Blut soll fließen
unmittelbar vor sich. Sie waren nicht weit voneinander entfernt. Er trat von der Bar weg. Er stellte sich deutlich erkennbar hin.
Mr. Hoover schaute rüber. Dwight winkte. Mr. Hoover blieb ausdruckslos.
Ein Leibwächter zerschnitt ihm das Steak. Der andere Leibwächter fütterte ihn. Ted Kennedy bemerkte ihn und sah weg. Ronald Reagan lächelte und winkte ihm zu. Mr. Hoover nahm das ausdruckslos zur Kenntnis. Speichel lief ihm übers Kinn.
Dwight trat drei Schritte näher. Nun war er überdeutlich zu erkennen. Mr. Hoover hustete. Der Speichel tropfte auf den Teller. Ein Kellner sprang hinzu und wischte ihn weg. Dwight trat noch näher. Er baute sich in voller Größe auf. Mr. Hoover befand sich unmittelbar vor ihm. Er schaute Dwight direkt an und nahm ihn nicht wahr.
Die Mädchen hüpften um das Monument herum. Dwight und Karen hielten auf einer Parkbank Händchen.
»Hast du ihnen gesagt, dass Washington der Vater unseres Landes war?«
Karen lächelte. »Deine amerikanische Geschichte ist nicht meine amerikanische Geschichte.«
»Da wage ich zu widersprechen.«
»Angesichts der jüngsten Vorgänge könnte ich dir recht geben. «
Die Wiese war voller Kindermädchen mit Kinderwagen und Fußball spielenden Kindern. Ein kleiner Junge bemerkte Dwights Pistolengurt und strahlte.
»Wir sind jetzt seit sieben Jahren zusammen«, sagte Karen.
»Ich weiß. Im Februar wirst du siebenundvierzig.«
»Lad mich irgendwohin für ein Wochenende ein. Ich versuche ständig, mich innerlich auf deinen Verlust vorzubereiten. Du bist im Begriff, etwas nicht Wiedergutzumachendes zu begehen. Ich will davor noch ein paar Augenblicke mit dir genießen.«
Dwight zog ein Knie hoch und wandte sich ihr zu. Karen sah ihn an. Er hielt ihr Gesicht in seinen Händen. Über das einige Tränen rollten. Er wischte sie mit seinen Daumen ab.
»Ich tu's nicht.«
Karen zog sich von ihm zurück. Die Tränen rollten wie verrückt. Sie zog ihren Pullover aus und trocknete sich die Augen.
Die veilchenfarbene Strickjacke aus Kaschmir. Sein erstes Weihnachtsgeschenk. »Wie«, hatte sie gesagt, »du hast mir keine rote gekauft?«
»Wieso?«
»Niemand stirbt«, sagte Dwight.
Er hatte eine große Suite im Willard. Vom FBI bezahlt. Das Badezimmer hatte eine riesige Duschkabine.
Der Zimmerservice schickte eine Flasche Bourbon hoch. Das Wasser lief ihm im Mund zusammen. Er trug Aktentasche und Flasche ins Badezimmer. Er warf die Tagebuchblätter in die Dusche und kippte den Bourbon drüber.
Er zündete ein Streichholz an und ließ es fallen. Die Duschkabine dämmte die Feuersbrunst ein. Er ließ die Flammen hoch auflodern.
Der Duschkopf befand sich vor der Kabine. Er drehte das Wasser an und besprühte alles. Von den Blättern war nur schwarze Schmiere übrig.
Oberhalb des Klos hing ein Wandtelefon. Dwight rief direkt bei der Notunterkunft an. Dreimal klingeln, dann ein »Ja?«. »Wir lassen's. Ich kann nicht.« »Nein«, sagte Joan und legte auf.
DOKUMENTENEINSCHUB : 08.12.71-17.01.72. Auszug aus dem Tagebuch von Marshall E. Bowen.
Ich habe immer gewusst, wenn was vorbei war. Ich habe die Tür aufgemacht, den dummen Jungen auf meiner Veranda stehen sehen und begriffen, dass viele Stränge meines Lebens an ihr Ende gelangt sind. Ich habe ihn nicht aufgefordert, sich zu erklären; ihn nicht wissen lassen, dass ich ihn oft genug hier und da bemerkt hatte, um in ihm den geschickten Beschatter wiederzuerkennen, der sich in meinem Leben einigermaßen auskennt. Als ich an ihm vorbeiging, um die Tageszeitung aus dem Vorgarten zu holen, sah ich, dass sich der Junge Fotografien von Joan Rosen Hein an sein Armaturenbrett geklebt hatte. Da wusste ich: Das war's.
Er fuhr davon. Ich habe mein Tagebuch aus dem Versteck geholt, mein Bankkonto leer geräumt, die Tasche gepackt und bin hierher geflogen. Ich ging nicht davon aus, dass Scotty herkommen oder die Enthüllung unserer zahlreichen Verbrechen riskieren würde, indem er mir das LAPD auf den Hals hetzte. Ich wusste instinktiv, dass sich das Geld in L. A. und Reginald und die Smaragde hier befanden. So bestieg ich ein Flugzeug und flog nach Port-au-Prince.
Port-au-Prince ist sehr schwarz. Ich bin ein fließend Französisch sprechender Schwarzer, Amerikaner, Polizist. Ich habe das Sprachgefühl des begabten Schauspielers. Zwar würde ich nie als rein haitianisch durchgehen, kann aber fließend kreolisches Französisch sprechen. Die Eingeborenen fühlen sich geehrt, wenn ausländische Trampel versuchen,
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