gelegen ist, Spannungen zwischen den Gruppen hervorzurufen. Ein Panther-Sprecher hat die Tötungen als »Politmorde der US auf Befehl der organisierten Schweinemacht« bezeichnet, Ich hasse das Wort Schwein nun bereits ebenso wie das Wort Mager und erkenne, dass ich es Dwight übel nehme, wenn er immer nur die kriminelle Seite der schwarz-nationalistischen Bewegung wahrnimmt. Einer größeren Gruppe von Panthern in New York City droht Anklage, weil sie sich angeblich verschworen haben sollen, die Gleise von Penn Central während der Stoßzeit in die Luft zu jagen. Sind die denn geisteskrank? Wissen sie denn nicht, dass schwarze Menschen dabei zu Tode gekommen wären? Ich pflege Denkmäler zu sprengen und habe noch nie ein Menschenwesen körperlich verletzt. Bin ich geisteskrank, dies nun unter Dwight Hollys Aufsicht zu tun? Welch scheußlichen Preis werde ich für meine Rolle beim Abbüßen der Schuld dieses Mannes zahlen, und worauf bezieht sich diese Schuld genau?
    Mr. Hoover scheint entschlossen, in einer Gloriole psychopathischen Hasses abzutreten, und er hat in Dwight einen unermüdlichen Helfer gefunden, der sich nun von Joan Klein helfen und unterstützen und vielleicht auch trösten lässt. Ich befürchte, dass Dwight billigend in Kauf nimmt oder aktiv dafür sorgt, dass die BTA und die MMLF Rauschgift vertreiben und dass er in Joan eine willige Komplizin gefunden hat. Joan begreift Rauschgift als revolutionäres Werkzeug und hat es bereits entsprechend eingesetzt. Ich befürchte, dass Joan und Dwight aus antithetischen politischen Motiven das gleiche konkrete Ziel anstreben. Sie wollen dafür sorgen, dass die BTA und die MMLF gesellschaftlich abgelehnt werden und nehmen den von ihnen unterschätzten menschlichen Preis unbekümmert in Kauf.
    Ich habe Joan von Dwights Privatsphäre erzählt. Sie weiß, dass Dwight gelegentlich bei mir zu Hause eingebrochen ist und dass ich eigens für ihn ein weit weniger offenes und kontroverses Tagebuch hinterlege. Ich fürchte, dass es das Bekenntnis meiner gestörten Liebe zu Dwight war, das Joan dazu trieb, sich ihm zu nähern, um ihre eigenen politischen Ziele voranzubringen.
    Joan hat an extrem gefährlichen Revolutionsabenteuern teilgenommen und Taten begangen - genauer gesagt, Untaten -, deren ich, wie ich dankbar und bedauernd feststelle, nicht fähig wäre. Ich zweifle weder ihre Ernsthaftigkeit noch ihre völlige Hingebung an und habe bei ihr eindeutig gütige Augenblicke erlebt - so '62 bei unseren gemeinsamen Lehrpflichten an der Freedom School -, aber ich fürchte ihre Wut und Willenskraft. Sie hat die gleiche blinde Entschlossenheit wie Dwight und den gleichen emotionalen Hunger. Ich bete, dass sie damit nicht ihre utilitaristischen Instinkte hinfällig machen und schreckliches Unheil anrichten.
    DOKUMENTENEINSCHUB : 02.04.69. Auszug aus dem Tagebuch von Marshall E. Bowen.
    Los Angeles, 02.04.69
    Stecke In Schwierigkelten. Der Vorfall von gestern Abend kann Scotry Bennett zu Ohren kommen. Die Folgen könnten mein privates Gleichgewicht und die Operation gefährden und damit meine Suche nach dem Geld und den Smaragden vom Transporter-Überfall. Mr. Holly fordert nachdrücklich, ich solle jemanden hochgehen lassen, Wayne will, dass ich mich entweder für die BTA oder die MMLF entscheide. Wenn ich unter Druck gerate, pflege ich hin und her zu überlegen und meine Möglichkeiten zu bedenken. Kaum jemals bin ich so verunsichert, dass ich wie gelähmt zu nichts mehr fähig bin. Genau das war gestern Abend der Fall.
    Wayne ist Stammgast an der Southside geworden. Er kauft Cocktail Lounges und Nachtklubs und schaut immer wieder bei Tiger-Taksi vorbei. Ausgerechnet Wayne hat den Ex-Schwergewichts-Meister Sonny Liston, der sich selbst als »Wuselmeister« bezeichnet, bei Tiger-Taksi eingeführt. Sonny ist ein saufender, Pillenschluckender, herumhurender Narr. Die Brüder

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