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Blut soll fließen

Blut soll fließen

Titel: Blut soll fließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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wartete aufs Badezimmerlicht und mehr Musik. Die er nicht bekam. Wolkenkratzer blinkten in der Innenstadt.
    Ein Schlüssel drehte sich in der Vordertür. Die Tür ging auf und schlug zu. Ihre Schritte waren zu leicht. Sie warf ihre Handtasche nicht hin.
    Er wartete. Er schaute in den Himmel und sah das Rathaus. '51. Damals die LAPD-Zentrale. Er sah einen jungen Bullen, der einen Verdächtigen misshandelte. Eins fünfundneunzig, Bürstenschnitt - der spätere Scotty B.
    Er sah ihren Schatten und roch ihr Haar. Er lehnte sich ans Terrassengeländer. Sie kam und lehnte sich an ihn.
    »Ich habe dich nie belogen oder betrogen.«
    »Das weiß ich.«
    »Marsh hat sehr viel herausgefunden.«
    Dwight wandte sich ihr zu. Sie umarmte ihn. Sein Kinn streifte ihren Scheitel.
    »Ich habe Reginald Hazzard rekrutiert. Jack und ich sind seit vielen Jahren befreundet. Wir haben den Raubüberfall gemeinsam geplant. Reginald ist seit langem in Haiti.«
    Dwight berührte ihr Haar. Das Schwarz der letzten Woche war grau und das Grau weiß.
    »Der Überfall hat unserem Projekt eine völlig neue Dimension verliehen. Scotty weiß, dass Marsh nicht der Typ des einsamen Attentäters ist. Eine derart genaue Überwachung können wir nicht verkraften. Scotty wird sofort wissen, dass wir dahinterstecken.«
    »Sehe ich anders«, sagte Joan.
    Dwight schüttelte den Kopf. »Sie legen sich gegenseitig rein. Scotty organisiert eine Sex-Erpressung gegen Marsh. Marsh weiß, wie du heißt, und weiß, dass du meine Informantin warst. Sie haben Lionel Thornton umgebracht. Marsh marschiert nicht so einfach in einen Attentäter-Anstand.«
    »Sehe ich anders«, sagte Joan. Dwight ballte die Fäuste. Joan fasste sie und zog sie auf ihre Brust.
    »Das verdichtet jede Ebene unseres Subtexts. Das schwärzt Scotty Bennett an und intensiviert das Bedürfnis des LAPD nach Vertuschung, was wiederum die Bedeutung der belastenden Akten und die damit verbundene öffentliche Exponierung unterstreicht. Wir können die Tagebücher kombinieren. Wir können die Bezüge zu Jack Leahy, Reginald Hazzard und mir entfernen. Wir können die Bezüge zu Lionel Thornton entfernen, damit seine Leute nicht zu Schaden kommen. Nimm es als soziales Dokument, das zwangsläufig zu Mr. Hoover und all seinen Übeltaten zurückführt. Der Geldüberfall wird die Spur verschleiern und die Zahl der Leser und wissenschaftlichen Arbeiten befördern. Die Bennett-Bowen-Freundschaft unterstreicht alles und jedes, was ich über Hass und Gier zu sagen hatte.«
    Dwight entzog sich ihr. Karens Badezimmerlicht ging an. Er hörte angestrengt hin. Keine Musik.
    »Was war mit Lionel Thornton?«
    »Er war so was wie ein Genosse.«
    »Er hat das Geld für dich und Jack gewaschen.«
    »Ja.«
    »Jack hat die Bank-Truppe begleitet. Er hat zuvor die Hauptsumme rausgeholt. Er hat ein bisschen Geld zurückgelassen, das gefunden werden sollte.«
    »Ja«, sagte Joan, »jetzt weißt du alles, aber du hast nicht alles gesagt und nicht alles gefragt.«
    Dwight sah sie an. »Ich habe dir nichts vorzuwerfen. Nach all dem, was ich getan habe, kann ich das einfach nicht.«
    »Und die offene Frage?«
    »Die Frage lautet: >Wer bekam das Geld?< Die Antwort lautet: >Das ganze Geld ging an die Gute Sache.<«
    Die Musik setzte leise ein. Dissonante Streicher. Es war sehr spät. Sie wollte, dass sie das leise hörten.
    »Ich will das nicht verlieren«, sagte Joan.
    Dwight hörte angestrengt auf die Musik. Ein schwacher Wind überdeckte sie.
    »Marsh weiß über dich Bescheid, Scotty könnte von dir erfahren. Dann würdest du in Gefahr geraten und dein Name öffentlich bekannt werden.«
    Joan schüttelte ihren Kopf. »Scotty weiß nichts von mir. Marsh wird weder ihm noch jemand anderem irgendetwas sagen. Er ist ein habgieriges, selbstsüchtiges Männchen. Der alles für sich allein will. Du hast die Tagebuchseiten gelesen. Sonst niemand. Ich werde außen vor bleiben, und niemand wird etwas von dem glauben, das Scotty über dich erzählt. Er ist der Bullen-Kumpel des warmen Nigger-Bruders und du der Kronzeuge der amerikanischen Regierung, der es nicht mehr ertragen kann und gestehen muss.«
    Dwight wischte ihr die Tränen aus den Augen. Joan hielt seine Hände umklammert, ihre Knöchel waren weiß.
    »Lass mich wissen, was Mr. Hoover dir angetan hat.«
    »Nein«, sagte Joan, »das sag ich nicht.«
    DOKUMENTENEINSCHUB : 03.12.71. Telexmitteilung. Bezeichnung: »Vertraulichkeitsstufe 1A: Pari nur vom Empfänger eingesehen werden. Nach

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