Blut soll fließen
haben Angst vor ihm und geben ungern zu, dass sie ihn mögen. Sonny steht rechts außen. Er hasst Muslims und Militante und steht auf Richard Nixon und den Vietnam-Krieg. Seine zwei Niederlagen gegen Muhammad Ali im Verbund mit Drogen haben seinen Gehirnzellen zugesetzt. Doch ist er zumindest amüsant, anders als der Tiger-Taksi-Co-Chef Milt Chargin, der sich für nichts und niemanden zu schade ist, wenn es darum geht, Schwarze zum Lachen zu bringen und cool zu erscheinen. Tiger-Taksi ist jetzt hipund in. Die Truppe ist pikaresk bis explosiv. Wir reiten den schwarz-nationalistischen Zeitgeist. Die Panther machen Schlagzellen, während die BTA und die MMLF sich mit dem Eifer unbekannter Stork-Club-Gäste produzieren, die unbedingt die Aufmerksamkeit des Klatschreporters Walter Winchell erregen möchten. Bitte bemerke uns: Wir sind schwarz, wir sind gewalttätig, wir versuchen, Rauschgift zu vertreiben, und wir sind cool.
Ich schwanke hin und her und schaue sowohl beim BTA- wie beim MMLF-Hauptquartier vorbei; ich werde ununterbrochen vom LAPD überwacht, wobei man drei- bis viermal die Woche meine Personalien auf der Straße überprüft. Dass ich ein Ex-LAPD-Angehöriger bin, versetzt die Southside-Uniformträger in Rage. Sie nennen mich nun gewohnheitsmäßig »Boy« und halten mich zwanzig Minuten lang fest, während sie meine Daten per Funk überprüfen lassen. Ich bin stets sauber; sie lassen mich immer mit Stößen vor die Brust und Schimpfworten zum Abschied laufen. Ich schlucke meine Wut und sage nichts.
Ich darf nicht der Neigung nachgeben. Ich habe Angst, bin Träger eines gewissen Ruhmes, und jedes Zusammensein könnte in einer Razzia oder einem Anruf beim LAPD enden. Ich muss meine privaten Sehnsüchte aufschieben, während ich die Lage beurteile, während Mr. Holly und Wayne bei mir Druck machen, während die Brüder bei der BTA und der MMLF unruhig mit ihren schwarzgestiefelten Füßen scharren und endlich eine Entscheidung wollen.
Ich habe vorsichtig jede Bekanntschaft auf der Southside, jeden Narren und guten Kumpel, den ich kenne und der mir über den Weg lief, wegen Informationen über den Raubüberfall ausgefragt und nichts in Erfahrung gebracht. In der Southside begegne ich immer wieder Scotty Bennett. Er hebt jedes Mal seinen bewusst dem schwarzen Kleidungsstil entsprechenden Kreissägenhut und zwinkert mir zu.
Scotty weiß viel über den Raubzug. Dessen bin ich mir bewusst. Er ist der brillante leitende Detektiv, der über fünf Jahre Wissen angesammelt hat. Ich habe das bestimmte Gefühl, dass er Wissen hortet, das er mir und dem LAPD vorenthält.
Mir ist, als würde Scotty mich verhöhnen und unter Druck setzen, nicht anders als Mr. Holly und Wayne mit ihrer ausgeprägten Männlichkeit und engstirnigen Willenskraft. Ich muss immer wieder an Mr. Holly und die Frauen denken und mir das im Einzelnen ausmalen, bis mich die Bilder ärgern und schmerzen. Wayne lebt seine Schuldgefühle in einer Affäre mit einer Schwarzen aus und provoziert bei mir eine ähnliche erotische Bilderschau. Er sucht den verlorenen Sohn der Frau, der eine entfernte Ähnlichkeit mit dem überlebenden Räuber vom Überfall hat. Ich stufe dies nicht als gesicherten Hinweis ein; das Gesicht des Räubers war schwer verbrannt und Reginald Hazzard damals erst neunzehn. Vielmehr erscheint mir das als Bestätigung des traumhaften Aspekts meines Lebens, in dem viele neue Gestalten erscheinen und locken.
Benny Boles hat mich ziemlich direkt angemacht; er ist ebenso offen, wie ich versteckt bin, und würde sich wahrscheinlich auf mich stürzen, wenn ich mich der BTA anschließe. Er ist offensichtlich ein psychopathischer Mörder, was sein Vertrauen in die eigene Maskulinität erklären mag. Ich sehe Joan Klein regelmäßig in den Klubs. Sie macht mich ziemlich bewusst an. Sie ist eine verzehrend sinnliche Tänzerin, im Gleichklang mit und völlig unabhängig von ihren männlichen und weiblichen Partnern. Sie nimmt mich im Schatten wahr, findet Augenkontakt und grüßt mich, ohne einen Takt der Musik zu verlieren. Mir ist, als ob sie mir Dinge über mich erzählen würde, die sie meinem Traumzustand entnommen hat. Ich habe mich dabei ertappt, dass ich mit Phantasien von Joan und Mr. Holly zu Bett ging. In Wirklichkeit kennen sie sich nicht, aber ich weiß, dass es die beiden gibt, und habe sie in meiner Psyche zueinanderfinden lassen.
Und Jomo.
Er gehört zum Abschaum, aber ich habe Auftrag, mit Abschaum zu fraternisieren und
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