Blut soll fließen
sozialistischen Versammlungshallen und verteilten Flugblätter an Arme und Hungrige. Sie beherbergten und fütterten flüchtige Linke. Sie hatten Schlägereien mit Schlägern, die Streikposten angriffen, und mussten drei- bis viertägige Festnahmen über sich ergehen lassen. Sie kämpften ihren Krieg. Isidor Klein kämpfte seinen Krieg gegen J. Edgar Hoover, der ein immer größeres Echo fand.
Seine Waffe waren Worte. Smaragde finanzierten die heimliche Publikation von Hoover-feindlichen Traktaten. Die Isidor Klein in beachtlichen Mengen vertrieb. Was Mr. Hoover wutentbrannt zur Kenntnis nahm und eine Beschattung rund um die Uhr einleitete. Isidors Druckereien wurden wiederholt gestürmt und Isidor mehrmals eingesperrt. Smaragde holten ihn aus der Haft. Die Steine waren kleine Geschenke, Talismane, Souvenirs und Bestechungsmittel. Die Depression war auf dem Höhepunkt. Ein kleiner Smaragd hielt eine Bullen-Familie monatelang über Wasser. Das Grüne Feuer war die Flamme der Magie und der Revolution. Das war Mr. Hoover bekannt. Es gelang ihm nicht, die Verbreitung der Smaragde und damit der Traktate zu unterbinden. Er nahm an, dass Isidor Klein in seinem Haus an der East 63rd einen Smaragd-Schatz hütete. Er befahl einem Trupp New Yorker Agenten, die Wohnung zu durchsuchen und den Schatz zu stehlen. Das war 1937. Joan Rosen Klein war zehn Jahre alt.
Die Truppe wurde von Special Agent Thomas D. Leahy angeführt. Ein Witwer mit einem sechzehnjährigen Sohn namens Jack. Die Truppe nahm Isidors Wohnung auseinander. Sie fanden dreiundzwanzig Pfund feinster Muzo-Smaragde und stahlen sie. Isidor kam spätabends zurück. Er bemerkte den Diebstahl und erlitt eine tödliche Herzattacke.
Joseph und Helen Klein standen nun mittellos da. Sie wussten, dass Hoover den Einbruch organisiert hatte, und erzählten Joan die Geschichte in allen Einzelheiten. Hoover behielt die Smaragde. Er verteilte kleine Mengen an Arschkriecher als Quidproquos. Die Quaqueros fanden weniger kontroverse Juwelenimporteure. Hoover beschenkte Anführer von Streikbrechern und Infiltrato-ren von subversiven Gruppen. Die meisten der Steine behielt er für sich.
Isidor Kleins Tod setzte Tom Leahy schwer zu. Er entwickelte einen Abscheu vor Mr. Hoover. Die Angst und der Ekel, den er vor Mr. Hoover empfand, entsprachen seiner Schuld und seinem Selbsthass. Etwas in ihm war gebrochen oder hatte sich richtiggestellt. Er wurde radikalisiert.
Er half heimlich Linken und warnte sie vor bevorstehenden FBI-Razzien. Er tat dies mit großer Vorsicht und verdeckte seine Spuren. Agent Tom wurde zum wichtigsten Geheimnis des linken Untergrundes. Die Kleins hatten von ihm gehört. Niemand wusste, dass er den Smaragd-Einbruch geleitet hatte. Hoover hatte jede öffentliche Erwähnung unterdrückt. Agent Tom gestand die Tat Joe und Helen Klein und ihrer Tochter. Joe und Helen vergaben ihm. Eine tiefe Freundschaft entwickelte sich. Für Agent Tom bedeutete ihre Vergebung viel. Sie inspirierte ihn. Er war ein begabter Anwalt und Kriminalist. Er wusste, wie man Informationen zusammenstellen und für die Anklage vorzubereiten hatte. Er entschied sich, eine große Akte über J. Edgar Hoover anzulegen und diese öffentlich zu machen.
Er befragte andere Agenten, Hoover-Arschkriecher, Polizeidienstkollegen und Rivalen. Er nahm eidesstattliche Aussagen von Zeugen über Hoovers lässlichen Umgang mit dem Gesetz und seine absichtlichen Vertuschungsbemühungen auf. Die Akte wurde einige tausend Seiten lang. Sie katalogisierte Habgier, Kleinlichkeit und die umfassende Verletzung bürgerlicher Rechte und ausschweifenden Machtmissbrauch. Joe und Helen Klein lasen die Akte. Die junge Genossin Joan las die Akte und war fasziniert und empört.
Man schrieb Herbst 1940. Joan war vierzehn. Tom Leahys Sohn Jack war beinahe zwanzig. Tom Leahy war ein Roter mit FBI-Marke. Er erzog Jack zu einem Bullen-Revolutionär. Mr. Hoover war fünfundvierzig. Er hatte die Smaragde. Er hatte Erfolg. Er besaß nun die Macht, die er immer angestrebt hatte.
Er hatte einen Mythos geschaffen. Den Nachrichten und Radiowellen in seinem Sinne verbreiteten. Er hatte ein sicheres Gespür für seine Zeit. Er gestaltete eine Geschichte, die von moralischer Eindeutigkeit und der eigenen Überlegenheit handelte. Maßgeschneidert für die Depression und den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Die den nicht enttarnten anderen als allgegenwärtig darstellte. Und die Existenz des FBI unter seiner Leitung garantierte, solange er
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