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Blut soll fließen

Blut soll fließen

Titel: Blut soll fließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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weiß?
    Von grundsätzlicher Bedeutung: die Konvergenz. Zusatzproblem: die Marsh-Scotty-Verbindung. Entscheidende Frage: Müssen wir wegen der Schwuchtel-Erpressung abbrechen?
    Dwight spülte drei Aspirin mit Kaffee runter. Kein gutes Vorzeichen - die erste Migräne seit Silver Hill.
    Die Zapfenbolzen funktionierten immer. Der Ölfilm hinterließ keine Werkzeugspuren. Seine Brille sorgte für das nötige gespenstische Licht.
    Dwight zog die Tür hinter sich zu. Das Wohnzimmer roch reif. Weihrauch-Reste hingen in der Luft. Marsh hatte sich einen neuen Kandinsky gegönnt. Und die Symmetrie der nördlichen Wand versaut.
    Dwight durchsuchte die Wohnung. Einbruch Nr. 6000. Die vergeblich wiederholte polizeiliche Bemühung - genau was ihm lag.
    Er klopfte Wandtäfelungen ab, öffnete Schubladen, griff unter
    Sofas und Teppiche. Er sah Staub, der aus einem Deckenbalken rieselte. Der Balken war poliert. Das konnte nicht sein.
    Er zog einen Stuhl heran und stellte sich darauf. Er kniff die Augen zusammen. Er bemerkte schwache Markierungen auf der einen Seite des Balkens. Der Staub rieselte aus einem fast unsichtbaren Schnitt.
    Er drückte dagegen. Das Holzstück klappte nach innen. Ein kleines Scharnier und eine Laufleiste quietschten. Die Tür war beinahe unsichtbar und rechteckig. Zwanzig auf fünfundzwanzig Zentimeter.
    Papiergeruch. Gleich wahrnehmbar - klarer Fall.
    Er griff hinein. In Leder gebunden. Marsh hatte Stil - von Hand aufgeschnittene Seiten.
    Er zog das Buch raus und stieg vom Stuhl. Er legte die Minox bereit. Er legte es auf Marshs Pult und las.
    Er kannte Marsh. Wie das Tagebuch umgehend bestätigte. Der Erzählstil war ähnlich. Sie wussten beide, wie klug sie waren. Sie hatten beide den gleichen trockenen Humor. Sie verehrten beide Ruch- und Gewissenlosigkeit. Marsh war erst seit kurzem auf den Geschmack gekommen und ganz hingerissen. Oh, du Anfänger. Oh, du mein Bruder. Du kennst nicht den Preis.
    22:21. Er hatte zwei Filmpatronen. Er konnte einen Großteil des Textes ablichten.
    Ein umständlicher Vorgang. Umblättern, Kamera ausrichten, knipsen. Er ging nah ran und las, während er fotografierte. Alles da. Seine Welt und die von Bruder Bowen.
    Der Überfall als Heiliger Gral. Seine kindliche Schwärmerei für D. C. Holly. Seine doppelbödige Kumpanei mit Scotty B. Wayne Tedrow und der lange verloren geglaubte Reggie. Reggie als Überlebender des Überfalls und Smaragd-Mittelsmann. Der Lionel-Thornton-Mord. Die drei Reisen nach Haiti. Marsh, der Joan als »die Frau« identifiziert. Was er Scotty verschweigt.
    Er schoss zweiundsiebzig Seiten. Der Film ging ihm aus. Er prägte sich einen Großteil des Textes ein. Er steckte das Tagebuch zurück und wischte den Staub weg. Er ließ das Zimmer scheinbar unberührt zurück.
    Seine Migräne war verflogen. Die Operation war gefährdet. Er fühlte sich ruhig und leicht und irgendwie besonders.
    Die Notunterkunft war dunkel. Joan war ausgegangen. Karen spielte die Große Fuge in voller Lautstärke. Er ging auf die Terrasse. Karens Badezimmerlicht brannte. Die Musik erklang aus einem kleinen hellen Viereck.
    Die Dunkelkammer war voll ausgerüstet. Joan war im Filmentwickeln besser als er. Grundsätzlich wusste er, wie es ging. Er spulte die Filmrollen in den Tank, knipste die roten Lampen an und füllte die Schalen. Vier Stunden Arbeit insgesamt.
    Er schnitt die Filmstreifen in Stücke und hängte sie auf. Er sah zu, wie Worte auf Papier erschienen. Er machte eine Pause und rief bei Spanner an. Der Tunichtgut bekam kein Wort dazwischen. Er erwähnte die Smaragde, Joan Klein und den Überfall. Nichts unternehmen, Mistkerlchen. Kapiert?
    Spanner schluckte und sagte »Ja«. Dwight ging wieder an die Arbeit.
    Er brachte die Vergrößerungen zu Ende. Er hängte alle Fotos auf und ließ sie trocknen. Er nahm sie ab und holte sie ins Wohnzimmer.
    Ich stelle eine Geschichte zusammen. Mit Erzählperspektive auf Augenhöhe. Ich gestalte sie so, dass man sie ebenso überfliegen wie eingehend studieren kann.
    Er hängte die Bilder an die Wand. Sie erzählten Marshs und seine Geschichte. Er erzählte sie in drei um die Wände herumlaufenden Streifen.
    Die Fotos waren zu dunkel und verzogen. Das machte nichts. Das Licht im Wohnzimmer war vorzüglich.
    Er ging auf die Terrasse. In Karens Schlafzimmer brannte noch Licht. Er richtete den Feldstecher aus. Dina rannte weinend ins Zimmer. Karen nahm sie hoch und hielt sie. Liebes Kind, böser Traum.
    Die Lichter gingen aus. Er

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