Blut soll fließen
früher oder später nachgestellt hätte. Jomo toü Umso besser. Unglücklicherweise lässt sich alles ganz anders an.
Das Gerücht steht: Ich soll Jomo an Scotty verraten haben. Das ist nicht wahr.
Jeder, auf den es ankommt, glaubt das trotzdem.
Meine neuen BTA-Brüder sind froh. Richtig so, Bruder Marsh: Dieser Nigger war grund-üüüjbeiund grund-BTA-feindlich. Bei ihnen bin ich abgesichert - sonst nirgendwo.
Ich habe Wayne gesagt, dass ich Jomo nicht verpfiffen habe.
Er behauptete, mir zu glauben, ich bin aber nicht sicher, dass er's tut. Ich habe Mr. Holly gesagt, dass ich's nicht war. Mr. Holly behauptete, mir nicht zu glauben, aber sein Unglaube wirkt nicht ganz überzeugend. Scotty weiß, dass ich nicht der Informant bin, aber er ist gestern bei Tiger-Taksi vorbeigekommen und hat mich vor versammelter Truppe umamn t.
Scotty will, dass die Leute das denken. Ich habe jedes vernünftige Verständnis dafür verloren, was Wayne und Mr. Holly die Leute glauben machen wollen.
Mich lassen sie auf dem Trockenen sitzen. Ich weiß nicht, wer es getan hat. Ich denke nicht, dass mir Scotty den Verrat unterstellt hat, um die von Mr. Holly arrangierte Schlägerei zu rächen. Jemand hat mir das angetan. Ich weiß nicht, wer, aber es muss politisch motiviert sein. Niemand weiß, dass ich ein V-Mann bin, außer Wayne, Mr. Holly und ein paar Leute beim FBI und LAPD.
Es könnte jeder schwarz-militante Narr oder närrische Ideologe sein. Es könnte ein ins Abseits gedrängter oder faktionali-sierter BTA- oder MMLF-Narr mit der Spürnase eines Narren sein.
Ich habe angefangen, eine kugelsichere Weste zu tragen. Die MMLF hat angeblich ein »Kopfgeld« auf mich ausgeschrieben. Einige MMLF-Narren sahen mich in der Central Avenue und haben nicht ausgetrunkene Starkbierdosen nach mir geschmissen.
Ich habe Angst. Ich trage die Weste und verbringe Stunden vor meinem Schlaf zimmerspiegel, um meine Manierismen zu vervollkommnen. Habe ich unbewusst die Neigung verraten? Ich bin nicht im Geringsten weibisch. Hat ein allwissendes Wesen im mir nun eigenen Traumzustand die Neigung wahrgenommen?
Ich habe aufgehört, Fragen nach dem Raubüberfall auf den Geldtransporter zu stellen. Jetzt verlangt der Überlebensinstinkt sein Recht - vor der Gier nach dem Geld und den Smaragden. Ich halte bis auf weiteres still, aber Wayne und Mr. Holly wollen Resultate. Mr. Holly spricht immer wieder davon, die BTA im Heroin-Handel einzusetzen. Er will, dass ich meinen BTA-Brüdern einen entsprechenden Vorschlag mache, die schlicht zu mother-fuckin' blöd sind, um sich das Heroin bei einem Hinterhofsverkauf auf einer Mohnfarm in Thailand zu besorgen, was Mr, Holly nicht in den Kopf will.
Ich habe Riesenangst. Ich halte still. Ich warte. Ich trage die Weste. Ich studiere heterosexuelle Männer und übe mir deren Bewegungen und maskulines Verhalten vor dem Spiegel ein.
Was Heterosexualität angeht, gibt es gerade jetzt einen Silberstreif in meinem Leben: mein verrückter haitianischer Freund Leander James Jackson. Leander liebt mich, auch wenn er total hetero, und damit für mich, leider, unerreichbar ist. Er führte mit Jomo den - von Wayne und mir provozierten - Messerkampf, und so liebt er mich meines angeblichen Verrats wegen, der Jomos Tod zur Folge hatte. Ich habe Leander gesagt, dass ich's nicht war. Leander hat gelacht und gesagt: »Baby Boy, das glaub ich dir nicht.«
Leander liebt 151 er Rum und Marihuana und erzählt gern von seinen Tagen in labeile Haiti. Er hat für die Tonton Macoute Dissidenten gefoltert, Voodoo praktiziert und ist sehr links geworden. Er hat einer Gruppe von Rebellen-Invasoren geholfen und ist auf seiner Flucht von der Insel knapp dem Galgen entkommen. Ich wollte, ich könnte ihm sagen, »Baby Boy, ich habe Bammel, daher halte ich bis auf weiteres still.«
Ich habe einen Freund, zahlreiche namenlose Feinde und zwei feindliche Freunde, die in meiner Nähe lauern. Wayne weiß, dass ich die Neigung habe. Ich will nicht, dass Mr. Holly es weiß, oder weiß, dass die Bilder von ihm und der eigenartigen Frau Joan meinen Traumzustand heimsuchen. Wenn Mr. Holly das wüsste - ich würde sterben.
(Santo Domingo, 03.05.69)
ELEKTRISCHER STUHL.
Er konnte das Bild nicht loswerden. Alles erinnerte ihn daran. Er hatte den Golfplatz-Bunker gefunden. La Banda hatte einen Schwarzen angeschnallt gelassen. Dessen Handflächen waren an den Elektroden geschmolzen. Die Fesseln hatten sich bis auf die Knochen eingebrannt.
Crutch wartete
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