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Blut soll fließen

Blut soll fließen

Titel: Blut soll fließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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in ein nettes Haus in Baldwin Hills umgezogen. Man sehe mir die Wiederholung nach: Ich bin DER MANN.
    Ich habe vom schwarz-militanten Zeitgeist profitiert, von den Größten und den Besten. Die schwarz-nationalistische Bewegung ist in Auflösung begriffen. Sie ist landesweit In eine Reihe von Anklagen, Prozessen, Verurteilungen und vielfältige legale Probleme verwickelt, das Ergebnis jahrelanger Polizei-Infiltrierung und innerer Zwistigkeiten. Eldridge Cleaver versteckt sich in Algerien. Die Panther und US sind aufgrund kleinlicher Prestigekämpfe, allgemeiner Unfähigkeit und angeborener Aufsässigkeit untergegangen. Die BTAund MMLF sind erledigt. Meine Aussagen haben meine Hasch-rauchenden, Schnaps-trinken-den, Huren-jagenden Genossen ins Gefängnis gebracht. Wayne Tedrow hat mit grandioser Geste den Tod gesucht und ihn in Haiti gefunden. Mr. Holly hatte einen Nervenzusammenbruch. Ich bin jetzt Im Ghetto gefürchtet. Ich bin ein bekannter V-Mann, ein berühmter Wendehals und ein aggressiver Bulle.
    »Du bist DER MANN.« Der bin ich allerdings.
    Ich hänge manchmal bei Tiger-Taksi rum. Der neue Besitzer heißt Fred Otash. »Freddy O.« ist ein Ex-LAPD-Mann, ein Ex-Privatdetektiv, ein mafioser Glücksjäger und ein Magnet für unbegründete Gerüchte. Freddy zieht Nötigungen ab, Freddy dopt Rennpferde. Freddy war an den MLK- und RFK-Anschlägen beteiligt. Ich glaube alles und nichts. Ich bin DER MANN. Mit einer neuen, nachweislichen Geschichte und zusätzlichem aktuellem Schick,
    Sonny Liston bleibt ein Tiger-Taksi-Stammkunde. Wir kommen manchmal zusammen. Er liebt Autorität und ist begeistert, dass ich während unserer ganzen Bekanntschaft ein Spitzel war. Sonny hat ein ziemlich schlimmes Heroin-Problem und vermisst seinen Freund Wayne sehr. Er spricht sehnsüchtig von Wayne; ich stimme ihm oft bedauernd zu, denn mir lag auch viel an Wayne. Sonny weiß, dass ich Wayne bei Tiger-Taksi kannte; Sonny weiß nicht, dass wir heimlich zusammenarbeiteten. Die Unterhaltungen mit Wayne fehlen mir besonders. Unsere Traumzustände gingen für einige glückliche Momente nahtlos ineinander über, und wir versuchten zu begreifen, was es damit auf sich hat.
    Mr. Holly fehlt mir nicht. Wir haben seit unserem Treffen vor dem »Feuerwechsel« nicht mehr miteinander gesprochen. Er kennt eine schöngeredete Version der Ereignisse dieses Tages und weiß, dass ich davon profitiert habe. Er will mich ebenso wenig sehen wie ich ihn. Mr. Holly erinnert mich an den Football-Trainer, in den ich auf der Dorsey High verknallt war. Ich fürchtete ihn und sehnte mich zugleich nach seinem Respekt und seiner Zuneigung. Ich gelangte zu noch mehr Selbsterkenntnis und bin mit der Zeit über ihn hinausgewachsen. Adieu, Mr. Holly. Ich habe von Ihnen gelernt. Danke fürs Mitnehmen.
    Ich gehe der Neigung diskret und nur außerhalb der Stadt nach. Ventura und Santa Barbara sind dafür bestens geeignet. Auf der Selma Avenue und dem Hollywood Boulevard nehme ich Schwuchteln fest, wofür ich mich stets mit Quarzsandhandschuhen ausrüste. Ich habe es mir zur Regel gemacht: Jede Schwuchtel, die lispelt oder in meiner Gegenwart zu impertinent die Hüften schwenkt, wird zusammengeschlagen.
    Ich bin ein Bulle. Ich ziehe eine Reihe von Feindschaften unter meinen weißen Bullenbrüdern auf mich. Das macht mir nichts. Ich stehe mich gut mit dem einzigen weißen Bullen, der zählt.
    Scotty hat mich gefragt, ob mir die toten Kinder zu schaffen machen. Ich sagte: »Nicht sehr.« Wir werden uns nie wirklich vertrauen, können uns aber ganz gut leiden. Wir haben unsere Überfall-Informationen abgeglichen und sind übereingekommen: Wir müssen Reginald Hazzard finden. Ich habe gestern bei Mary Beth Hazzard in Las Vegas angerufen. Ich ließ meinen edlen Schwarzmänner-Charme spielen, verwies auf meine Freundschaft mit Wayne Tedrow und gab an, über Waynes Suche nach ihrem vermissten Sohn informiert zu sein. Ich verwies auf meine LAPD-Ver-bindungen und bot ihr meine Hilfe an. Hat Wayne eine Akte über den Vorgang angelegt? Hat er den Fall mit ihr besprochen?
    Mrs. Hazzard war höflich. Nein, sie hätten sich nicht über Reginalds Verschwinden unterhalten. Sie habe die Akte nach Waynes Tod weggeworfen. Sie habe sie nicht gelesen. Sie wollte nichts wissen.
    Ich rief bei Scotty an. Wir schrieben die Akte ab. Ich überprüfte Vegas-Krankenhaus-Akten und brachte Reginald Hazzards Blutgruppe in Erfahrung. Ja, sie war AB -. Ja, sie passte zum Blut des entkommenen

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