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Blut soll fließen

Blut soll fließen

Titel: Blut soll fließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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Sie in Haiti waren«, sagte Crutch. »Ich denke, Sie sollten schleunigst verschwinden.«
    (Washington, D.C., 07.12.71)
    Harvey's war gerammelt voll. Er wartete an der Bar. Howard Hunt war verspätet. Die Lunch-Gäste besuchten sich gegenseitig an ihren Tischen.
    Ted Kennedy und John Mitchell. Vize Agnew, der seinen Witz gleich für mehrere Tische riss. Dwight bekam Wortfetzen mit. Ein Löwe fickt ein Zebra, haha.
    Er hatte Jetlag und seit Tagen nicht mehr richtig geschlafen. Er hatte gestern mit Jack Leahy zu Mittag gegessen. Es war eine zähe Angelegenheit gewesen. Sie sprachen beide nicht über die Operation. Joan hatte Jack davon erzählt. Er stimmte zu und freute sich darüber. Sein Ausdruck signalisierte Einverständnis. So viel war klar.
    Jack war gekommen, um zu sprechen - ausschließlich zu seinen Bedingungen. Er sagte, er kenne Joan schon lange. Er sagte, er habe das Geld rausgeholt. Sie sprachen nicht über den Überfall. Jack sagte, sein Hass auf Hoover entspreche dem von Joan. Dwight hatte wissen wollen, wieso. »Das sag ich nicht«, hatte Jack gesagt.
    Hunt hatte sich verspätet. Das ärgerte ihn. Karen und die Kinder waren da. Dwight trank Kaffee und behielt das Restaurant im Blick. Ronald Reagan kam rein. Er bekam Oooohs, Aaaaahs und Pfiffe.
    Er hatte drei Tage mit Joan durchgearbeitet. Sie hatten falsche Tagebucheintragungen mit Marshs tatsächlichem Text kombiniert. Jetzt passte alles nahtlos ineinander. Sie hatten den Lionel-Thornton-Mord gestrichen. Denn der Mord könnte Scotty, wenn man bei ihm Druck machte, zum Reden bringen. Die Auslassung würde ihn vielleicht schweigen lassen. Joan hatte Lionel Thorn-ton nahegestanden. Die Auslassung würde seine Familie schonen.
    Der neue Text enthüllte Marshs Fixierung auf den Überfall. Er war mit dem ebenso fixierten Scotty eine Partnerschaft eingegangen und unergiebigen Hinweisen nachgegangen. Marsh bestand jetzt ganz aus Gier und Perversion. Seine politischen Verwicklungen erfolgten spät. Er war Bauernopfer und Drahtzieher in einem. Seine Psyche war in sechzehn Millionen Teile zersplittert. Die Bullen nahmen ihn bei sich auf und gaben ihm eine Identität. Die Bullen wiesen ihn an, diese zu behalten, während er innerlich eine antithetische Haltung annahm. Die Suche nach dem Geld und den Smaragden führte nirgendwohin. Er wusste weder, wer er war, noch, wo er hingehörte, noch, was er tun sollte. Er entschied, eine öffentliche Figur zu töten, um die vielen Facetten seiner Persönlichkeit auf einen Nenner zu bringen.
    Howard Hunt kam rein. Dwight winkte ihn rüber. Der Barmann sah ihn und mixte einen Martini.
    Er nahm zwei Schlucke und holte die Pfeife raus. Er wischte sich die Brille mit der Krawatte ab.
    »Ich kann nicht zum Essen bleiben.«
    »Habe ich nicht erwartet.«
    »Es ist warm draußen. Der Frühling wird drückend heiß.« Dwight reichte ihm einen Umschlag. Hunt steckte ihn ein und zündete seine Pfeife an. »Nun?«
    »Diesen Sommer. Das Watergate. Den genauen Zeitpunkt und das Personal bestimmst du.«
    »Das alte Mädchen hat ihn abblitzen lassen. Sagt man.«
    »Der Chef mag mich. Lassen wir's dabei bewenden.«
    Hunt kippte seinen Martini. »Bist du zuständig?«
    Dwight schüttelte den Kopf. »Schau in den Umschlag. Es gibt einen Münzfernsprecher, wo du anrufen kannst. Der Chef hat was für Kubaner übrig. Du kennst dich damit aus. Es geht ausschließlich um tote Briefkästen, Zwischenträger und sofort zu vernichtende Papiere. Ich halte mich von jetzt an raus.«
    Hunt legte einen Fünfer hin. Dwight reichte ihn zurück.
    »Das geht auf mich.«
    »Dwight >der Eintreiben. Stets der Gentleman.« »Hat mich sehr gefreut, Howard.«
    Hunt setzte eine Golfkappe auf und ging ins Freie. Die Tür öffnete sich weit. Das Sonnenlicht erreichte die Bar und die Tischplatte. Zwei mächtige Kerle führten einen gebrechlichen alten Mann herein.
    Er schlurfte. Die Kleider schlotterten ihm am Leib. Die Brille rutschte ihm von der Nase. Leberflecke, faltiger Hals. Winzige Trippelschritte.
    Der Alte schaute rüber und sah ihn. Er hatte unstete dunkelbraune Augen. Nach außen war keine Reaktion zu erkennen. Dwight kniff die Augen zusammen und schaute genauer hin. Mr. Hoover starrte reglos geradeaus.
    Die Leibwächter führten ihn zu einem Tisch. Für die fünfzehn Meter brauchte er drei Minuten. Er sah sich unbestimmt im Restaurant um. Niemand bemerkte ihn. Die Menschen gingen um ihn herum. Ein Kellner servierte ihm vorgekochtes Essen.
    Dwight sah ihn

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